Einige Monate sind ins Land gezogen, seit ihr meine letzte Kolumne gelesen habt. Eine kurze Vorstellung meiner Person ist daher angebracht – zum besseren Verständnis des Kontextes: Mein Name ist Ricardo Tunnissen. Ich bin Finanzblogger und Mit-Geschäftsführer der Baufi Rheinland GmbH und nutze die sozialen Medien als Markeingkanal für mich und meine Unternehmen. Plattormen wie Instagram bieten mir dabei eine breite Bühne, um Kontakt zu meiner Zielgruppe aufzunehmen. Meine besten Videos wurden millionenfach geklickt und ich darf mich einer rund 30.000 Menschen starken Community erfreuen.
So weit, so gut. Doch jetzt kommt das große „Aber“! Instagram hat ein massives Problem mit sogenannten Fake-Accounts. Das sind Instagram-Konten, die von Betrügern eröffnet werden, die sich als jemand anderes ausgeben. Diese Konten nutzen vermeintlich seriöse Namen, um Besuchern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und Vertrauen in die Profile zu erwecken. Betrüger nutzen Fake-Accounts Das Problem: Diese Profile sind nicht diejenigen, für die sie sich ausgeben. Es sind schlichtweg Fake-Accounts.
Fake-Accounts sind ein echtes Problem
Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, gehen die Betrüger noch einen Schritt weiter: Sie nehmen (getarnt als „echte“ Person) Kontakt mit deren Abonnenten auf. In diesen Nachrichten geht es meist darum, Menschen in fragwürdige Anlageprodukte zu locken oder auf andere Weise ihr Geld zu ergaunern – und das, unter dem Schutz eines fremden Namens. Dem Namen einer seriösen Person. Einer Person, die keinerlei Möglichkeit hat, das Versenden dieser Nachrichten (vermeintlich in ihrem Namen) zu verhindern.
Die Verlierer in dieser betrügerischen Geschichte sind klar: diejenigen, die auf diese Fake-Accounts hereinfallen und Geld verlieren. Aber auch die echten Profile leiden, da ihre Identität von den Betrügern gestohlen wird. Zum besseren Verständnis des Problems: Stellt euch vor, ihr heißt Martina Müller oder Peter Herrmann. Ihr habt über Jahre hinweg ein seriöses Image aufgebaut und genießt das Vertrauen eurer Zielgruppe. Eines Tages scrollt ihr durch euren Instagram-Feed und seht plötzlich mehrere Profile, die euren Namen, euer Profilfoto sowie eure Beiträge, Fotos und Videos geklaut haben. Und nun stellt euch vor, ihr wisst, dass diese Fake-Profile in eurem Namen und mit eurem Gesicht den ganzen Tag über damit beschäftigt sind, arglose Menschen hereinzulegen und ihnen Geld abzuknöpfen.
Ein Albtraum – nein, es ist Realität
Diese Vorstellung liest sich wie ein Albtraum, oder? Sie schädigt euren Ruf, und es ist schrecklich zu wissen, dass Menschen betrogen werden und euch als die Betrüger sehen. Ihr habt über Jahre Vertrauen bei eurer Zielgruppe aufgebaut und müsst nun mitansehen, wie Betrüger euren Namen „in den Dreck ziehen“. Leider handelt es sich hierbei nicht um eine Gruselgeschichte, sondern um die tägliche Realität auf Instagram. Es gibt Tage, an denen bis zu drei Fake-Accounts unter meinem Namen erstellt werden. Die einzige Möglichkeit, diese zu erkennen, besteht darin, ein umfangreiches Urheberrechtsformular von Instagram/ Meta auszufüllen. Das ist nicht nur aufwändig und zeitraubend, sondern auch kaum möglich, ständig zu überprüfen, ob nicht woanders auf der Plattorm ein neues Fake-Profil auftaucht, das sich als meine Person ausgibt. Blaue Haken gegen Bezahlung? Notwendige Frechheit Instagram und ihre Muttergesellschaft Meta (ehemals Facebook) haben es nun tatsächlich getan: Sie vergeben blaue Haken gegen Zahlung einer monatlichen Gebühr. Das soll gegen Betrug durch Fake-Accounts schützen. Ein Problem, mit dem ich täglich zu kämpfen habe. In meiner heutigen Kolumne möchte ich darüber sprechen, was es mit diesen Haken auf sich hat, warum ich das Ganze für eine gewaltige Frechheit halte und dennoch selbst das Abo abgeschlossen habe. Das ist nämlich um einiges schwieriger als man denkt.
Gekaufte Identität
Nach und nach wird es Nutzern möglich sein, den blauen Haken gegen Zahlung einer monatlichen Gebühr von 16,99 Euro zu kaufen, um so ihre Community vor Betrügern und Identitätsdiebstahl zu schützen. Natürlich ist dies ein unternehmerischer Erfolg, da die Einnahmen des Unternehmens dadurch erheblich steigen können. Allein am ersten Tag der Einführung wurden über 44 Millionen Haken verkauft. Das Unternehmen und die Aktionäre sind begeistert. Auch ich als Börsianer empfinde das als bemerkenswerte unternehmerische Leistung. Doch es hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.
Bedenkliches Geschäftsmodell
Die eigenen Nutzer zur Kasse zu bieten, damit sie ihre Community vor Betrügern auf der hauseigenen Plattform schützen können, ist mehr als bedenklich. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Verantwortung für die Sicherheit der Nutzer auf die Nutzer selbst übertragen wird. Eine Plattform, die jahrelang nicht erfolgreich gegen Fake-Accounts vorgehen kann und nun die Nutzer zur Kasse bietet, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen auf Betrügereien hereinfallen, lässt mich sprachlos zurück. Dennoch habe ich, wie bereits zu Beginn erwähnt, den blauen Haken erworben. Gegen Zahlung einer monatlichen Gebühr in Höhe von 16,99 €. Der Schutz meiner Abonnenten ist mir diese Investition allerdings wert. Die Frage bleibt jedoch: Sollten Nutzer einer Plattorm für ihre eigene Sicherheit verantwortlich sein und dafür zahlen müssen, damit Identitätsdiebstahl verhindert wird? Oder sollte es nicht vielmehr die Aufgabe der Plattform sein, ihre Nutzer zu schützen?
Der ehemalige Banker Ricardo Tunnissen ist Finanzblogger und Content Creator. Er hat rund 34.500 Follower bei Instagram und 75.500 bei Tiktok. Inzwischen ist er zudem Geschäftsführer der Baufi Deutschland.