12. Branchengipfel Sachwertanlagen: „Langfristiges Mindset, statt kurzlebige Trends“

Foto: Florian Sonntag
Nico Auel: „Wir verzeichnen weiterhin gute Platzierungsergebnisse und beobachten keine Zurückhaltung.“

RWB wurde 1999 mit der Zielsetzung gegründet, die Anlageklasse Private Equity als wichtigen Baustein für den Vermögensaufbau privater Anleger zu etablieren. Seither ermöglicht das Unternehmen aus Oberhaching Privatanlegern über Dachfonds die Investition in institutionelle Private-Equity-Fonds. Nico Auel ist Geschäftsführer der RWB Partners GmbH. Nachfolgend seine Statements zu den Chancen bei der Unternehmensfinanzierung.

Seit einiger Zeit haben wir es mit einer Rekordinflation, deutlichen Zinssteigerungen, stark schwankenden Börsen und einer Material- und Energiekrise zu tun. Wie ist RWB durch diese Zeit gekommen?
Auel: In den letzten 12 Monaten haben sich alle unsere Dachfonds bis auf eine einzelne Ausnahme positiv entwickelt. In vielen Fällen konnten unsere Dachfonds sogar zweistellige TVPI-Zuwächse erreichen. Die Portfolios beweisen sich also als robust, wie bereits während der ersten Pandemie-Jahre. Gerade in Bezug auf die Inflation sorgt unser Anlagefokus auf Markt- und Technologieführer im mittleren Marktsegment für Stabilität. Diese Unternehmen sind meist in der Lage gestiegene Kosten in Form höherer Preise an die Kunden weiterzugeben.

Wie stellt sich die Situation aktuell im Fundraising dar?
Auel: Wir verzeichnen weiterhin sehr gute Platzierungsergebnisse und beobachten keine Zurückhaltung. Zuletzt ließen lediglich die Abschlüsse bei den Sparplänen etwas nach. Wir werten das als ein Indiz dafür, dass sich Kunden derzeit mit längerfristigen Zahlungsverpflichtungen etwas schwertun. Was die Rückflussentwicklung angeht, haben die Schwankungen an der Börse und auch die Zinssteigerungen bei unserem Anlagefokus nur geringe Relevanz. Im mittleren Marktsegment setzen die Private-Equity-Fonds vergleichsweise wenig auf Fremdkapital und Börsengänge als Exit-Option sind zumindest in Nordamerika und Europa in diesem Segment eher die Ausnahme. Wir verkaufen hier in der Regel an strategische Investoren oder größere Private-Equity-Fonds, denen weiterhin viel Kapital zur Verfügung steht.

Mit anderen Worten, der Rückgang der Aktienkurse an den Börsen hat sich noch nicht in den Unternehmensbewertungen im Private-Equity-Bereich niedergeschlagen?
Auel: Bislang schlägt es sich nicht in den Zahlen nieder. Die Entwicklung ist bei Private Equity allerdings aufgrund der quartalsweisen Bewertung ein wenig zeitversetzt, so dass ein kleiner Dämpfer in den nächsten Zyklen keine Überraschung wäre. Das aktuelle Feedback unserer Zielfonds enthält allerdings bisher keine Alarmsignale, was die kommenden Quartale betrifft.

Viele Kunden sind in der derzeitigen Situation verunsichert. Ist mit der Inflation auch die Erwartungshaltung an ihr Produkt gestiegen? Und wie gehen Sie damit um?
Auel: Unabhängig vom derzeitigen Umfeld arbeiten wir mit unseren Vertriebspartnern daran, einen Wechsel bei den Anlegern hin zu einer langfristigen Perspektive zu bewirken. Ein langfristiges Verständnis ist die Voraussetzung für erfolgreichen, nachhaltigen Vermögensaufbau. Wir bieten mit unseren Fonds breit gestreute Investitionen in führende mittelständische Unternehmen weltweit an. Ganz gleich, wie sich der Markt gerade verhält, ist es sinnvoll, sich an diesen Unternehmen zu beteiligen. Dieses langfristige Mindset zu schaffen, statt kurzlebigen Trends hinterherzulaufen, ist keine einfache Aufgabe. Bei dieser Herausforderung leisten Berater einen enormen Wertbeitrag. Ohnehin sind sie zwingend notwendig, denn AIFs werden nach wie vor nicht gekauft, sondern verkauft. Die Frage „Lohnt sich dein Produkt noch?“ wurde mir in Gesprächen mit Beratern oder auch Kunden noch nie gestellt. Unser Anlagefokus liegt auf Fondsmanagern, die Unternehmen identifizieren, für die es keine oder nur wenige Substitute gibt. Wir haben uns beispielsweise unlängst in den USA an einer Firma beteiligt, die Marktführer in der Gefriertrocknung ist. Bei dieser Marktstellung in einer solchen Nische lassen sich 30 bis 40 Prozent Preissteigerung in einem absehbaren Zeitrahmen darstellen und damit steigt natürlich auch die nominale Rendite für diese Beteiligung. Unsere Kunden entwickeln sofort ein langfristiges Verständnis, wenn wir unser Produkt mit solchen Beispielen transparent und einfach erklären.

Im Bereich ESG sind viele Dinge nicht nicht final geklärt. Wie bewerten Sie das Thema aus Sicht von RWB?
Auel: Nachhaltiges Wirtschaften ist für die Gesellschaft zentral und ebenso für die nachhaltige Wertschöpfung in Unternehmen. Die Finanzindustrie kann und muss dabei ihren Beitrag leisten. Über die Umsetzung in den Regulierungspaketen kann man allerdings diskutieren. Bei der Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen habe ich die Hoffnung, dass die Emissionshäuser noch stärker zusammenarbeiten. Die Beratungsplattform Walnut Live hat meiner Meinung nach eine Lösung für die Abfrage der Präferenzen entwickelt, die sich als Marktstandard eignet. Wir tauschen uns hier proaktiv mit anderen Emittenten und Vertrieben aus mit dem Ziel, einem solchen Marktstandard immer näher zu kommen. Ein erster Erfolg ist bereits eine einheitliche Einteilung der Risikoklassen von eins bis sieben in Walnut Live. Damit ist die Grundlage geschaffen, die Kombination von Produkten verschiedener Anbieter in einem Beratungsprozess abzuhandeln.

Apropos Plattformgeschäft. Was kann eigentlich Digitalisierung für den Vertrieb leisten?
Auel: In den letzten Jahren wurden kontinuierlich neue Regulierungspakete eingeführt. Diese zu erfüllen, bedeutet einen erheblichen Aufwand mit entsprechenden Mehrkosten – sowohl für die Emittenten als auch die Berater und Vermittler. Mit digitalen Lösungen wie Walnut Live entstehen enorme Effizienzgewinne, da verpflichtende Abfragen standardisiert und deren Vollständigkeit automatisch geprüft und dokumentiert werden. Wir haben bei der RWB bislang 3.200 komplett digitale Beratungen und Abschlüsse verzeichnet, bei denen weder für uns, noch für die Vertriebspartner lästige Nacharbeiten angefallen sind. Die Digitalisierung ist für uns und unsere Partner also bereits sehr wertvoll. Digitale Tools für den Finanzvertrieb entfalten sich allerdings erst dann vollumfänglich, wenn Berater für alle Produktanbieter möglichst einheitliche Prozesse vorfinden – im Optimalfall auf einer, höchstens zwei Plattformen. Dafür müssen wir als Branche an einem Strang ziehen und Lösungen erarbeiten.

Letzte Frage. Wo will RWB im kommenden Jahr Akzente setzen, was kann der Vertrieb erwarten?
Auel: Wir haben bei unserem Angebot RWB Direct Return 4 nach wenigen Monaten im Vertrieb bereits im August das anvisierte Zielvolumen von 20 Millionen Euro erreicht, anschließend die aktive Vermarktung eingestellt und zuletzt mit den letzten Nachzüglern bei 25 Millionen Euro geschlossen. Der Nachfolger dieses Erfolgskonzepts steht bereits in den Startlöchern, so dass wir gemeinsam mit dem RWB International 8 wieder mit einem länger und einem kürzer laufenden Produkt am Markt sind. Die bereits angesprochene Digitalisierung der Beratung spielt weiterhin eine große Rolle. Wer die Walnut-Technologie einmal ausprobiert hat, erkennt die Mehrwerte für die Beratung in der Regel spielerisch. Vor allem die weniger digitalaffinen Berater benötigen dabei einen Anstupser und Unterstützung. Hier werden wir weiterhin Zeit investieren. Und zu guter Letzt werden wir Schulungs- und Veranstaltungsformate weiter hochfahren, insbesondere um die vielen neuen Vertriebspartner und Vertriebsgesellschaften zu unterstützen. Das Kapitalmarktumfeld der letzten Jahre hat Private Equity viel positive Aufmerksamkeit verschafft. Das Interesse von Finanzberatern an unseren Produkten steigt aktuell deutlich.

Interview: Frank Milewski und Stefan Löwer, beide Cash.

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