Sie werden sich daran erinnern, wie mühsam es war, nach dem Platzen der Immobilienblase gegen die weltweit negative Stimmung von Anlegern, Konsumenten und Investoren anzustinken. Wir sind keine programmierbaren Maschinen. Wenn es hart auf hart kommt, verstecken wir uns wie das scheue Reh im Wald und kommen erst dann wieder heraus, wenn die Luft rein ist. Bis dahin allerdings kann die Wirtschaft längst am Boden liegen. Noch einmal halten wir so etwas nicht aus.
Und was sollen die Anleger nun tun?
Mir ist es lieber, die Aktienmärkte toben sich jetzt als später im Herbst aus. Vorerst wird die Schwankungsbreite bei Aktien hoch bleiben. Doch wird die internationale Geldpolitik einen nachhaltigen Bärenmarkt verhindern (müssen).
Ihre langjährige Allmacht in der Finanzwelt kann sie nicht durch plötzliche Impotenz ersetzen. Das wäre so, als würde man bei einem Schwerkranken die Lebenserhaltungsmaschinen abschalten. Die geldpolitische Illusion muss aufrecht gehalten werden. Das mag wie ein Stoßgebet klingen. Aber der Wunsch nach einer Rückkehr zur geldpolitischen Normalität entspricht dem illusorischen Wunsch „Man müsste noch mal 20 sein“.
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Überhaupt, die fundamentale Lage in der Eurozone – das zeigen die letzten ifo-Zahlen und die Einkaufsmanagerindices auf nationaler EU-Ebene – ist stabiler als man mit Blick auf die verunsicherten Aktienmärkte annehmen könnte.
Interessanterweise wird von den globalen Investoren Deutschland und die Eurozone zurzeit als vergleichsweise stabil betrachtet. Aus den negativen Schlagzeilen mit Griechenland sind wir – einstweilen – etwas heraus.
Aktienansparpläne unbedingt weiterführen
Außerdem hat Europa aufgrund der Euro-Krise konjunkturelles Nachholpotenzial und eine der Konjunkturstützung verpflichtete EZB unter ihrem Captain Future Mario Draghi. Aus Exportsicht ist der Euro im Vorjahresverglich günstig und zumindest uns hilft der schwache Ölpreis. Die Chancen, dass Anlagegelder den Weg von Amerika und Asien nach Europa finden, sind gut. Auch hiesige Investoren bringen das Anlagegeld wieder nach Hause.
Anleger sollten ihre regelmäßigen Aktienansparpläne unbedingt weiterführen oder damit beginnen. Immerhin bekommen sie bei schwächeren Kursen für den gleichen Euro-Anteil mehr Aktienanteile. Im Übrigen kann man die Aktienbestände mit Teilschutzzertifikaten, die aufgrund der dramatisch gestiegenen Kursschwankungen günstige Konditionen bieten, gut absichern.
Grundsätzlich glaube ich, dass wir uns wieder Kaufkursen nähern. Ich rechne nicht mit einem langen Abwärtstrend wie zum Beispiel nach der Dotcom-Krise. Heutzutage arbeiten Aktienmärkte Konsolidierungen dank der Geldpolitik deutlich zügiger ab als früher. Und die Zinsmärkte bleiben eins: Unattraktiv.
Aus der geldpolitischen Rettungsnummer kommen wir nie mehr heraus. Die Liquiditätshausse ist gezwungenermaßen nicht vorbei. Bleiben Sie Aktien treu!
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator. Er ist aus Funk und Fernsehen bekannt und schreibt regelmäßig für Cash.
Foto: Andreas Varnhorn