Abschreibungen zehren an Allianz-Gewinn – Bäte sieht Versicherer auf Kurs

Oliver Bäte
Foto: Picture Alliance
Vorstandschef Oliver Bäte

Abschreibungen auf Kapitalanlagen und andere Belastungen haben dem Versicherer Allianz trotz eines verbesserten Tagesgeschäfts im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang eingebrockt. Mit 1,7 Milliarden Euro lag der Überschuss fast ein Viertel niedriger als ein Jahr zuvor, wie der Konzern in München mitteilte.

Der operative Gewinn legte hingegen um fünf Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zu. Daher sieht Vorstandschef Oliver Bäte die Allianz auf Kurs, in diesem Jahr wie geplant einen operativen Gewinn von 12,4 bis 14,4 Milliarden Euro zu erzielen.

Am Finanzmarkt lösten die Nachrichten zunächst keine nennenswerten Kursbewegungen aus. Im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate pendelte der Kurs der Allianz-Aktie am Morgen um den Schlussstand aus dem Xetra-Handel vom Vorabend.

Aus Sicht von Allianz-Chef Bäte erwies sich die Allianz angesichts der Schwankungen an den Kapitalmärkten und einem „fundamental schwächeren wirtschaftlichen Umfeld“ der vergangenen Monate als widerstandsfähig. So erzielte der Konzern im ersten Halbjahr einen operativen Gewinn von 6,7 Milliarden Euro – ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Und die Solvency-Kapitalquote verbesserte sich zwischen Ende März und Ende Juni von 199 auf 200 Prozent.

Licht und Schatten

Allerdings zeigen die Zahlen Licht und Schatten: Während die Allianz im Tagesgeschäft mehr verdiente als von Analysten erwartet, sank der Überschuss noch stärker als gedacht. Dabei dürfte der Teilverkauf des Russland-Geschäfts erst im dritten Quartal auf das Nettoergebnis des Konzerns durchschlagen: Erwartet werde dann eine Belastung von rund 400 Millionen Euro, heißt es in einer Präsentation des Vorstands vom Freitag.

Die Allianz hatte Anfang Juni angekündigt, die Mehrheit an ihrem Russland-Geschäft an das Unternehmen Interholding zu verkaufen – den Eigentümer des russischen Schaden- und Unfallversicherers Zetta Insurance. Die Allianz hält demnach künftig noch 49,9 Prozent an dem kombinierten Unternehmen.

Weitgehend ausgestanden scheint indes der Skandal um Hedgefonds der Konzerntochter Allianz Global Investors (AGI). Die Gesellschaft hatte sich im Mai in den USA eines Wertpapierbetrugs schuldig bekannt, nachdem Großanleger wie Pensionsfonds mit bestimmten AGI-Hedgefonds zu Beginn der Corona-Pandemie Verluste in Milliardenhöhe erlitten hatten. Für Entschädigungen und Geldbußen hatte die Allianz in der Folge Ende 2021 und Anfang 2022 Belastungen von insgesamt etwa 5,6 Milliarden Euro verbucht.

US-Geschäft mit Belastungen

Auf Geheiß der US-Behörden darf AGI den Großteil des US-Geschäfts nicht mehr selbst weiterführen. Künftig verwaltet der neue Geschäftspartner Voya Investment Management die betroffenen Vermögenswerte. Die Anlegerklagen und die Ermittlungen des US-Justizministeriums und der Börsenaufsicht SEC hatten die Entwicklung bei der Allianz seit vergangenem Sommer überschattet. Konzernchef Bäte hatte den Aktionären wiederholt versichert, dass er die Dividende für 2022 trotz der Milliardenbelastung nicht kürzen wird.

Im zweiten Quartal steigerte die Allianz ihren Umsatz um rund acht Prozent auf 37,1 Milliarden Euro. Während der operative Gewinn der Lebens- und Krankenversicherung um rund 13 Prozent sank, verdiente der Konzern im Schaden- und Unfallgeschäft auch dank geringerer Katastrophenschäden 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Im Fondsgeschäft der Töchter Pimco und Allianz Global Investors sank der operative Gewinn hingegen um knapp sieben Prozent. So zogen Anleger im Zuge der Marktturbulenzen und der steigenden Marktzinsen netto insgesamt 33,8 Milliarden Euro aus den Fonds der beiden Unternehmen ab. (dpa-AFX)

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