Jochen Intelmann, Chefvolkswirt, und Bernd Schimmer, Chef-Analyst, beide von der Hamburger Sparkasse über die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Chancen für Anleger.
Cash.: Wie bewerten Sie die aktuelle Politik der EZB?
Intelmann: Für den Kapitalmarkt ist sie das Beste, was passieren konnte, wenn man sich auf die Aktienkurse fokussiert. Salopp gesagt, sponsert die EZB das, was am Aktienmarkt passiert. Jeden Monat kommen 60 Milliarden frisches Geld hinzu, die angelegt werden müssen. Ein Teil wird immer in Aktien fließen, ein Teil immer in Anleihen, auch wenn die Renditen sehr, sehr niedrig sind. Meiner Ansicht nach sagt die EZB verklausuliert, dass die Renditen für längere Zeit unten bleiben – vielleicht noch für ein paar Jahre. Wobei unten nicht 0,0 heißen muss, auch 0,5 oder 0,8 sind immer noch sehr niedrige Zinssätze. Die Auswirkungen der Maßnahmen auf die Konjunktur halte ich indes für überschaubar. Ich glaube nicht, dass Deutschland nun ein Viertel Prozent mehr Wachstum hat, weil die EZB die Zinsen runtergekauft hat.
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Wann ist mit einem Ende der Niedrigzinsphase in der Euro-Zone zu rechnen?
Intelmann: Die großen Notenbanken laufen nicht im Gleichschritt. Die Amerikaner waren ein paar Jahre schneller mit Quantitative Easing und wenn die Fed tatsächlich Ende 2015 den Leitzins zum ersten Mal wieder anfasst, wird die EZB nicht mitziehen. Draghi wird noch ein paar Jahre den Leitzins bei 0,05 lassen. Als Indikation hierfür können zum einen diese 60-Milliarden-Käufe dienen, die noch bis September 2016 laufen und zum anderen sechs gezielte langfristige Tender – diese TLTROs – die alle September 2018 fällig werden. Das könnte eine Indikation sein, dass die EZB gewillt ist, den Leitzins 2016/17/18 bei null zu lassen, und ab 2018 daran denkt, langsam wieder in normale Zeiten vorzustoßen.
Seite zwei: „Man findet keine Neuanlage“