Nicht zuletzt wegen der wachsenden Weltbevölkerung waren Agrarrohstoffe der Geheimtipp der letzten Jahre – essen will schließlich jeder. In diesem Jahr sollen Soft Commodities sogar Öl und Gold hinter sich lassen.
Text: Marc Radke
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ In den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts prangte diese Vorhersage auf den Autos zahlreicher umweltbewegter Bürger.
In letzter Zeit hat der als Weissagung des Cree-Indianerstamms bekannte Aufruf eine ganz neue Zielgruppe gefunden: die Kapitalanleger. Nicht wenige Renditesucher haben Teile ihres monetären Besitzes bereits gegen Nahrungsmittel-Investments eingetauscht. Allerdings weniger, um ihr leibliches Wohl zu sichern oder gar ein neues Umweltbewusstsein zu dokumentieren, sondern vielmehr, um langfristig über noch größere Vorräte an unverdaulichen Geldscheinen zu verfügen.
So hat sich das der alte Cree-Häuptling wahrscheinlich nicht vorgestellt. Allerdings gibt die Entwicklung der sogenannten Soft Commodities wie Weizen, Schwein und Co. den Agrar-Investoren recht. Nicht erst seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers geht der Trend zu Sachwerten in Form von Rohstoffen. Die Analysten der österreichischen Finance & Ethics Research stellten beispielsweise fest, dass in 2009 dreimal mehr Kapital in die sogenannten Commodites geflossen ist als in sämtliche anderen Branchen.
Voll auf Zucker
Investor-Legende Jim Rogers, der seine reichste Ernte mit dem Hedgefonds Quantum eingefahren hat, den er gemeinsam mit George Soros ins Leben gerufen hatte, schwört schon seit Jahren auf die unverarbeiteten Erzeugnisse, zuvorderst aus dem Agrarbereich. Denn die sollen in ihrer Attraktivität dem begrenzten Angebot von Edelmetallen oder Öl nicht nachstehen.