Allianz Global Investors, Frankfurt, sieht große Anlagechancen bei hochverzinslichen Unternehmensanleihen. Viele High-Yield-Bonds dürften gemessen an ihren Fundamentaldaten unterbewertet sein.
Eine aktuelle Untersuchung der Fondsgesellschaft kommt zu dem Schluss, dass die infolge der Schuldenkrise in der Eurozone gestiegene Risikoaversion attraktive Anlagechancen bei hochverzinslichen Unternehmensanleihen eröffnet.
„Der europäische Markt für hochverzinsliche Unternehmensanleihen wird momentan von gleichzeitig steigenden Zinsaufschlägen für Staats- und High Yield-Unternehmensanleihen sowie einer hohen Volatilität an den Aktienmärkten charakterisiert“, sagt Alexandre Caminade, Chief Investment Officer für Unternehmensanleihen Europa bei Allianz Global Investors: „Die historisch hohen Aufschläge im Markt für High Yield-Anleihen spiegeln eher die allgemeine Risikoaversion der Investoren und weniger die Fundamentaldaten wider. Anleger sollten in Bezug auf Branchen und Herkunft der Emittenten selektiv vorgehen.“
Die gesunkene Bonität zahlreicher Eurostaaten die Wahrnehmung der Risiken börsennotierter Unternehmen und deren Anleihen. Heute biete der Markt für High Yield-Anleihen ansehnliche Renditeaufschläge, die aktuell noch etwas höher liegen, als zu Beginn 2011, so Caminade. Gleichzeitig sei die Volatilität solcher Anleihen trotz einer niedrigen Ausfallrate sehr ausgeprägt.
Laut Ratingagentur Standard & Poor‘s (S&P) lag die Ausfallrate für die zurückliegenden zwölf Monate bei rund 1,6 Prozent. „Die Erwartungen für das nächste Jahr wurden kürzlich auf sechs Prozent in ihrem Basisszenario beziehungsweise 8,4 Prozent in ihrem Worst-Case-Szenario nach oben korrigiert, diese liegt aber immer noch deutlich unter den 2009 erreichten Höchstwerten“, erklärt Caminade.
Stabiler als Staatsanleihen
Außerdem sollen High-Yield-Unternehmensanleihen weniger auf Zinsschwankungen reagieren als Staatsanleihen: „Der technische Ausblick für High Yield-Anleihen erscheint bei einem gegenwärtigen Zinsaufschlag von 700 Basispunkten durchaus attraktiv. Dieser Aufschlag impliziert eine, über 5 Jahre kumulierte Ausfallrate von 43 Prozent, während der langfristige Durchschnitt für Anleihen mit einem B-Rating bei nur 17 Prozent liegt. Das bedeutet, dass der Markt derzeit das Ausfallrisiko überbewertet.“
Darüber hinaus sei das Refinanzierungsvolumen von High-Yield-Emittenten in 2012 mit insgesamt 6,9 Milliarden Euro vergleichsweise gering, was sich positiv auf der Nachfrageseite auswirken dürfte.
„Eine sorgfältige Titelauswahl ist wichtiger denn je. In Bezug auf Banken, zyklische Werte und Emittenten aus der Euro-Peripherie bleibe ich vorsichtig. Ich bevorzuge stabile und nichtzyklische Branchen, wie Nahrungsmittelhersteller, Gesundheit sowie Telekommunikations- und Kabelanbieter, die auch in einem schwierigen Umfeld Cash-Flows erwirtschaften. Die jüngsten Bonitäts-Herabstufungen einiger Euro-Länder kamen nicht überraschend und wurden bereits eingepreist. Portugal ist damit von Investment Grade auf High Yield herabgestuft worden”, sagt Caminade.
Caminade ist Portfoliomanager des Fonds Allianz Euro High Yield Bond. Der Fokus des Portfolios liegt gegenwärtig auf Anleihen höherwertiger Bonität mit einem „BB“-Rating, nur ein Viertel ist in Unternehmen mit einem Rating von „B“ investiert. (mr)
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