Aktienmärkte in der Krise: Wirtschafts- und KI-Sorgen sorgen für Ausverkauf

Foto: PantherMedia/canbedone
Warum die Börsen weltweit einbrechen

Erneut kräftige Verluste an den US-Börsen und ein Ausverkauf an der japanischen Börsen haben am Montag weiteren Druck auf den deutschen Aktienmarkt gebracht. Zudem bekam der Boom rund um Künstliche Intelligenz weitere Risse. Die Nervosität der Anleger ist wieder ähnlich hoch wie zuletzt in der Corona-Krise, hieß es am Markt mit Blick auf die Schwankungsbreite der Kurse.

Der deutsche Leitindex sackte zur Mittagszeit um 2,34 Prozent auf 17.248,07 Punkte ab und ist damit nun zurück auf dem tiefsten Stand seit Februar. In seiner Talfahrt durchbrach der Dax dabei auch die charttechnisch viel beachtete 200-Tage-Linie, die Hinweise auf den längerfristigen Trend des Börsenbarometers gibt. In den drei Handelstagen seit Anfang August hat der Index nun schon fast
sieben Prozent eingebüßt.

Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets sieht die Nerven der Anleger arg strapaziert. Der um 12 Prozent abgesackte japanische Leitindex Nikkei 225 gebe zu denken. Der Nahost-Konflikt
eskaliere. „Ein Angriff Irans auf Israel (…) scheint nur noch eine Frage der Zeit.“ Zugleich sei in den USA die Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit drei Jahren gestiegen.

Marktteilnehmer halten es für möglich, dass die US-Notenbank Fed den Zeitpunkt für rechtzeitige Zinssenkungen verpasst hat und die Zinsen zu spät senken könnte. Schlechte Konjunkturnachrichten – vor einiger Zeit noch positiv gewertet, weil sie Hoffnungen auf Zinssenkungen machten – werden nun auch als schlechte Nachrichten wahrgenommen, weil sie Rezessionssorgen schüren. Geopolitisch bleibt
die Lage mit einem möglichen Angriff des Iran auf Israel sehr angespannt.

An den asiatischen Börsen litten Technologiewerte vor allem unter einem Bericht, dem zufolge das KI-Zugpferd Nvidia die Einführung neuer Chips aufgrund von Mängeln verschiebe. Nvidia hatte
als großer Profiteur des Boom-Themas Künstliche Intelligenz (KI) die diesjährige Rally an der US-Technologiebörse Nasdaq ausgelöst.

„Die Anleger werden gerade mit zwei unangenehmen Tatsachen konfrontiert“, schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. „Zum einen kommt das Wachstum im Bereich Künstliche
Intelligenz mit enormen Kosten daher, was die Margen schmälert und hohe Aktienbewertungen plötzlich als übertrieben erscheinen lässt. Und zum anderen entfalten die restriktive Geldpolitik von
Europäischer Zentralbank und Federal Reserve nun ihre Wirkung.“

Die Furcht vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten trifft hierzulande auch die Aktien unterhalb des Dax. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte 2,59 Prozent auf 23.831,53 Punkte ein. Für den SDax ging es um 3,67 Prozent nach unten. Mittelgroße und kleinere Unternehmen hängen oftmals in besonderem Maße vom Konjunkturzyklus ab.

Die internationalen Aktienmärkte müssten nun die Gefahr einer Rezession einpreisen, erläuterte Marktexperte Daniel Saurenz vom Investmentportal Feingold Research den Ausverkauf. „Dax, Nasdaq und Nikkei notierten vor wenigen Wochen noch auf Rekordlevels und die Japaner machen vor, wie schnell eine Party enden kann.“ In Tokio sei es heute ein schwarzer Montag, am Frankfurter Aktienmarkt trage die Börse noch Grautöne, so Saurenz mit Blick auf die unterschiedlich hohen Kursverluste.

Dass die Anleger zu Wochenbeginn dies- und jenseits des Atlantiks riskante Anlagen meiden, zeigt sich auch beim Blick auf die als hochspekulativ angesehenen Kryptowährungen. So verlor der Bitcoin
weiter kräftig an Boden. Der Kurs der ältesten und bekanntesten Kryptowährung sackte auf der Handelsplattform Bitstamp auf unter 50.000 US-Dollar ab und erreichte den tiefsten Stand seit Februar.
Neben dem Bitcoin standen auch andere Kryptowährungen stark unter Verkaufsdruck. (dpa-AFX)

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