50 Jahre G.U.B. Analyse – Marktreport: Wann platzt der Knoten?

Nun war Anfang des Jahres noch nicht sicher, wie Deutschland den Winter übersteht, ob das Gas reicht, wie sich Energiepreise, Inflation und Zinsen weiterentwickeln. Corona war ebenfalls noch ein Thema. Gut sechs Monate später ist die Unsicherheit noch immer groß, doch die größte Aufregung hat sich etwas gelegt, auch wenn im Ukraine-Krieg weiterhin keine Lösung in Sicht ist. Aber die Gasreserven haben gereicht, die Speicher sind auch ohne Russland erneut weitgehend gefüllt und auch die Inflationsrate ist etwas zurückgegangen, wobei sie mit zuletzt 6,2 Prozent noch immer auf einem Niveau liegt, das vor nur zwei Jahren noch undenkbar erschien.

Durch hohe Lohnabschlüsse haben zudem viele Menschen zum einen wieder mehr finanziellen Spielraum, auch für die Kapitalanlage. Zum anderen werden die Einkommenssteigerungen dazu beitragen, dass die Inflationsrate wahrscheinlich zunächst weiter deutlich über dem Ziel der EZB von zwei Prozent pro Jahr liegen wird und Sachwertinvestments entsprechend attraktiv bleiben.

So sendet der Vertrieb derzeit unterschiedliche Signale. Einerseits gibt es beachtliche Erfolgsmeldungen. Die Deutsche Finance zum Beispiel berichtete Ende Juli von der Vollplatzierung ihres Fund 21 – Club Deal Boston IV mit einem bei Privatanlegern eingeworbenen Eigenkapitalvolumen von über 200 Millionen US-Dollar. Die Hahn Gruppe sammelte im Frühjahr für ihren Fonds 178 innerhalb von drei Monaten knapp 20 Millionen Euro ein, die Dr. Peters Group hat im ersten Halbjahr 2023 sogar schon so viel Eigenkapital platziert wie im gesamten Vorjahr und peilt eine Verdoppelung des Neugeschäfts im Gesamtjahr an.

Konditionen für künftige Konzepte verbessert

Andererseits ist zu hören, dass die Verunsicherung der Kunden weiterhin groß ist und zudem die Guthabenzinsen auf Bankkonten oder auch von Zinspapieren inzwischen ein Niveau erreicht haben, das zur ernsthaften Konkurrenz für Sachwertanlagen werden kann. Den Kunden klarzumachen, dass sie auch mit drei oder 3,5 Prozent Festgeldzinsen bei der aktuellen Inflation real Geld verlieren und Sachwerte die bessere Alternative sind, gelingt dem Vertrieb wohl nicht immer.

Künftig könnte das wieder leichter werden. Denn die Assetpreise haben in vielen Bereichen spürbar nachgegeben, am deutlichsten sichtbar bei Immobilien. Vor allem unter Berücksichtigung der Inflation ist der reale Preisrückgang bereits beachtlich. Für künftige Konzepte – und ausstehende Ankäufe der bestehenden Fonds – haben sich die Konditionen also entsprechend verbessert.

Zudem steigen nicht nur die Wohnungsmieten wegen des weiterhin eklatanten Wohnungsmangels rasant, sondern auch indexierte Gewerbemieten. Das erhöht das Potenzial für entsprechende Wertsteigerungen, zumal sich abzeichnet, dass der Preisrückgang bald gestoppt sein könnte, jedenfalls bei Wohnungen.

Studie der Deutschen Bank

Darauf ließ schon im April 2023 eine Studie der Deutschen Bank schließen. Demnach wiesen die meisten Statistiken Anfang des Jahres im Vorjahresvergleich noch einen Rückgang der Preise für Wohnimmobilien aus (und produzierten laufend entsprechende Schlagzeilen), gegenüber dem jeweiligen Vormonat sah der Trend hingegen teilweise schon anders aus. So prognostizierte die Deutsche Bank, dass die Preise im ersten Quartal 2023 nur geringfügig weiter fallen und „danach wieder leicht anziehen sollten“, also schon ab dem zweiten Quartal.

Mitte Juli berichtete dann auch das Finanzierungs-Vermittlungsportal Hypoport nach Zahlen für das zweite Quartal von „ersten Anzeichen einer Stabilisierung“ im Immobilienmarkt. So hätten sich nicht nur die Immobilienpreise, sondern auch die Hypothekenzinsen seit Jahresbeginn seitwärts entwickelt.

In der Tat bewegen sich die Hypothekenzinsen seit November 2022 mit einigem Auf und Ab etwa auf dem gleichen Niveau. Auch auf die jüngste Zinsanhebung der EZB haben sie kaum reagiert; die Banken haben die erwarteten Leitzinserhöhungen bereits 2022 eingepreist. Zudem wird überwiegend erwartet, dass die EZB-Erhöhungen trotz anhaltend hoher Inflation bald ein Ende finden. Das würde auch die Immobilienpreise weiter stabilisieren.

So oder so wird es noch etwas dauern

Auch wenn viel von der weiteren Entwicklung des Ukraine-Kriegs, der generellen globalen Stabilität sowie den Energie- und Lebensmittelpreisen abhängt, können die KVGen heute von deutlich stabileren Kalkulationsgrundlagen ausgehen als noch vor einigen Monaten. Die Frage scheint nicht zu sein, ob der Knoten platzt und die Sachwertbranche ihre Stärken wieder voll ausspielen kann, sondern wann.

Doch selbst, wenn das bald der Fall ist, wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen, bis die neuen Konzepte fertig, die Prospekte geschrieben sowie von der BaFin gebilligt und die Fonds dann auf den Markt sind.

Auch im Bereich der Vermögensanlagen wird es noch etwas dauern, bis neue Produkte kommen. Vielleicht werden einzelne Anbieter die BaFin bald von ihren neuen Konzepten überzeugen können. Ein breiteres Angebot an Vermögensanlagen ist indes zunächst wohl nicht zu erwarten. Der Kampf mit der Behörde ist zäh.

Weiter: Aktuell rund 30 Publikums-AIFs im Vertrieb

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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