Die japanische Notenbank machte durch drastische Geldpolitische Maßnahmen auf sich aufmerksam. Doch das Ergebnis ist enttäuschend. Gastkommentar Kwok Chern-Yeh Aberdeen Asset Management
Mit der erneuten Auflage eines fiskalischen Konjunkturprogramms im August hat Premierminister Abe stillschweigend eingestanden, dass sein Abenomics genanntes Programm zur Belebung der japanischen Wirtschaft gescheitert ist – vielleicht sogar auf der ganzen Linie. Trotz aller Maßnahmen – einschließlich der Einführung von negativen Zinsen – ist es bislang nicht gelungen, das von der japanischen Zentralbank avisierte Inflationsziel von zwei Prozent und nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu erreichen.
Gigantisches Konjunkturprogramm aufgelegt
Anfang August hat Premierminister Abe ein Konjunkturprogramm von 28 Billionen Yen (245 Milliarden Euro) aufgelegt, das unter anderem staatliche Direktinvestitionen von rund 7,5 Billionen Yen beinhaltet. Die Bank of Japan hat ihr ETF-Ankaufprogramm verlängert, was den Aktienpreisen Auftrieb verleihen sollte, und weitere Maßnahmen in Aussicht gestellt. Dennoch könnte die Zentralbank am Ende eingestehen müssen, dass sie ihr Inflationsziel von zwei Prozent bis zum letzten Zieltermin Ende März 2018 nicht erreichen kann. Der Markt hat sich von alledem kaum beeindrucken lassen. Es zeigt, dass es an Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger mangelt (und wie wenig Spielraum der Bank of Japan verblieben ist).
Es gibt in Japan aber auch weiterhin viele Unternehmen, die ordentliches Wachstum und attraktive Gewinne vorweisen können. Diese Unternehmen sind in den zwei Jahrzehnten der wirtschaftlichen Stagnation durch eine harte Schule gegangen und haben an Stärke und Widerstandskraft gewonnen. Viele dieser Unternehmen sind sehr liquide: Als Japans Vermögenspreisblase vor rund 25 Jahren platzte, trockneten die Refinanzierungsquellen aus und die Unternehmen mussten sich auf die Generierung von internen Cashflows konzentrieren, um ihr Überleben zu sichern.
Bilanzen der Unternehmen sind stark
In späteren Jahren haben diese Unternehmen ihre Schulden abgebaut und können heute starke Bilanzen und positive Cashflows vorweisen. Viele der besten japanischen Unternehmen haben einen Teil ihrer Produktion ins Ausland verlagert, um neue Märkte zu erschließen und die Produktionskosten zu senken. Darüber hinaus sind japanische Unternehmen inzwischen auch bei Corporate Governance-Themen und den internationalen Best Practice-Standards engagierter.
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Ganz unabhängig davon, welche Maßnahmen von der Zentralbank oder der Regierung ergriffen werden, oder welche Bedenken man hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage des Landes hegen mag, finden wir in Japan auch weiterhin attraktive Anlagemöglichkeiten. Kwok Chern-Yeh ist Leiter Investment Management für japanische Aktien bei Aberdeen Asset Management
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