Mit ChatGPT bekam die breite Öffentlichkeit erstmals Zugang zu einem sehr leistungsfähigen, selbstlernenden KI-System. Damit wuchs auch das Bewusstsein für die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von KI – und für die Anlagechancen, die sie bietet. Der legendäre Investor André Kostolany sagte einmal: „Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln. Bezogen auf die KI-Industrie bedeutet dies, dass sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette der KI-Anwendungen zahlreiche Schaufelhersteller finden lassen. KI benötigt nämlich eine hochmoderne und extrem leistungsfähige Infrastruktur. Die großen IT-Unternehmen wie Amazon, Meta (Facebook), Alphabet (Google) und Microsoft planen deshalb, den Bau riesiger Rechenzentren, deren Leistung um ein Vielfaches höher sein wird als bei bestehenden Anlagen. Und hier kommen die zahlreichen Zulieferer ins Spiel, aber auch Firmen, die vermehrt KI einsetzen.
Energie ist eines der zentralen Themen
Die neuen Rechenzentren für generative KI-Anwendungen benötigen sehr viel Energie, weshalb in den USA die Kernkraft als wichtige Alternative zu den fossilen Energieträgern angesehen wird. Die Kernkraft hat den Vorteil, dass sie kein CO2 ausstößt und rund um die Uhr gleichmäßig Energie produziert. Das ist dahingehend wichtig, als dass sich die großen IT-Unternehmen allesamt zur Klimaneutralität verpflichtet haben. Einige Firmen planen deshalb, ihre neuen Rechenzentren in direkter Nähe von Atomkraftwerken zu bauen. Aber auch die Solarenergie gilt als wichtige nachhaltige Energiequelle. In den USA ist der Betrieb von Solarkraftwerken in den wüstenähnlichen Flächen der südlichen Staaten sinnvoll. Dort sind reichlich Platz und Sonne vorhanden.
Neben der Solarbranche profitieren auch Hersteller von Kabeln oder Rohstoffproduzenten. Denn die Rechenzentren müssen ans Stromnetz angeschlossen werden und liegen meist außerhalb der Ballungsräume. Dafür werden zig Kilometer Kabel gebraucht. In diesem Zusammenhang ist der Rohstoff Kupfer zu nennen, da dieser bislang unverzichtbar für die Leitfähigkeit der Stromkabel ist. Darüber hinaus benötigen die auf die KI ausgerichteten Rechenzentren eine extrem hohe Kühlleistung. Die bisher gebräuchliche Luftkühlung reicht für die neue Chip-Generation nicht mehr aus, da sie fünfmal mehr Energie verbraucht als bisher. Die neuen Prozessoren würden bei Überhitzung Feuer fangen. Daher muss das Kühlwasser nun direkt auf die Chips geleitet werden. Auf dieses Verfahren haben sich mittlerweile einige Unternehmen spezialisiert.
Patrick Schuchter, Union Investment (Foto: Union Investment)
Robotik wird durch KI in neue Dimensionen vorstoßen
Roboter gibt es schon länger, doch werden sie mithilfe von KI in Zukunft viel mehr Fähigkeiten entwickeln, sie können dann sogar selber lernen. Damit wachsen auch die Anwendungsfelder in der Robotik. Einige Firmen arbeiten bereits an humanoiden, sprich menschenähnlichen, Robotern. Die Autobranche eignet sich beispielsweise ideal für die Robotik, da dort in der Produktion viele wiederkehrende Arbeiten anfallen. Durch den Einsatz von intelligenten Robotern können die Produktionskosten deutlich gesenkt werden. Die Entwicklung steht hier noch am Anfang, aber in zwei bis drei Jahren könnte die Marktreife erreicht werden.
Das Herzstück der Künstlichen Intelligenz-Anwendungen bilden die Halbleiter, also die Computerchips, die den Speicherplatz für die Datenmassen zur Verfügung stellen. Häufig werden etwa in den USA die Chips „nur“ entwickelt. Produziert wird oft in Taiwan. Da sich in den letzten Jahren im Zuge des Großmachtwettbewerbs ein Trend zum Re-Shoring etabliert hat, verlagern einige Hersteller ihre Produktion mittlerweile wieder zurück in die USA. Dort sind zurzeit einige neue Fabriken für Chips der neuesten Generation im Bau. Auch die Hersteller von Maschinen zur Produktion der Chips profitieren somit von diesem Boom.
Investitionen in die KI werden weiter zunehmen
Abschließend lässt sich feststellen, dass rund um das Thema KI die Geschäftsaussichten für die Unternehmen weiterhin positiv bleiben. Hier besteht ohne Zweifel nach wie vor immenses Wachstumspotenzial. Denn die drei finanzstarken IT-Konzernen META, Alphabet und Microsoft haben im Rahmen ihrer jüngsten Quartalsberichtserstattung versichert, dass sie die Investitionen in KI-relevante Geschäftsfelder nicht nur im laufenden Jahr erhöhen, sondern in 2025 nochmal steigern wollen. Bereits heute stammen 80 Prozent des Geldes für die KI-Entwicklung von diesen drei Konzernen. Die Erfolgsstory kann also weitergehen, wovon auch die Schaufelhersteller ihren Anteil abbekommen werden.
Autor Patrick Schuchter ist Portfoliomanager bei Union Investment.