Aktienrückkäufe im Höhenflug

Immer mehr Unternehmen kaufen eigene Aktien zurück. 2018 war für die so genannten Share Buybacks ein Rekordjahr, doch vieles spricht für neue Höchstmarken in diesem Jahr. Ein Gastbeitrag von Benjardin Gärtner, Union Investment

Benjardin Gärtner, Union Investment: „Rückkaufprogramme können ein  sinnvoller Bestandteil der Shareholder-Value-Politik sein.“

Aktienrückkaufprogramme sind einerseits beliebt, andererseits zunehmend umstritten. In den vergangenen Tagen und Wochen gaben gleich mehrere Börsenschwergewichte bekannt, eigene Anteilsscheine aufzukaufen. Die US-amerikanische Elektronikkette Best Buy hat Ende Februar ein Programm über drei Milliarden US-Dollar angekündigt. Auch die Lloyds Banking Group will ihre Investoren über diesen Weg am Geschäftserfolg teilhaben lassen und gab Anfang März bekannt, bis zu 1,75 Milliarden Britische Pfund für diesen Zweck einzusetzen. Fresenius Medical Care, Shell, Swiss Re, Allianz, Softbank, Novartis, Cisco, Coca-Cola, AkzoNobel – die Liste von Unternehmen mit neuen oder erweiterten Rückkaufprogrammen ließe sich nahezu beliebig fortsetzen.

Auch wenn es immer wieder Diskussionen um den Sinn oder Unsinn dieser Programme gibt: Aus Sicht eines Asset Managers können Aktienrückkäufe für ein Unternehmen und seine Aktionäre durchaus sinnvoll sein – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Ursprung liegt in den USA

Das Phänomen der Aktienrückkaufe hat seinen Ursprung in den USA. Dort werden sie seit Anfang der 1980er Jahre von börsennotierten Unternehmen als Ergänzung zu Dividenden-zahlungen eingesetzt, um ihre Aktionäre zu vergüten. In anderen Regionen wie Kanada, Europa und Japan hat ihr Volumen seit den 1990er Jahren ebenfalls stetig zugenommen. Im Jahr 2018 erreichte das Gesamtvolumen aller Rückkäufe der im S&P 500-Index gelisteten Firmen mit fast 700 Milliarden US-Dollar einen neuen Rekordwert. Zum Vergleich: Deutsche Konzerne kauften im vergangenen Jahr für 8,6 Milliarden Euro eigene Aktien zurück.

Der Boom in den USA ist nicht zuletzt der jüngsten Unternehmenssteuerreform geschuldet, die dazu geführt hat, dass viele US-Konzerne ihre Auslandsgewinne zurück ins Heimatland holen. Bei der Frage, wohin mit dem Geld boten sich Aktienrückkäufe geradezu an, um die Aktionäre an dem Finanzsegen teilhaben zu lassen.

Gründe für die beliebten Buybacks

Gründe für die mit den Jahren wachsende Beliebtheit der Buybacks in den USA, aber auch in anderen Ländern sind aber nicht nur steuerliche Motive. Für die Unternehmen macht es im Rahmen ihrer Ausschüttungspolitik Sinn, ihre jährlichen Dividendenzahlungen auf lange Sicht tendenziell stabil zu halten oder zumindest nicht zu kürzen. Denn: Aktionäre mögen es nicht, wenn Dividenden stark schwanken, vor allem wenn sie von einem auf das andere Jahr sinken. Gleichzeitig fallen aber die Gewinne der Unternehmen nicht in jedem Jahr gleich hoch aus, entsprechend hoch ist der Bedarf an Flexibilität. Daher sind Aktienrückkäufe immer dann für einen Konzern vorteilhaft, wenn ein einmaliger Betrag ausgeschüttet werden soll.

Seite zwei: Wer kauft seine eigenen Aktien?

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