Betrachtungszeitraum für den ESG-Report von Franke und Bornberg war das Jahr 2020. Ob Papier, Wasser, Energie, Abfall oder Dienstreisen – der ESG-Report listet zahlreiche Detailwerte auf.
Positive Entwicklungen zuerst: Versicherer werden weiblicher
Im Vergleich zum ESG-Report 2021 zeigen sich aktuell einige positive Entwicklungen: So ist der Wasserverbrauch der Versicherer im Durchschnitt um zwei Kubikmeter je Vollzeitbeschäftigten (FTE) gesunken. Der niedrigste und höchste Wert lagen beim ersten ESG-Report noch bei 4,92 bzw. 24,45 Kubikmeter pro FTE, im ESG-Report 2022 zwischen 4,2 und 20,25 Kubikmeter pro FTE. Ebenfalls rückläufig ist der Stromverbrauch. Gegenüber dem ESG-Report 2021 liegt er jetzt im Durchschnitt um fast 200 kWh pro FTE niedriger. Die Top-Ebene der Assekuranz wird zudem weiblicher: Auf Vorstandsebene stieg der durchschnittliche Frauenanteil von 9,4 Prozent auf 11 Prozent und in den Aufsichtsräten von 24,7 Prozent auf 29 Prozent. Seit der letzten Umfrage nutzen die befragten Versicherer in ihrer Anlagepolitik deutlich mehr Ausschlüsse für Unternehmen. Das betrifft zum Beispiel Kohle und Ölsande (plus 15,4 Prozent). Den größten Anstieg beobachtet Franke und Bornberg bei Ausschlüssen für Öl und kontroverse Waffen (plus 38,5 Prozent).
Jeder zweite Versicherer im hohen Stromverbrauch
In Deutschland verbrauchen Ein-Personen-Haushalte rund 2.500 kWh Strom pro Jahr. Dieser Wert könnte mit energiesparendem Verhalten noch niedriger sein. Für Versicherungsunternehmen liefert dieser Durchschnittsverbrauch einen Orientierungswert, der nicht überschritten werden sollte. Doch von 20 Unternehmen, die Angaben hierzu lieferten, schaffen es gerade mal neun, unter 2.500 kWh zu bleiben. Ein Ausreißer kommt sogar auf mehr als das zwanzigfache des Durchschnittsverbrauchs. Als energiebewusst erweisen sich beim ESG-Report: Bayern-Versicherung, Deurag, die Bayerische, SV Sparkassen Versicherung, Stuttgarter, Swiss Life, Vigo, Volkswohl Bund, Waldenburger und Zurich.
Zwischen einzelnen Verbräuchen gibt es manchmal interessante Zusammenhänge. So verbrauchen Gesellschaften mit hohem Stromverbrauch oft auch viel Wasser. Die gleiche Beobachtung lässt sich beim Wasser- und Heizverbrauch machen. Die Beispiel zeigen: In Unternehmen ist Nachhaltigkeit kein Zufall, sondern eine Managementaufgabe.
Verbräuche in Zeiten von Corona
Hat die Corona-Pandemie Einfluss auf die Verbräuche? Um dies zu untersuchen, hat Franke und Bornberg die Verbräuche pro FTE der jeweiligen Home-Office-Quote gegenübergestellt. Die Korrelationen fielen allerdings anders aus als erwartet. Tendenziell verbrauchten Versicherer mit einem hohen Home-Office-Anteil mehr Strom als Unternehmen mit einem niedrigen Anteil. Der Stromverbrauch hängt also nur wenig von der Anzahl der Mitarbeitenden vor Ort ab. Andere Faktoren wie Energiesparmaßen, aber auch die Auslagerung energieintensiver Abteilungen spielen offensichtlich eine wichtigere Rolle. Ausgelagerte Abteilungen werden oft nicht in die Berechnung von Verbräuchen wie Wasser, Strom und Heizung einbezogen.
ESG-Orientierung der Kapitalanlagen
2020 beliefen sich die Kapitalanlagen der Erstversicherer in Deutschland auf 1.762 Mrd. Euro. Im selben Jahr betrug der Bundeshaushalt ca. 442 Mrd. Euro und die Marktkapitalisierung aller DAX 30 Unternehmen rund 1.081 Mrd. Euro. Mit diesem Investitionsvolumen kann die Versicherungswirtschaft enorme Lenkungswirkung auf andere Unternehmen und Branchen entwickeln. Verordnungen der EU beschleunigen die Ausrichtung der Assekuranz an ESG-Kriterien.
Strategien für nachhaltige Kapitalanlagen gibt es einige. Am weitesten verbreitet im Kontext Nachhaltigkeit sind Ausschlusskriterien, auch Negativkriterien genannt. Sie definieren vorab, in welche Staaten, Branchen oder Unternehmen nicht investiert werden darf. 19 von 26 Versicherern setzen auf diese Strategie.
Die vier häufigsten Ausschlüsse für Staaten sind Korruption, Verstöße gegen die Pressefreiheit, Nicht-Ratifizierung des Übereinkommens von Paris sowie Verhängung der Todesstrafe. Bei den Ausschlusskriterien für Unternehmen lassen sich zwei klare „Favoriten“ herauskristallisieren: Waffen und Kohle. Menschenrechtsverletzungen sowie Verstöße gegen den UN-Wertekanon UN Global Compact folgen auf der „No-Go-Liste“ für Unternehmensbeteiligungen.
ESG-Report 2022: S wie Social Eigentum verpflichtet.
Unternehmen müssen neben ihrem Ertrag auch das Wohl von Menschen und Gesellschaft im Auge haben. Der aktuelle ESG-Report untersucht das Innenverhältnis, also Arbeitsbedingungen, Sozialleistungen etc., für Beschäftigte. Dafür hat Franke und Bornberg sich für Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung interessiert. Spitzenreiter sind Betriebssport und professionelle Hilfsangebote. Beide bieten gute Chancen für mehr Arbeitszufriedenheit und Fitness sowie weniger Ausfallzeiten durch Krankheit.
Für das Problem, Beruf und Familie besser zu vereinbaren, haben die beteiligten Versicherer ebenfalls eine Reihe von Angeboten entwickelt. Die Top 3 sind Home Office, Flexible Arbeitszeiten und Angebote zur Kinderbetreuung.