2020: Auch Chancen bei Gold und Co.

Nach einem fast durch die Bank positiven Anleihenjahr 2019 dürfte es im kommenden Jahr in punkto Renditeerzielung schwieriger werden. Denn es gibt kaum noch Potenzial für Kursgewinne und bei Euro-Staatsanleihen ist das zweite negative Ertragsjahr seit 2000 zu erwarten. Und der Spread von Unternehmensanleihen hoher Bonität ist im Sog der hohen privaten und institutionellen Nachfrage – inklusive Notenbanken – zu eng geworden, sagt  Stefano Zoffoli, Chefstratege bei Swisscanto Invest.

„Für Investoren gilt daher, über die laufenden Erträge, sprich die Kupons, entsprechende Renditen auszuweisen. Hochzinsanleihen und CoCo-Bonds (bedingte Wandelanleihen) könnten im Portfolio einen Platz finden, um an deren Zinszahlungen zu partizipieren. Auch Anleihen aus den Emerging Markets sollten Anleger ins Visier nehmen aufgrund höherer Zinsniveaus und stabilisierender Entwicklungen. Die Rendite von High Yield- und Schwellenländer-Anleihen sind bei unterproportionaler Zunahme des Ausfallrisikos dreimal so hoch wie bei Investmentgrade Corporates. Als Gegenpol wirken inflationsgeschützte USD-Anleihen sowie japanische Anleihen. Diese beiden Gattungen sind insbesondere in einem Korrekturfall sinnvoll, da sie hier die bessere Absicherung im Vergleich zu den meisten anderen Anleihenkategorien versprechen“, sagt Stefano Zoffoli, Chefstratege bei Swisscanto Invest.

Zyklische Werte im Kommen und Euro-Zone bevorzugt

Allein schon der historisch hohe Vorsprung, den die Dividendenrendite von Aktien gegenüber der Rendite von Anleihen hat, spricht eine klare Sprache zugunsten von Aktien. Zudem sind durchaus gerechtfertigte Bewertungen weltweit vorzufinden. „Selbst in den USA sehen wir bei den beliebten Technologie-Titeln, die im Jahr 2019 bis dato ein Performanceplus von knapp 40 Prozent (IT-Branche im S&P 500) vorzuweisen haben, hohe durchschnittliche Gewinnmargen von 20 bis 25 Prozent, die derzeit an der Börse mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von etwas mehr als 20 abgegolten werden. Von der viel beschworenen Überbewertung – mit entsprechender Zurückhaltung der Investoren – kann hier also keine Rede sein.

Weniger Zurückhaltung üben die US-Firmen selbst, die seit 2011 Jahr für Jahr 500 Milliarden US-Dollar und mehr für Rückkäufe eigener Aktien ausgegeben haben. US-Aktienrückkäufe wird es auch 2020 geben. Sie werden ein zuverlässiger Aktienkurstreiber bleiben; ihr Umfang wird für das kommende Jahr auf 600 Milliarden USD geschätzt. Zum Vergleich: die Fondsvolumen in US-domizilierten Aktienfonds (inklusive ETFs) sind in 2019 vor dem Hintergrund verbreiteten geopolitischen Ängsten um rund 200 Milliarden USD gefallen“, so Zoffoli.

Dabei ist im Aktiensegment von einem Shift von Growth zu Value auszugehen. Denn Growth-Aktien sind im Sog der Suche nach Titeln mit tiefer Volatilität und stabilen Erträgen verhältnismäßig teuer geworden, während Value-Aktien wie Telekom, Energie oder Autos im historischen Vergleich relativ niedrige Kurse aufweisen.

„Neben einer selektiven Auswahl aus diesen Sektoren und einer allgemein positiven IT-Einschätzung halten wir Stand heute das Segment Healthcare für sehr interessant, weil die Gewinndynamik dank neuen Medikamenten höher ist als viele befürchten und sich die politische Aufmerksamkeit wieder weg von Preiskontrollen bewegt hat. Regional bevorzugen wir, wie im Anleihesegment, die Emerging Markets und zudem die Euro-Zone. Europäische Aktien sollten gegenüber den USA dank ihrem zyklischen Charakter nächstes Jahr outperformen. Generell rechnen wir mit einem soliden Aktienjahr 2020 und Erträgen von vier bis sechs Prozent“, sagt Zoffoli.

Keine Rezession und Chancen bei Edelmetallen

Die Notenbanken stehen weiter Gewehr bei Fuß, um die weltweite Wachstumsverlangsamung nicht in eine Rezession umschlagen zu lassen. „Im Jahr 2020 reichen die geldpolitischen Impulse unserer Ansicht nach aus, um die Weltwirtschaft aus der Wachstumsverlangsamung auf einen etwas ansprechenderen Wachstumspfad zurückzuführen. Wenn wir ausgewählte globale Rezessionssignale betrachten, überwiegen positive Impulse vor allem von der Konsumseite knapp den negativen Vorzeichen, sodass wir die ‚Rezessionsampel‘ auf Gelb sehen“, so Zoffoli. Abschließend meint der Chefstratege von Swisscanto Invest: „Die zunehmende Verschuldung und die unkonventionelle Geldpolitik sowie eine etwas höhere Inflation sollte auch für Gold und andere Edelmetalle positiv sein.“

Foto: Shutterstock

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