Marcel Huber, Senior Portfolio Manager, Blackpoint Asset Management:
„Für das kommende Jahr 2023 erwarten wir rückläufige Teuerungsraten in den Industriestaaten, aber auch negative Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik auf die Realwirtschaft. Die Fed steht vor der Herausforderung, trotz aggressiver Inflationsbekämpfung eine möglichst weiche Landung der Wirtschaft sicherzustellen. Eine Umkehr auf dem geldpolitischen Pfad verbunden mit Zinssenkungen scheint im Anschluss nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich.
In Europa scheint eine Rezession unvermeidbar, die Dauer und Tiefe sollte jedoch verhältnismäßig mild sein. Fortwährende Konjunktursorgen in Europa beschränken den Handlungsspielraum der EZB in Bezug auf Maßnahmen der geldpolitischen Straffung erheblich. China könnte trotz politischer Risiken als Wachstumstreiber wieder in den Fokus rücken. Neben der inländischen Nachfrage sollten sich auch die Exporte deutlich erholen, nicht zuletzt auf Grund zunehmend stabiler Lieferketten. Geopolitische Risiken sorgen auch in 2023 beständig für Anspannung, die Schärfe im Ukraine-Konflikt dürfte im neuen Jahr sogar nochmals zunehmen.
Nach den Korrekturen an den Finanzmärkten in den wesentlichen Anlageklassen sehen wir die Märkte für das Börsenjahr 2023 verhalten optimistisch. Anleihen bieten wieder eine attraktive Verzinsung und sind nicht nur unter Risikogesichtspunkten gefragt, sondern auch mit Blick auf den Ertrag in den Fokus gerückt. Anleihesegmente besserer Qualität bieten zusätzlich einen höheren Schutz gegen Rezessionsrisiken. Vereinzelt werden Schwellenländer wieder attraktive Chancen bieten. Investitionen auf der Aktienseite unterliegen – immer unter Einbeziehung wichtiger Parameter wie Energieknappheit oder Zinsniveau – einer strengen Selektion im Hinblick auf Sektoren und Geschäftsmodelle.
Wir starten vorsichtig ins neue Jahr, eine schrittweise Erhöhung europäischer Werte ist denkbar, sobald sich eine nachhaltige Erholung der Konjunktur abzeichnet. Das relative Übergewicht in den USA wird weiterhin Bestand haben, jedoch bauen wir unser Engagement in China leicht aus. Rohstoffe dürften in der Breite eine erhöhte Volatilität aufweisen und leicht schwächer tendieren. Darüber hinaus erwarten wir, dass der Euro seinen Tiefpunkt überwunden hat und sich gegen den US-Dollar wieder robuster zeigt.“