Die goldene Regel: Lassen die Ernten zum Beispiel bei Getreide zu wünschen übrig oder fällt die Zahl der hochgepäppelten Rindviecher niedriger aus als erwartet, steigen die Preise, weil sich – spätestens sobald die Lagervorräte erschöpft sind – das Angebot reduziert. Realistisch sollen die Preise an den Warenterminmärkten aber schon längst nicht mehr sein. Wenn etwa der Kakao-preis rechtzeitig zu Weihnachten massiv anzieht, haben neben Schokoweihnachtsmännern wohl auch Spekulanten ihren Anteil daran.
Zahlreiche Stimmen warnen bereits vor übertriebenen Preissprüngen. Eine der prominentesten gehört Klaus Kaldemorgen, Sprecher der Geschäftsführung der Fondsgesellschaft DWS. Während die Aktienmärkte nach Kaldemorgens Einschätzung noch weit von einer Spekulationsblase entfernt sind, schätzt er die Gefahr einer Überhitzung bei Rohstoffen ungleich höher ein.
Ein Großteil der Umsätze an den Terminmärkten entfällt bereits auf Finanzinvestoren und übersteigt die kommerzielle Nachfrage nach den Nahrungsmitteln oftmals um ein Vielfaches. Sollte der Trend zu Sachinvestments wegen einer anziehenden Inflation weiter anhalten, löst sich die Preisgestaltung noch weiter von den Faktoren Angebot und Nachfrage. Auch wenn viele diese Einschätzung teilen, lässt sie die Lenker aktiv gemanagter Portfolios meist kalt. „Spekulation existiert an sämtlichen Märkten. Wir konzentrieren uns auf fundamentale Unternehmensdaten“, sagt etwa de Haan.
Power vom Bauer
Wer sich zutraut, die volatile Preisentwicklung einzelner Rohstoffe richtig antizipieren zu können, findet bei Zertifikate-Anbietern wie beispielsweise der französischen BNP Paribas, der Royal Bank of Scotland oder auch der Deutsche-Bank-Tochter DWS Go zahlreiche Offerten.
Das Angebot reicht von Schuldverschreibungen auf einzelne landwirtschaftliche Produkte wie Rindviecher oder gefrorenes Orangensaft-Konzentrat über breit gestreute Indizes etwa auf Pflanzenöl-Sorten bis zu Anleihen auf Agraraktien-Körbe. Die letztgenannten Garben von Unternehmenstiteln aus der Bauern-Branche machen Investoren weniger abhängig von Preisschwankungen. Viel mehr als die aktuellen Ernteergebnisse zählen bei den Herstellern von Düngemitteln oder Landmaschinen die längerfristigen Gewinnaussichten.