56 Prozent der GKV-Versicherten wollen Krankenkasse wechseln

Ein Taschenrechner liegt auf einem Blatt Papier und zeigt den Begriff Inflation. Um ihn liegen eine Brille, Muenzen und eine Kugelschreiber.Auf dem Schreibtisch l
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56 Prozent der gesetzlich Versicherten erwägen, im Zuge der bevorstehenden Beitragserhöhungen die Krankenkasse zu wechseln. Davon 14 Prozent von der GKV in die PKV. Das zeigt eine aktuelle Studie der Management-Beratung Horváth.

Die hohen Inflationsraten lassen gesetzlich Versicherte über einen Wechsel der Krankenkassen nachdenken. Wie die repräsentative Studie „Beitragserhöhung und Wechselbereitschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung 2022“ der Managementberatung Horváth unter 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürgern zeigt, denkt mehr als die Hälfte der Bevölkerung aktuell darüber nach, die Krankenkasse zu wechseln (56 Prozent).

In der Gruppe der gesetzlich Versicherten erwägen sogar fast 60 Prozent anlässlich der bevorstehenden Beitragserhöhung einen Wechsel: 45 Prozent zu einer anderen GKV und weitere 14 Prozent in die private Krankenversicherung. Vor allem Familien, die unter den inflationsgetriebenen Kostenerhöhungen besonders leiden, zeigen eine hohe Wechselbereitschaft. Die Bundesregierung plant, den Zusatzbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung ab 2023 von 1,3 auf 1,6 Prozent zu erhöhen.

„In früheren Erhebungen waren es vor allem Singles, die ihre Krankenkasse regelmäßig in puncto Preis-Leistung unter die Lupe genommen haben. Jetzt sind es mit großer Mehrheit Familien, die aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten über einen Wechsel nachdenken“, sagt Simon Arne Manner, Studienleiter und Partner bei der Managementberatung Horváth. In Single-Haushalten liegt die Wechselbereitschaft knapp unter 50 Prozent, bei Haushalten mit Kindern über 70 Prozent, wie die Studie zeigt.

Einsparpotenzial im Vergleich zu anderen Lebensbereichen gering

Das Potenzial zur Kostensenkung wird dem Horváth-Experten zufolge allerdings häufig überschätzt. „Verglichen mit Sparmaßnahmen bei Energie- oder Mobilitätskosten hat ein Wechsel zu einer Krankenkasse mit geringfügig niedrigerem Beitrag auch in einer mehrköpfigen Familie keinen sehr großen Effekt. Die Beiträge unterscheiden sich bei genauem Blick auf die Leistungen und Zusatzangebote nur minimal. Und wie die Studie zeigt, wollen die Versicherten bei den Versorgungsleistungen keine Abstriche machen“, so Manner.

„Der Kostendruck führt in der Bevölkerung und gerade bei Familien, deren Lebenshaltungskosten enorm gestiegen sind, aber zu großem Handlungsdruck, an jeder möglichen Stelle sparen zu müssen.“ Die Versicherungen sollten die angespannte Stimmung daher nicht auf die leichte Schulter nehmen, zumal eine Beitragsveränderung den Versicherten ein Sonderkündigungsrecht ermöglicht, wie beim Stromanbieter. Auch der Wechselvorgang selbst ist inzwischen ähnlich einfach. „Konnten die Kassen früher mit mindestens zwölf Monaten Bindung planen, ist nun mit massenhaften Bewegungen zu rechnen“, erklärt Simon Arne Manner.

Nicht immer gewinnt der günstigste Beitrag

Auch wenn die geplante Beitragsanpassung für viele Befragte der Anlass zum Wechseln ist, bedeutet dies nicht automatisch, dass zur Kasse mit dem günstigsten Gesamtbeitrag gewechselt wird. Insgesamt über alle Befragten liegt das Kriterium „niedrige Kosten“ zwar leicht vor „bessere Versorgungsangebote“ (62 Prozent zu 58 Prozent Wichtigkeit).

Bei Familien ist es jedoch genau umgekehrt: Hier liegt die Versorgung mit 56 Prozent knapp vor den niedrigen Kosten (55 Prozent), denn der Wechsel soll keine Abstriche bei der Versorgungsqualität bedeuten. Guter und schneller Kundenservice landet aktuell mit Abstand (37 Prozent Relevanz) in beiden Gruppen an dritter Stelle. Digitale Angebote und Nachhaltigkeit folgen auf Platz vier und fünf.

„Die Kassen können sich auf die bevorstehenden Wechselbewegungen vorbereiten, indem sie ihre Vertriebsaktivitäten hochfahren und in den Kampagnen gezielt ihre Kernleistungen und handfesten Mehrwerte bewerben. So lassen sich Neukunden gewinnen und Bestandskunden halten“, so Horváth-Experte Simon Arne Manner.

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