Aktuelle Marktturbulenzen: Was dahinter steckt

Benjamin Melman
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Benjamin Melman, EdRAM

Die Aktienmärkte haben in nur drei Tagen fast eine Korrektur erlebt. Laut Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management, wurde der Einbruch nicht durch einen einzelnen Faktor ausgelöst, sondern vielmehr durch ein neues Umfeld

Die (endlich) eingeleitete Zinswende der Bank of Japan, die steigende Arbeitslosigkeit in den USA und die zunehmenden geopolitischen Risiken im Nahen Osten. Die schwachen US-Arbeitsmarktdaten waren jedoch der endgültige Auslöser. Melman ordnet das aktuelle Marktgeschehen wie folgt ein:

  • US-Arbeitsmarktdaten: Wir haben keinen erneuten Anstieg der Entlassungen festgestellt, sondern starke Fluktuationen in der Erwerbsbevölkerung, einschließlich eines erneuten Anstiegs neuer Arbeitssuchender. Die Langzeitarbeitslosigkeit blieb im vergangenen Jahr stabil. Obwohl sich die Zahl der Neueinstellungen verlangsamt hat, ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit vor allem auf ein größeres Stellenangebot zurückzuführen. Diese Entwicklung kann für die unter Arbeitskräftemangel leidenden US-Unternehmen nur positiv sein, da sich die Lohnkosten endlich zu entspannen beginnen.
  • Japan: Der japanische Aktienmarkt erlitt starke Verluste, nachdem die Bank of Japan unerwartet eine hawkishe Haltung einnahm und weitere Zinserhöhungen ankündigte. Die Aufwertung des Yen schwächt exportorientierte Unternehmen, was die wirtschaftliche Lage Japans weiter verschlechtert.  Wir betrachten diese Entwicklung jedoch nicht als Frühindikator für den globalen Aktienmarkt, sondern als Ausdruck eines sehr spezifischen politischen Risikos.
  • Geopolitische Risiken: Die Spannungen zwischen dem Iran und Israel geben Anlass zur Sorge. Beide Seiten scheinen jedoch bemüht zu sein, die Lage unter Kontrolle zu halten. Der Rückgang der Öl-, Gold- und Dollarkurse deutet darauf hin, dass die geopolitischen Risiken die Märkte derzeit nicht stark belasten. 
  • US-Zinspolitik: Die Federal Reserve (Fed) steht unter Druck, die Zinsen früher als geplant zu senken. Anleger argumentieren, dass die FED nun hinter dem Zinssenkungszyklus zurückbleibt. An dieses Szenario glauben wir nicht. Die FED hat bereits in den letzten Wochen signalisiert, dass die Inflation ausreichend zurückgegangen ist und sie sich nun auf mögliche Wachstumsrisiken konzentrieren kann. Die Fed wird helfen, wenn die Rezession ernst wird. Kurzfristig macht dies jedoch keinen Sinn.

Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Allokationen nicht verändert, sondern lediglich einige Gewinne bei Staatsanleihen mitgenommen. Wir werden die Dynamik dieses volatilen Umfelds weiter analysieren und die Kapitalströme genau beobachten, da die Bereinigung früherer Übergewichtungen dazu beitragen wird, die Märkte wieder zu festigen.“

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