Alfred Platow: Nachhaltigkeit ist keine isolierte Öko-Branche

Cash.: Der Ökovision wird in diesen Tagen 15 Jahre alt. Was ist das Besondere an seinem Konzept?

Platow: Der Fonds arbeitet mit konsequenten und transparenten Positiv- und Negativ-Kriterien, wie sie von keinem anderen Fonds angewendet werden. Der Grund dafür ist, dass es in der Recherche sehr aufwendig ist, an die notwendigen Informationen zu kommen und die strikte Titelauswahl für das Anlageuniversum durchzuhalten. Ökoworld schafft das. Und trennt dabei das Nachhaltigkeitsresearch und die Titelauswahl durch unabhängige Experten vom Fondsmanagement. So kommt keiner der hauseigenen Fondsmanager in Luxemburg in Versuchung in einen nach Ökoworld-Verständnis nicht nachhaltigen Titel zu investieren.

Cash.: Wie läuft der Anlage-Prozess ab?

Platow: Wir verfügen bereits seit 1992 über ein Research, das seitdem mehr als 2.000 Unternehmen weltweit auf öklogisch-ethische Grundsätze überprüft hat. Beispielsweise ist einer der Vorsitzenden des Ökovision-Anlageausschusses während wir hier sprechen in China, um Produktionsstätten in China persönlich zu besuchen und sich dort ein unverfälschtes Bild zu den Arbeitsbedingungen zu machen. Darüber hinaus sprechen wir nicht nur mit dem Management, sondern machen auch den Gegencheck, indem wir mit den Mitarbeitern sprechen und die Aussagen der Führungsebene überprüfen. Ein unabhängiger Anlageausschuss, dessen ursprüngliche Gründung bereits auf das Jahr 1992 zurückgeht, überwacht das Anlageuniversum für die Ökovision-Fonds Classic, Europe, Garant 20 den Ökoworld Ökotrend Bonds. Der elfköpfige, unabhängige Anlageausschuss analysiert, unterstützt vom Ökoworld-Sustainability-Research, die Unternehmen, wählt die Titel für das Anlageuniversum dieser vier Fonds aus und überwacht dieses Universum fortlaufend. Die Spezialisten kommen aus Wissenschaft, sozialen Einrichtungen sowie aus Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden. Die Portfoliokonstruktion und das tägliche Management übernehmen unabhängig davon unsere erfahrenen Kapitalmarktexperten.

Cash.: Der Fonds hat seit seiner Auflegung jährlich im Schnitt eine Performance von 3,96 Prozent erzielt. Ist das die Größenordnung, mit der Anleger von ökologisch-ethischen Anlagen rechnen können?

Platow: Wenn wir dem Reiz von Öl erlegen wären, hätten wir in den vergangenen Jahren deutlich mehr Performance erzielen können. Allerdings befindet sich dieser Sektor außerhalb unserer Kriterienliste. Der Ökovision Classic investiert in langfristige Trends, die sich in unseren Anlagekriterien widerspiegeln. Dies führt zu einem zukunftsorientierten Portfolio, das nicht alle Branchen abdeckt und auch kurzfristig Abweichungen im Positiven wie auch im Negativen gegenüber einem MSCI zeigt. Aktuell insbesondere, da nicht nachhaltige Industriegruppen wie Bergbau, Öl und Rohstoffe stark performen. Dies stellt die langfristige Strategie jedoch überhaupt nicht in Frage. Unsere Zukunftsinvestmentthemen werden täglich attraktiver. Zudem nehmen die Risiken nicht nachhaltiger Anlagen täglich zu. Hinzu kommt, dass wir sofort verkaufen, wenn ein Unternehmen den Weg der rücksichtslosen Gewinnmaximierung einschlägt. Wir setzen ausschließlich auf Firmen, die sich darauf konzentrieren, ihren Gewinn zu optimieren. Denn nur so – ohne „Gewinn um jeden Preis“ – werden beispielsweise auch die Interessen der Mitarbeiter in angemessener Weise berücksichtigt.

Cash.: Aktuell findet sich Google als Top-Position im Ökovison. Was macht das Internet-Unternehmen zu einer ökologisch-ethischen Kapitalanlage?

Platow: Das Unternehmen wurde gemäß unserem Kriterienkatalog überprüft und ins Anlageuniversum aufgenommen. Google ermöglicht eine weltweite Kommunikation und Information. Vieles würde einfach zusammenbrechen, wenn es diesen Dienstleister nicht gäbe. Dieses Potenzial der Interaktion sorgt dafür, dass Google ein idealer Kandidat für unsere Fonds ist. Und mal weg vom Beispiel google: Wir sind generell kein Bioladen, sondern ein professioneller Asset Manager, der sich mit Branchen wie Telekommunikation, Informationstechnologien, Verbrauchsgütern, Finanzdienstleistungen, Gesundheit, Pharma und anderen Unternehmen beschäftigt, die das branchenübergreifende Wirtschaftsprinzip Nachhaltigkeit so anwenden, dass es mit unseren strengen Ausschlusskriterien harmoniert. Es ist ein Vorurteil, dass Nachhaltigkeit eine isolierte Öko-Branche für Erneuerbare Energien und Biofood ist.

Seite 3: Großbritannien im Fokus der Expansionspläne

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