Millionen Deutsche hatten im letzten Winter die Weltumseglung von Boris Herrmann bei der Vendée Globe verfolgt. Die Süddeutsche Zeitung nannte den Extremsegler sogar einen modernen Odysseus. Herrmann selbst bezeichnet die Teilnahme an der Vendée als einen Jugendtraum.
„Es war ein Projekt mit mehreren Jahren Vorbereitung, bei dem alles mit dem Moment kumuliert, in dem man über die Ziellinie fährt. Hier wird der Erfolg, einmal um die Welt gefahren zu sein, anfassbar“, sagte Herrmann im Gespräch auf der DKM. Hafen, Land und Leute, die Menschen und Freunde nach 80 Tagen wiederzusehen, sei ein ganz besonderer Moment gewesen. „Die Wucht der Freude hat mich überrascht“, gestand der Weltumsegler. In dem Moment habe er absolut nicht an die Platzierung gedacht.
Aus sportlicher Sicht sei die gesamte Regatta ein Wettstreit zwischen den zwei Herzen in seiner Brust gewesen: Das eine, das ankommen will und ganz vorsichtig mit dem Boot umgehen möchte. Das andere wollte voll im Rennen sein. Die Verantwortung für das Boot auf der einen Seite und der Wunsch, gewinnen zu wollen: „Das ist ein Widerspruch, mit dem man die gesamte Zeit konfrontiert ist“, erzählt der Weltumsegler.
Aber die Vendée Globe sei nun eimal alles andere als eine gemütliche Segelregatta. Weil er aber sehr defensiv gesegelt sei, war das Schiff bei Kap Horn, rund um die Antarktis, noch einem sehr guten Zustand gewesen. „Dadurch konnte ich im Atlantik gut aufholen“, sagt Herrmann. „Ich war auf dem Weg, Zweiter zu werden und bin am Ende als Fünfter in den Hafen zurückgekehrt. Das Rennen ist mehr als ein Hundert-Meter-Lauf. Allerdings habe ich gedacht, dass die flüssiger da durch komme“, sagt Herrmann. Einsamkeit, die Enttäuschung bei der Wettfahrt weiter hinten zu liegen als gedacht, dass das Schiff nicht so gut durch die Wellen komme, wie gedacht – all das seinen letztlich schwierige Erfahrungen gewesen.
Das letzte große Abenteuer
Die Vendèe Globe ist in den Augen des Segelsportlers eines der letzten großen Abenteuer. Die Schönheit der Natur, die Macht der See. Mit der Kraft des Windes um die Welt schneller die Welt zu umrunden, als ein Containerschiff; die Kräfte der Natur durch Hitech gut nutzbar zu machen und weiter zu kommen, das sei schon absolut faszinierend. Und mehr als nur ein Segelrennen.
„Dort steckt für mich viel mehr drin. Ich habe 20 Jahre davon geträumt und zehn Jahre an dem Projekt gearbeitet. Einen verrückten Traum zu träumen und verwirklichen zu können, das war eine ganz große Erfahrung“, gestand der Extremsegler im Talk.
Was wenige wissen: Die Regatta rund um die Welt war gleichzeitig ein großes klimawissenschaftliches Forschungsprojekt. Hierfür war 2018 ein Labor an Bord installiert worden, das während der gesamten Weltumseglung die CO2-Konzentration der Weltmeere erfasste. Parallel dazu wurden auch andere Parameter wie Temperatur und pH-Wert des Meereswassers gemessen und fortwährend an Land gesendet.
„Wir haben während der Vendée Globe ein Drittel aller weltweit verfügbaren Daten gesammelt. Wir wollten damit der Wissenschaft helfen, den CO2-Kreislauf in den Ozeanen im Kontext des Klimawandels besser zu verstehen“, erklärt Herrmann das Experiment. Man habe hierdurch mittlerweile den größten zusammenhängenden Datensatz weltweit. Teile der Daten werden auch auf der UN-Klimakonferenz Cop26 in Glasgow vorgestellt.
Aktuell arbeitet der Weltumsegler an seinem neuen Schiff. Aufgrund der Erfahrungen, dass das Schiff nicht so gut durch die Wellen rund um die Antarktis gekommen ist, baue man ein neues Schiff, sagte Herrmann. Man habe jetzt ein deutlich „runderes“ Schiff geplant. „Das ist im Moment im Bau und soll am 18. Juli 2022 fertig werden“, verriet Boris Herrmann. Erster Test sei das Volvo Ocean Race Ende 2022 Anfang 2023. Hier könne man dann schon einmal testen. Denn die Teilnahme an der Vendèe Globe 2024 ist laut Herrmann fest eingeplant.
Respekt vor der Willenskraft
„Die Leistungen haben mich beeindruckt. Und damit habe ich angefangen, mich mit dem Sportler und Menschen auseinanderzusetzen. Ich habe den größten Respekt vor der Willenkraft und dem was er macht“, sagte Zurich Vertriebs-Vorstand Jawed Barna.
Die Zurich ist Sponsor des Seglers. Grund für die Partnerschaft sei, dass man die gleichen Wert teile. Die Zurich wolle eines der nachhaltigsten Unternehmen der Welt werden. Das ist sehr, sehr anspruchsvoll“, sagte Barna. Dieser Anspruch sei kein Lippenbekenntnis. „Wir wollen dem auch Taten folgen lassen. Wir wollen das aus Überzeugung machen“, betonte der Vorstand im Gespräch.
Die Idee, mit Boris zusammenzuarbeiten, kam nach Aussagen von Barna aus der Belegschaft. Die Kolleginnen und Kollegen wollten das Thema Nachhaltigkeit und Sport zusammenbringen. „Wir teilen die gleichen Werte und Boris Herrmann ist ein sehr authentischer und engagierter Botschafter.“ Das Engagement des Versicherer sei absolut aufrichtig. „Das ist kein Trendthema, weil es aktuell jeder besetzt. Wir wollen das Thema Nachhaltigkeit progressiv angehen. Und da ist Boris Herrmann der ideale Partner.“
Ausschlaggebend für die Partnerschaft mit dem Versicherer sei letztlich aber der Vorstandsvorsitzende der Zurich Gruppe Deutschland, Carsten Schildknecht, gewesen. „Er hat mich persönlich kontaktiert. Bei ihm habe ich gleich das Gefühl gehabt, das Nachhaltigkeit kein Lippenbekenntnis ist“, erzählt Herrmann. „Wir haben uns darüber unterhalten. Die verschiedenen Projekte, die angestoßen wurden. Das Nachhaltigkeitsnetzwerk, dass gegründet wird. Diese persönliche Ebene war der ausschlaggebende Grund für mich. Und, dass das Thema Nachhaltigkeit auf CEO-Ebene angesiedelt ist“, sagte Herrmann.
Der Segelsportler zeigte sich überzeugt, dass die Implementierung der Nachhaltigkeit in Unternehmen nicht funktioniert, wenn es in der Führungsebene nicht gedacht, gelebt und angesiedelt sei. „Das kann man nicht in ein Komitee auslagern. Das funktioniert nur, wenn es von der Spitze aus strategischer Teil des Geschäftes wird“, so Herrmann.
Langfristige, ambitionierte Ziele
Der Konzern habe sich weltweit dem Thema verschrieben, bestätigte Barna gegenüber der Moderatorin Birgit von Bentzel. Der globle CEO gebe die Ziele vor, weil im die Ziele sehr am Herzen liegen. Das Thema sei aber nicht nur strategisch „embedded“, sondern werde auch im täglichen doing gelebt. Letzlich gehe es aber darum, weitere Menschen Vermittler, Kunden und Unternehmen davon zu überzeugen, den Weg mitzugehen.
„Wir wollen viele gewinnen, uns auf dieser Reise zu begleiten. Einen schöneren Spruch als ‚A Race, wie must win‘ habe ich mir nicht vorstellen können“, sagte der Vertriebsvorstand. Es gebe keine Alternative. Ich gehöre zu einer Generation, die das Thema in der Vergangenheit starkt vernachlässigt hat. Wir haben gedacht, die Ressourcen sind unendlich. Hier müssen wird endlich umdenken“, sagte Barna.
Im Gegensatz zu vielen anderern Versicherern hat die Zurich allerdings kein Budget für Nachhaltigkeit eingeplant. Ja, das sei ungewöhnlich, bestätigte Barna. Allerdings gebe es ja immer wieder Trends wie Diversity oder Digitalisierung. „Wir haben überlegt, ob wir eine Person benötigen, die sich diesem Thema widmet und haben uns im Vorstand dagegen entschieden. Warum? Weil wir alle dafür verantwortlich sind. Wir müssen vorleben, wir müssen eine Vorbildfunktion wahrnehmen. Wenn wir es nicht machen, wer dann“, erklärt Barna den Ansatz.
„Carsten Schildknecht treibt das Thema sehr stark voran. Er steht voll dahinter. Wir als Vorstandsteam stehen voll dahinter“, unterstrich Barna. Der Vertriebsvorstand machte deutlich, dass er den Umbau der Wirtschaft und Gesellschaft für absolut drängend hält.
Bereits heute sei Zurich der nachhaltigste Versicherer. Man sei seit 2014 klimaneutral. Gerade als Investor haben habe man deutliche Möglichkeiten etwas zu bewegen. Wenn man die Kapitalanlagen – Anleihen, Aktien und Immobilien – und das Vermögen in der Lebensversicherung nehme, ergebe das rund 60 Milliarden Euro, mit denen man die Möglichkeit habe etwas zu bewegen.
„Wenn wir nur ein Drittel unserer Kapitalanlagen klimaneutral ausrichten, werden wir den CO2-Äquivalent von etwa 1,1 Millionen Tonnen“, sagte Barna. Man habe extrem viele Stellhebel. Die gesamte Bilanz wolle Zurich bis 2050 klimaneutral angelegt haben.
Gemeinsames Projekt von Wirtschaft und Gesellschaft
Dafür hat der Konzern eine Rückwärtsplanung entwickelt. Zudem wolle man die Kunden – also Privat- und Gewerbekunden – auf dem Weg dorthin begleiten. Der Umbau der Gesellschaft und der Wirtschaft auf den Weg dorthin lasse sich allerdings nicht durch Verbote erreichen.
„Wenn man die Gesellschaft wirtschaftsfreundlich und technologieoffen nachhaltig umbauen will, funktioniert nur, wenn man es mit Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam angeht.“ Natürlich sei die Politik gefragt, hier die Weichen zu stellen. „Aber bitte nicht mit Verboten oder über Verboten mit Kostenschraube. Wir brauchen einen Weichenstellung mit der Wirtschaft für die Gesellschaft“, so die eindringliche Bitte.
Zurich wollen mit seine Beratern und Ingenieuren den Kunden helfen, das Geschäftsmodell nachhaltig umzubauen, zu transformieren. „Hier spielen wir ein große Rolle“, sagte Barna. Die Versicherungswirtschaft sei systemrelevant. Man sei Kapitalsammelbecken. Insofern spiele die Versicherung eine wichtige Rolle und müsse auch ihren Beitrag leisten.
„Natürlich werden wir bei so einem Thema ein Stück weit belächelt. Gibt es nicht andere Themen? Ist es denn wirklich DAS ZIEL? Es gibt keine Alternative. Außer man steckt den Kopf in den Sand und sagt, ‚das ist eine Sache für andere‘. Ich würde mich freuen, wenn weitere Kolleginnen und Kollegen aus der Branche mit auf diesen Zug aufspringen würden, um das Thema zu forcieren. Ich glaube, das tut auch der Gesellschaft gut“, betonte der Vertriebsvorstand.