Das Jahr 2020 ist schnell erzählt: Trump, Corona, Corona, Trump, Corona, Sommer, Trump, Trump, Corona, Corona, Corona.
Noch ist es nicht ganz vorüber. Und anders als sonst kurz vor Weihnachten üblich, bleibt durchaus spannend, wie sich die Dinge in den letzten Tagen bis Silvester noch entwickeln werden: Die neue Corona-Mutation, die Brexit-Hängepartie, die Folgen des Giga-Cybernangriffs in den USA. Ob und wie Trump vielleicht auf den letzten Metern doch noch komplett durchdreht, sowieso.
Sicher scheint lediglich eines: Besser wird es bis zum Jahreswechsel und wohl auch in den ersten Wochen 2021 kaum werden. Es bleibt zu hoffen, dass wenigstens die EU und Großbritannien sich noch auf eine – vielleicht zunächst nur provisorische – Lösung verständigen, der am 20. Januar anstehende Machtwechsel in den USA einigermaßen geordnet über die Bühne geht und das Cyber-Debakel dort keine gravierenderen Folgen hat.
Dann bleibt hauptsächlich Corona und die Hoffnung, dass die neuen Impfstoffe und wärmeres Wetter ab dem Frühjahr eine sukzessive Normalisierung zulassen (wofür sich die Politik den unpassenden Begriff „Lockerung“ ausgedacht hat und sich dann wundert, dass nicht wenige damit offenbar mehr die Assoziation von willkürlichen staatlichen Zwangsmaßnahmen verbinden und weniger von notwendigen Einschränkungen).
Sachwertanlagen bislang stabil
Ohne Frage wird Corona auch für die Branche der Sachwertanlagen zunächst das beherrschende Thema bleiben, auch wenn sie bislang im Neugeschäft noch ganz gut durch die Krise gekommen sind. So war in den ersten neun Monaten 2020 die Anzahl neuer alternativer Investmentfonds (AIFs) für Privatanleger gegenüber dem Vorjahr stabil, die Zahl neuer Emissionen nach dem Vermögensanlagengesetz hat sogar spürbar zugelegt (siehe Cash.-Ausgabe 11/2020).
Auch der Vertrieb läuft trotz der Kontaktbeschränkungen weiter, wie unter anderem die Experten auf dem 10. Cash.-Branchengipfel Sachwertanlagen Mitte November berichteten. Dabei erweist sich vor allem der freie Vertrieb als stabil, obwohl Finanzdienstleister mit 34f-Gewerbezulassung durch die Neufassung der Finanzanlagenvermittlungsverordnung und das damit verbundene „Taping“ ab August eine zusätzliche, ziemlich hohe Hürde nehmen mussten.
Von den bestehenden Fonds hatten und haben vor allem Hotel- und Flugzeugbeteiligungen zu leiden, aber wohl auch mancher Einkaufszentrumsfonds. Obwohl das Ende der Pandemie absehbar ist, stürzen sich die Investoren – auch die institutionellen – nun offenbar förmlich auf jene Immobilienarten, die im Augenblick besonders gebraucht werden: Wohnungen, Logistikimmobilien, Nahversorgungszentren und Lebenmitteleinzelhandel.
Wirklich eine gute Idee?
Doch ob es wirklich in jedem Fall eine so besonders gute Idee ist, zum Beispiel ein Logistikzentrum zum 25-fachen der Jahresmiete zu erwerben, wird sich erst noch herausstellen müssen. Gleiches gilt für die Frage, ob es tatsächlich angebracht ist, die Zukunft von Büroflächen, Einkaufszentren oder innerstädtischem Einzelhandel wegen des Corona-Booms bei Home Office und Online-Shopping generell skeptisch zu sehen.
Schließlich ist keineswegs ausgemacht, dass Büroflächen nach der Krise wegen der guten Erfahrungen und der technischen Aufrüstung des Home Office – wie vielfach vermutet – weniger nachgefragt werden. Oder dass der Trend zum Online-Shopping anhält und die Einkaufszentren und Läden auch dann leer bleiben, wenn sie wieder öffnen dürfen und der Einkaufsbummel in der Innenstadt wieder ohne Maske und Corona-Gefahr möglich ist.
Wertschätzung für Büros und Läden wird steigen
Eher ist das Gegenteil wahrscheinlich. Denn der Wert scheinbar selbstverständlicher Dinge zeigt sich oft erst dann, wenn sie plötzlich nicht mehr da sind. So wird die Wertschätzung für die gemeinsame Arbeit im Büro voraussichtlich enorm steigen. Allerorten ist zu hören, dass viele sehnlichst drauf warten, wieder ins Büro zu „dürfen“ und dort nicht nur auf einzelne verspregte Kollegen zu treffen. Selbst wenn sie auch dann noch gelegentlich die Vorteile des Home Office in Anspruch nehmen werden.
Und auch viele Chefs werden wohl feststellen, wie viel an Kommunikation, Information und Effektivität auf der Strecke bleibt, wenn jeder nur für sich arbeitet. Das wird auch die Bereitschaft beflügeln, weiterhin entsprechende Flächen zu mieten, auch mit Blick auf die Bindung und die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter.
Ähnlich verhält es sich mit dem stationären Einzelhandel. Online-Shopping ist bequem, aber ohne Geschäfte fehlt etwas. Das Einkaufs-„Erlebnis“ wird nach Corona wahrscheinlich einen vollkommen neuen Stellenwert erhalten – mit positiven Folgen gerade für Einkaufszentren und innerstädtische Fußgängerzonen. Und dass der Tourismus mit entsprechendem Aufwind für Hotels und Airlines explodiert, wenn die Reisebeschränkungen entfallen, steht ohnehin außer Frage. Klimakrise hin oder her.