Über Immobilienzyklen, -märkte und –typen aus der Langfristperspektive sprach Cash. mit Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter des inhabergeführten Maklerunternehmens Aengevelt Immobilien, das in diesem Jahr sein 100-jähriges Firmenjubiläum begeht.
Cash.: Herzlichen Glückwunsch zu 100 Jahren Unternehmenstätigkeit im Immobiliengeschäft. Wie schlägt sich ein inhabergeführter Makler im Wettbewerb mit den großen internationalen Immobilienberatungen?
Aengevelt: Zunächst einmal danke für die Glückwünsche. Was den Wettbewerb angeht, so kommt mir unser Haus vor, wie der Porsche unter schweren Limousinen. Wir haben ein paar Zentimeter vorne, hinten und an der Seite weniger und kommen dadurch besser um die Kurve und durch die Lücken. Wir sind einfach schneller. Beispiel Reporting: die großen Häuser müssen ja alle irgendwohin berichten – sei es London oder Paris. Bei jedem Bericht gehen Effizienzen verloren. Wir informieren ungefiltert.
Cash.: Reicht das als Alleinstellungsmerkmal aus? Größe bietet ja auch Vorteile.
Aengevelt: Aus der Sicht des Kunden sind wir aus mehreren Punkten interessant: Erstens: Er bekommt die Inhaber und die Führungscrew per Durchwahl direkt an den Apparat – aus unserem Selbstverständnis heraus ist auch der Samstag ein Arbeitstag. Zweitens sind wir vollkommen banken- und konzernunabhängig – wir sind nicht mit eigenen Objekten im Markt und müssen keine Rücksicht nehmen. Unser unabhängiges Research wird daher außerordentlich geschätzt. Das haben mein Bruder und ich in den 60er Jahren von den Engländern übernommen. Als wir damit angefangen haben, gab es wissenschaftlich fundierte Indexreihen zur Kaufpreis- und Renditeentwicklung hierzulande noch nicht. Drittens machen wir seit 40 Jahren makleruntypische Dinge, wie beispielsweise den Strukturwandel in Nordrhein-Westfalen mit Themen wie Flächenkonversion zu begleiten. Zu guter letzt agieren wir vielleicht auch einen Tick demütiger im Sine von dienen und leisten.
Cash.: Was meinen Sie damit?
Aengevelt: Wir sind ja nicht ausschließlich in den so genannten Big Five- oder –Big Seven-Märkten unterwegs, sondern für unsere Kunden auch in Regionen wie Leipzig, Dresden oder Magdeburg. Deswegen haben wir zu Einzelhandelsfirmen oder Portfolioinvestoren einen besonderen Draht, weil wir beispielsweise auch in Wetzlar ein C & A-Haus in der dortigen Fußgängerzone bewerten und verkaufen können. Die 1B-Standorte sind oft nur deshalb 1B, weil über sie nicht regelmäßig oder überhaupt nicht berichtet wird. Einer, der ein Portfolio an kleinen Kaufhäusern haben möchte, ist mit Erlangen, Nürnberg oder Augsburg gut beraten. Dort sind die großen Häuser nicht aktiv, aber wir.
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