Tobias Friedrich, Senior Manager Clients and Markets, Santander Asset Management:
„Der starke Anstieg der Inflation ist nicht nur auf die russische Invasion in der Ukraine zurückzuführen, sondern auch das Ergebnis größerer struktureller Veränderungen in der Weltwirtschaft. Anspannungen insbesondere am US-Arbeitsmarkt, eine drängende Energiewende sowie geopolitische Spannungen, stellen die Globalisierung vor neue Herausforderungen.
Die Botschaft der Zentralbanken ist klar: Die Priorität im derzeitigen Umfeld besteht darin, Preisstabilität wieder herzustellen, auch zu Lasten des Wirtschaftswachstums. Trotz der derzeitigen Inflationsdynamik beobachten wir zwei positive Entwicklungen: bereits erste Entspannungstendenzen bei den Warenpreisen und mittelfristig niedrigere Inflationserwartungen. Der Höhepunkt bei den Leitzinserhöhungen scheint kurz bevorzustehen, dennoch dürfte der Schwenk zur Lockerung der Geldpolitik womöglich erst im Jahre 2024 erfolgen.
Selten zuvor gab es so viele Risikofaktoren an den Märkten wie in den vergangenen Monaten, dennoch blicken wir vorsichtig optimistisch auf das Jahr 2023. Der konjunkturelle Schwächephase insbesondere im Euroraum sollte aufgrund voller Gasspeicher und einer etwas besser als erwarteten Wetterlage moderat ausfallen. Die Leitzinsen könnten zur Jahresmitte ihren Höchststand erreichen. Dennoch dürfte die Inflation aufgrund der hohen Energiepreise zunächst erhöht bleiben, sollte sich aber im Jahresverlauf wieder abschwächen. Für 2023 erwarten wir keine Zinssenkungen.
In diesem Umfeld rechnen wir zwar mit etwas ansteigenden Anleiherenditen, die dahinterstehende Dynamik sollte aber moderat bleiben. Aufgrund niedriger Bewertungen und relativ stabiler Unternehmensgewinne sollten auch die Aktienmärkte im einstelligen Prozentbereich zulegen können.“