Aktienhoffnung auf ein Ende des Handelskriegs gestorben?

Die Aktienmärkte scheinen insgeheim immer noch auf eine vernünftige Lösung zu hoffen. Alles andere wäre nun wirklich Sadomaso. Denn mit einem Handelskrieg tut man nicht nur dem anderen, sondern auch sich selbst weh. Da keine Seite gewinnen kann, müssen beide über ihre Schatten springen, was aufgrund der erreichten Eskalationsstufe zwar nicht einfach ist. Aber es muss ja keine Liebesbeziehung werden. Eine Vernunftehe mit dem Zweck der Verhinderung eines gegenseitig zerstörerischen Handelskriegs tut es ja auch.

Ausreichend Zeit für einen echten Deal nehmen

Amerika und China sollten sich alle Zeit für ein solides Handelsabkommen nehmen, das selbst die heißen Eisen langsam abkühlt. Wie bei einer Papstwahl sollte erst dann weißer Rauch aufsteigen, wenn tatsächlich ein Handels-Deal fix und fertig ist. Bis dahin sollten alle Tweets schweigen, um die Finanzmärkte nicht im Wechsel entweder in Ekstase zu versetzen oder in Depression zu stürzen. Und bis dahin sollte ein Waffenstillstand herrschen, der von weiteren Handelssanktionen Abstand nimmt.

Immerhin will die chinesische Handelsdelegation weiter nach Washington reisen und zeigt damit durchaus Bereitschaft für handelspolitische Zugeständnisse. Auch die US-Unterhändler gehen von fortgesetzten Gesprächen aus.

Ein Welt-Handelskrieg ändert alles

Sollte allerdings der Handels-Krieg zwischen Amerika und China immer heißer werden und über eine transatlantische Auseinandersetzung – bislang gibt es ja nur eine Feuerpause – zum Welt-Handelskrieg werden, haben insbesondere europäische und deutsche Exportaktien ein Problem. Weltwirtschaftliche Unruhe bremst die Konsum- und Investitionslust. Hühner, die keine Ruhe finden, legen eben keine Eier.

Den Aktienbörsen würde dann das fundamentale Standbein wegbrechen, das die konjunkturelle Hoffnungshausse seit Jahresanfang gestützt hat. Das Standbein Liquiditätshausse ist zwar noch vorhanden. Aber bekanntlich fällt es schwer, nur auf einem Bein zu stehen.

Unter normalen Bedingungen würde der gesunde Menschenverstand solche (handels-)politischen Irrwege ausschließen. Aber was ist heutzutage noch normal. Heutzutage ist alles möglich, auch das Gegenteil.

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator. Er ist aus Funk und Fernsehen bekannt und schreibt regelmäßig für Cash.

Foto: Baader Bank

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