„Die Wahrscheinlichkeit für eine vorübergehende Verschnaufpause an den Börsen ist gestiegen“, erklärt Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank. Dies liege zum einen daran, dass viele Anleger insbesondere über trendverstärkende passive ETFs und Indexfonds investiert seien. Hinzu kämen potenzielle Belastungen durch wieder aufkommende Konjunktur- und Inflationssorgen. Und es herrsche Unsicherheit bezüglich der US-Wahlen – auch ohne Joe Biden als Kandidaten. Er rate daher dazu, die Aktienquote einstweilen nicht weiter zu erhöhen, sondern auf neutral zu belassen: „Sollte es zu größeren Rücksetzern kommen, lassen sich diese nutzen, um den Aktienbestand aufzustocken.“
Regional rät Frey, den japanischen Markt gegenüber Europa weiter überzugewichten: „Die bessere Gewinndynamik, die aktionärsfreundlichen Maßnahmen und der sich stabilisierenden Yen sprechen für Japan.“ Auf Sektorenebene empfiehlt er Anlegern eine Mischung aus IT, die vom KI-Boom und überzeugenden Gewinntrends weiter profitieren sollte, und den defensiven Wachstumssektoren Gesundheit und Versicherungen.
In Erwartung weiterer Leitzinssenkungen blieben Staatsanleihen attraktiv, erklärt Frey, schränkt aber ein: „Der Rentenmarkt wird volatil bleiben – je nach Entwicklung der Inflation.“ Aktuell seien kurze Laufzeiten zu präferieren. Die Risiken auseinanderlaufender Staatsanleiherenditen seien im Euroraum überschaubar, mit den Wahlen in Frankreich jedoch nicht gänzlich vom Tisch. Auch Unternehmensanleihen blieben attraktiv, vor allem im Bankenbereich. Hier seien ebenfalls kurze Laufzeiten vorzuziehen.
Das Spannungsfeld zwischen geopolitischen Risiken, hohen Kaufpositionen spekulativer Anleger und niedrigeren Zinssenkungserwartungen dürfte zunächst anhalten und kurzfristig weiterhin zu einer volatilen Seitwärtsbewegung des Goldpreises führen. Das Potential sei also erst einmal begrenzt, sagt Frey: „Wenn in den USA der Zinssenkungszyklus beginnt, was eventuell noch im dritten Quartal der Fall sein könnte, dann dürfte der Goldpreis wieder Aufwind bekommen. Wir bleiben daher investiert.“