Digitalisierung erst am Anfang – Ärzte sehen Politik in der Bringschuld
Von der fortschreitenden Digitalisierung versprechen sich die Ärzte insbesondere Lösungsansätze für den wachsenden bürokratischen Aufwand, den 80 Prozent als das größte Problem in ihrer Tätigkeit sehen. Die Politik müsse im Bereich Digitalisierung mehr tun (58 Prozent).
Bei den unter 45-jährigen Ärzten denken sogar mehr als zwei Drittel so. 53 Prozent der Ärzte rechnen damit, dass die Digitalisierung die Medizin grundlegend ändern wird – für vier Prozent ist dies sogar schon geschehen.
Den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) bewertet knapp die Hälfte als Chance, 38 Prozent sehen eher Risiken. KI könne die ärztliche Expertise aber auch nicht ersetzen: 83 Prozent sehen die entscheidende Rolle in der Gesundheitsversorgung zukünftig weiter bei menschlichen Ärzten.
Bürger zunehmend offen für Telemedizin, aber nur wenige Mediziner planen Angebote
Telemedizin käme für die Bevölkerung zunehmend infrage (2019: 33 Prozent, 2016: 22 Prozent) – bei den unter 30-Jährigen sogar für etwas mehr als die Hälfte. Mediziner rechnen auch immer mehr mit entsprechenden Angeboten in den nächsten zehn Jahren (89 Prozent), bei den Bürgern sind es noch deutlich weniger (48 Prozent).
Die Ärzte sehen in der Telemedizin eine Antwort auf den Ärztemangel (57 Prozent) und bescheinigen ihr generell mehr Vorteile (58 Prozent) als Nachteile (30 Prozent). Momentan bieten aber kaum Krankenhausärzte (vier Prozent) und noch weniger Niedergelassene (zwei Prozent) telemedizinische Angebote an und planen dies auch nicht (86 Prozent bzw. 88 Prozent).
Die Gründe hierfür liegen vor allem in der erwarteten eigenen Kostenbelastung (48 Prozent) und dem steigenden Verwaltungsaufwand (74 Prozent). Zudem zweifeln die Ärzte daran, ob der Datenschutz der Patienten ausreichend gewährleistet ist (63 Prozent). (dr)
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