86 Prozent der deutschen Anleger glauben nicht an Zinsanstieg in diesem Jahr

Niedrige Zinsen trotz niedriger Inflation und weltweiter Konjunkturabschwächung – davon geht die Mehrheit deutscher Anleger in 2016 aus.

Bei den Zinsen erwartet kaum einer eine Trendwende.
Bei den Zinsen erwartet kaum einer eine Trendwende.

Den Ergebnissen der Legg Mason Global Investment Survey 2016 zur Folge, glauben 86 Prozent der deutschen Anleger zwischen 40 und 75 Jahren, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen dieses Jahr bei null Prozent belassen wird.

Seit dem Höhepunkt der Finanzkrise, als die großen Notenbanken zu Notfallmaßnahmen griffen, stagnierten die Leitzinsen für lange Zeit. Die amerikanische Notenbank fing Ende 2015 an, die Zinsen erstmals wieder anzuheben, was für Spekulationen im Euroraum sorgte, ob dort ebenfalls erste Zinsschritte anstehen könnten. Doch mit der gestiegenen Volatilität an den Märkten seit Anfang des Jahres, scheint dieses Risiko zumindest aus Anlegersicht gebannt. Die Mehrheit der deutschen Anleger (36 Prozent) rechnet erst 2019 oder gar 2020 wieder mit einem Zinsanstieg. Rund jeder fünfte Anleger (22 Prozent) vermutet eine Leitzinserhöhung in ein bis zwei Jahren.

Zinserwartungen wurden in jüngster Zeit stark von der niedrigen Inflation beeinträchtigt. Der Verbraucherpreisindex sank in Deutschland um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die angestrebte Inflationsrate der EZB liegt bei knapp zwei Prozent, weit entfernt von den momentanen 0,3 Prozent. Umfragen zur Folge, wird der Preisanstieg im Euroraum auch in 2020 nur bei 1,8 Prozent liegen.

Millennials: Was sind Zinsen?

Das Zinskonzept scheint bei den jüngeren Anlegern zwischen 18 und 39 Jahren, den so genannten Millennials nicht existent – zumindest rechnen lediglich 18 Prozent der in dieser Altersgruppe Befragten mit einem Zinsanstieg in diesem Jahr.
Wer hohe Zinsen nicht kennt, kann sich diese auch kaum vorstellen. Da wundert es nicht, dass 7 Prozent der jüngeren Anleger sogar davon ausgehen, dass die Zinsen nie mehr steigen werden.

Die Ergebnisse der diesjährigen Legg Mason Global Investment Survey müssen immer auch vor dem Hintergrund der aktuellen Marktentwicklungen gesehen werden – und die werden aktuell von Angst an den Märkten, einem schwachen Ölpreis und einer ebenfalls schwächelnden US-Wirtschaft bestimmt. Daher ist es nicht erstaunlich, dass junge Anleger sich vor einer Zinsnormalisierung fürchten. Zwei Drittel (62 Prozent) gaben an, dass sie Sorgen haben, steigende Zinsen würde die deutsche Wirtschaft aus dem Gleichgewicht bringen. Im Vergleich dazu ist die ältere Generation (40-75 Jahre) weniger besorgt – nur 34 Prozent teilen diese Ängste.

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Trendwende nicht in Sicht

„Anleger schauen selbstverständlich darauf, wie sich die Zinsen entwickeln, da sie sich unmittelbar auf die zu erwartenden Renditen aus ihren Investments und Sparanlagen auswirken“, kommentiert Klaus Dahmann, Niederlassungsleiter und Country Head für Deutschland und Österreich bei Legg Mason die Studienergebnisse. „Niedrige Zinsen gehören zur neuen Normalität. Daher wundert es kaum, dass Anleger frühestens in ein oder zwei Jahren mit Zinsschritten rechnen. In solchen Zeiten ist es umso wichtiger für Investoren, Income-Assets in ihren Portfolios zu haben, und wir sehen nichts am Horizont, was die ausgeprägte Nachfrage nach regelmäßigen Erträgen schmälern dürfte.“ (tr)

Foto: Shutterstock

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