„Die EZB sponsert das, was am Aktienmarkt passiert“

Dann sollte man als Anleger aber aus dem Aktienmarkt verschwunden sein?

Intelmann: Das muss nicht sein. Wir haben mal untersucht, was passiert, wenn in den USA der Leitzins erhöht wird. Laut der Untersuchung gab es erst nach einem Jahr die erste Korrektur am Aktienmarkt in den USA. Das heißt, das erste Jahr nach der Leitzinserhöhung verkraftet der Markt ganz gut. Eine Leitzinserhöhung wird in der Regel nur vorgenommen, wenn die Konjunktur gut läuft und die Volkswirtschaft dadurch keinen Schaden erleidet. Wenn man davon ausgeht, dass 2017 oder 2018 der Leitzins in Europa leicht erhöht wird, dann hat man vielleicht 2018 auch noch ein gutes Jahr. Über die Auswirkungen in 2018/19/20 würde ich allerdings ungern spekulieren.

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Wo liegen 2015 die besten Chancen für Anleger?

Schimmer: Es gibt leider nicht mehr viele Anlageklassen, die wirklich noch eine Rendite bringen, die auch für einen Privatanleger noch als solche wahrgenommen wird. Das größte Kuchenstück, mit dem die deutschen Anleger über Jahrzehnte immer gut gefahren sind, sind die festverzinslichen Wertpapiere. Die spielen keine Rolle mehr. Man findet keine Neuanlage. Die Schnäppchen der letzten Zinsphase werden jetzt mehr oder weniger fällig. Und das Geld geht größtenteils in die Liquidität. Das ist zwar auch ein Teil der Allokation, aber nicht wirklich rentierlich beim jetzigen Zinsniveau. Aktien sind immer noch sehr stabil. Auch in den ersten Monaten dieses Jahres weisen Aktien eine deutlich positive Wertentwicklung auf. Bei Aktien gibt es noch Potenzial. Allerdings wäre es vermessen zu behaupten, die Märkte seien billig. Die Faktoren, die Herr Intelmann genannt hat, nämlich vergleichsweise gutes Wirtschaftswachstum, insbesondere hier in Europa, anziehende Konjunktur, niedrige Ölpreise und die schwächere Währung, wirken sich positiv auf die Gewinne aus. Und das wiederum rechtfertigt höhere Kurse. Viele andere Anlageklassen sind unserer Ansicht nach nur eingeschränkt attraktiv. Insofern ist das, worauf der Anleger zurückgreifen kann, relativ dünn gesät.

Interview: Julia Böhne

Foto: Florian Sonntag

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