2021 gab es laut Statista rund 607.000 Unternehmensneugründungen in Deutschland. „Immer wieder unterliegen Gründer der Fehlannahme, dass Versicherungen nur die Kür seien. Im Gegenteil: In einigen Fällen sind sie sogar Pflicht. Wichtig ist, den individuellen Schutz sinnvoll auszuloten und eine Überversicherung zu meiden“, sagt Payam Rezvanian, CMO bei Finanzchef24. Angesichts der Vielschichtigkeit der Branchen gebe es aber keine Liste für alle, so Rezvanian.
„Auf die Frage, welche Versicherungsprodukte nötig sind, ist die Art des Start-ups entscheidend. Am Beginn steht daher die Bedarfsanalyse“, sagt er. Dringend ratsam für jeden Unternehmer ist vom ersten Tag an eine Betriebs- beziehungsweise Berufs- oder Vermögensschadenhaftpflichtversicherung. Bei manchen Zielgruppen ist diese sogar Pflicht. Der Versicherungspflicht unterliegen beispielsweise Steuerberater und Rechtsanwälte mit einer Vermögensschadenhaftpflicht, Architekten und Ingenieure mit einer Berufshaftpflicht.
Notwendige Versicherungen für Unternehmensgründer
Aber auch Ärzte, Apotheker, Versicherungsvermittler oder Bewachungsunternehmen sind versicherungspflichtig. „Wer sich nicht rechtzeitig um die Versicherung kümmert, kann sein Geschäft in einigen Fällen gar nicht anmelden“, sagt der Finanzchef24-Geschäftsführer. Die Kosten sind überschaubar und bewegen sich für Start-ups je nach Branche im Schnitt zwischen 70 Euro und 250 Euro pro Jahr.
Handwerker oder IT – welche Versicherung passt zu wem?
Für einen neuen Handwerksbetrieb ist eine Betriebshaftpflichtversicherung als Basisversicherung wichtig. Teilweise ist sie sogar zwingend notwendig, da oft eine Bestätigung von Auftraggebern verlangt wird. Entsprechend dem Tätigkeitsprofil sollten Gründer rechtzeitig eruieren, ob sie eine Transport- und Kautionsversicherung beziehungsweise eine Rechtsschutzversicherung für den Verkehrsbereich benötigen. Eine Autoinhaltsversicherung ist sinnvoll, wenn Werkzeuge und Maschinen im Transporter aufbewahrt werden.
Anders ist der Versicherungsbedarf bei Kopfarbeitern. Für eine kleine neue IT-Firma, für Steuerberater oder für Rechtsanwälte ist zunächst einmal die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung essenziell. Wichtig für IT-Berater sind ebenfalls Cyber-Policen.
Ob Blaumann oder Weißkragen: Das wertvollste Gut bei Gründern sind die Gründer selbst. „Der persönliche Absicherungsbedarf eines Gründers unterscheidet sich nicht sehr von anderen Privatpersonen. Vor allem ist eine solide und umfassende Absicherung der Arbeitskraft in Form von Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherung wichtig, die man eventuell um eine Unfallversicherung und eine Risikolebensversicherung ergänzen kann“, erklärt Rezvanian.
Was brauchen Beautysalons oder Gastronomiebetriebe?
Auch hier ist die Betriebshaftpflichtversicherung existenziell, die bereits für 80 Euro pro Jahr zu haben ist. Je nach Beautybetrieb ist als weitere wichtige Versicherung die Autoinhaltsversicherung eine sinnvolle Option für mobile Friseure, die das Arbeitsmaterial versichert, das hauptsächlich im Auto geparkt wird. Die Inhaltsversicherung ist vor allem für Beautysalons oder Friseursalons ratsam, weil sie die technische und kaufmännische Einrichtung inklusive aller Waren und Vorräte vor Schäden durch Feuer, Einbruchdiebstahl, Elementarereignissen und vielen weiteren Gefahren schützt.
Die Beiträge dafür liegen bei ca. 60 Euro pro Jahr. Bei einem Beautysalon wäre laut Finanzchef24 auch eine Betriebsunterbrechungsversicherung interessant, die einspringt, wenn der Betrieb infolge eines Schadens beispielsweise durch Feuer, Leitungswasser oder Vandalismus unterbrochen wird. Gastronomen sollten vor allen Dingen über eine Inhaltsversicherung mit Betriebsunterbrechung nachdenken. Die Beiträge liegen bei ca. 200 Euro pro Jahr. Eine Rechtsschutzversicherung ist ebenfalls sinnvoll.
5 Tipps für Existenzgründer
1. Einige Versicherer bieten Einstiegsangebote für Gründer beziehungsweise junge Unternehmer an, die sich im Wesentlichen für die ersten Jahre durch einen günstigeren Preis auszeichnen. Nachfragen lohnt. Oder gleich einen digitalen Broker einschalten, der über einen unabhängigen Komplettüberblick verfügt.
2. Manche Versicherer bieten auch für spezielle Zielgruppen vorkonfigurierte Produktbündel an. Vergleichen lohnt sich und spart Bares.
3. Bestimmte Versicherungen sind für Ausschreibungen notwendig – daher rechtzeitig prüfen, um dann nicht ohne dazustehen.
4. Bei Änderung der Unternehmensdaten und schnellem Wachstum sofort die Versicherung informieren und anpassen.
5. Erst mit der Police entsteht der Versicherungsschutz. Wer zum Start einen Schadensfall hat und noch nicht versichert ist, hat sein Start-up ruiniert, bevor es losgegangen ist.