Die Wirtschaft des Inselstaats Japan war jahrelang in einer Depression gefangen. Die neue Wirtschaftspolitik, nach dem Premierminister Shinzo Abe auch „Abenomics“ genannt, gibt nun Anlass zur Hoffnung.
Gastbeitrag von Taku Arai, Schroders
Japan war 42 Jahre lang die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Dann kam der Abschwung. Hohe Schulden, eine alternde Bevölkerung und ein jahrelanger Preisverfall stürzten das Land in die Krise. Fortan schien kein Kraut gegen die Deflation gewachsen zu sein.
Seit Beginn der 1990er-Jahre hat die Regierung Dutzende Konjunkturprogramme aufgelegt, um die Wirtschaft zu stimulieren – ohne Erfolg. Doch Ende 2012 keimte mit dem neuen Premierminister Shinzo Abe und seiner radikalen Wirtschaftspolitik „Abenomics“ neue Hoffnung auf.
Abenomics: Drei Pfeile im Köcher
Drei Pfeile hatte Abe im Köcher: Im ersten Schritt verfolgt er eine expansive Geldpolitik. Und mit seinem neuen Notenbankchef Haruhiko Kuroda hatte er einen wahren Samurai an seiner Seite, der bis Ende dieses Jahres die Geldbasis verdoppeln will – bisher mit Erfolg.
Der zweite Pfeil von Abe zielte auf flankierende realwirtschaftliche Impulse ab, die seine ambitionierte expansive Geldpolitik vor dem Verpuffen schützen sollen. Auch diese Maßnahmen fielen auf fruchtbaren Boden. Die Verbraucherpreise zogen an, ebenso wie die Industrieproduktion und auch die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich zunehmend.
Zufrieden mit den Abenomics
Nun schaut die Welt wieder gebannt auf den japanischen Premier, der den Bogen zum Abschuss seines dritten und letzten Pfeils spannt. Kritisch sind die Stimmen – nicht zuletzt, weil die japanische Wirtschaft 1997 in eine Rezession stürzte. Auch damals hatte man versucht, die Verbrauchersteuer zu erhöhen.
Die große Frage ist also, ob die Wende in Japan nun endlich geschafft ist oder ob das Land wieder von Neuem beginnen muss, einen Weg aus der Deflation zu finden. Zunächst einmal das Positive: Aus unserer Sicht haben die aggressive Geldpolitik und die steuerlichen Anreize dafür gesorgt, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten im Land wieder anziehen. Auch die Stimmung bei Verbrauchern und im Management der Unternehmen ist spürbar besser.
Dank Abenomics konnten wir einen positiven Aufschwung des Wirtschaftszyklus beobachten und allem Anschein nach ist Japan auf einem guten Weg, die Deflation hinter sich zu lassen. Die kritische Betrachtung des dritten Abenomics-Pfeils liegt unserer Ansicht nach daran, dass Ergebnisse schlicht länger auf sich warten lassen und die Maßnahmen des dritten Pfeils auch weniger dynamisch sind als bei Pfeil Nummer eins und zwei.
Abe sehr gut positioniert
Das ist ein Grund, warum die Erwartungen am Markt nicht sonderlich hoch sind. Dennoch glauben wir, dass Premier Abe nicht nur Fortschritte macht, sondern sich auch in die richtige Richtung bewegt. Und obwohl die Stimmen aus der Opposition lauter werden, ist Abe mit seinen Mehrheiten im Ober- und Unterhaus sehr gut positioniert und darf sich auch einer starken und breiten Unterstützung in der Bevölkerung erfreuen.
Doch in Anbetracht der verhaltenen Stimmung und der geringen Erwartungen am Markt bezüglich der Abenomics muss sich der japanische Premier nun noch stärker darauf konzentrieren, seine Wachstumsstrategie weiter voranzutreiben.
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