Die ALH-Gruppe hat auf ihrer Bilanzpressekonferenz die Ergebnisse des vergangenen Geschäftsjahres vorgestellt und dabei klare Positionen zu den Herausforderungen in Sozial- und Versicherungssystemen bezogen. Die Botschaft: Die Probleme sind erkannt, die Lösungen liegen vor – man muss sie nur umsetzen
Christoph Bohn, Vorstand der ALH-Gruppe, machte gleich zu Beginn deutlich, dass sich das Umfeld für Altersvorsorge und Krankenversicherung dramatisch verändert habe. Während die Bundesregierung Milliarden-Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur bereitstelle, bleibe die Reform der Sozialversicherungssysteme weitgehend ungelöst.
Besonders die Rentenpolitik sei von enormer Bedeutung: „Die gesetzliche Rente wird heute schon mit 112 Milliarden Euro vom Bund bezuschusst – das ist ein Viertel des gesamten Haushalts“, sagte Bohn auf der Bilanzpressekonferenz. Angesichts des demografischen Wandels brauche es nachhaltige strukturelle Antworten, keine kurzfristigen Umverteilungen. Die ALH-Gruppe sehe sich in der Verantwortung, mit ihrer Lebens- und Krankenversicherung einen Beitrag zur Stabilisierung der Systeme zu leisten.
Ihren Gesamtumsatz konnte die ALH Gruppe im Geschäftsjahr 2024 leicht auf 5,36 Milliarden Euro steigern. Das entspricht einem Zuwachs von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr (5,32 Mrd. Euro). Einen wesentlichen Anteil am Konzernumsatz hatte erneut die Alte Leipziger Lebensversicherung mit 2,71 Milliarden Euro (VJ: 2,88 Milliarden Euro). Die Hallesche Krankenversicherung trug mit 1,66 Milliarden Euro deutlich mehr als ein Viertel zum Gesamtumsatz bei (VJ: 1,54 Milliarden Euro). Die übrigen Konzerngesellschaften – Alte Leipziger Versicherung, Bauspar und Trust – erzielten gemeinsam 989 Millionen Euro (VJ: 897 Mio. Euro).
Lebensversicherung: Trend zu Fondsrenten ungebrochen
In der Lebensversicherung positioniert sich die Alte Leipziger unter den Top Fünf in Deutschland. Dabei setzte sich der Trend zur fondsgebundenen Altersvorsorge fort. Mit Beitragseinnahmen von 2,7 Milliarden Euro und einem klaren Fokus auf laufende Beiträge wachse man deutlich stärker als der Markt. Während die Branche 2024 nahezu stagnierte, konnte die Alte Leipziger ihre laufenden Bruttobeiträge um 2,5 Prozent steigern. In den letzten fünf Jahren sei man hier sogar um 21 Prozent gewachsen – das Siebeneinhalbfache des Marktes. Der Anteil laufender Beiträge liegt mit rund 85 Prozent des Gesamtgeschäfts besonders hoch. Das Einmalbeitragsgeschäft war 2024 – wie erwartet – rückläufig, da sich viele kurzfristige Zinsprodukte durch die veränderte Kapitalmarktlage weniger lohnten.
Auch im Neugeschäft setzt sich der Aufwärtstrend bei laufenden Beiträgen fort: Hier legte die Alte Leipziger um 3,5 Prozent zu, während das gesamte Neugeschäft – aufgrund des schwächeren Einmalbeitragsgeschäfts – leicht unter dem Vorjahreswert lag.
Insgesamt dominierten fondsgebundene Produkte dominierten das Neugeschäft gegen laufende Beiträge mit einem Anteil von 46,6 Prozent – ein Plus von 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zusammen mit Lösungen zur Arbeitskraftabsicherung machten sie 63 Prozent des laufenden Neugeschäfts aus. Auch die private Altersvorsorge legte zu und erreichte im Neugeschäft einen Anteil von 51,9 Prozent – drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Beim Rohüberschuss lag das Unternehmen mit rund 400 Millionen Euro erneut auf einem sehr hohen Niveau – dem zweitbesten Ergebnis der vergangenen fünf Jahre. Mehr als 90 Prozent dieses Überschusses flossen in die Rückstellung für Beitragsrückerstattung und damit unmittelbar an die Kunden zurück.
Neben der wirtschaftlichen Bilanz stand auch die politische Forderung nach einer Reformagenda im Fokus. Jürgen Bierbaum, Vorstand der Alte Leipziger Lebensversicherung, skizzierte konkrete Ansatzpunkte: Eine stärkere steuerliche Förderung der Geringverdiener in der betrieblichen Altersversorgung (bAV), die Einführung von Opt-out-Modellen auch außerhalb tarifgebundener Betriebe sowie flexiblere Regeln für die Kapitalanlage in der Rentenphase. Allein ein Prozent mehr Zins könne – so Bierbaum – bei einem 67-jährigen Rentner 14 Prozent mehr monatliche Rente bedeuten. Um dies zu erreichen, müsse jedoch das steuerliche Paradigma der „nicht schwankenden Rente“ überdacht werden.

Der zentrale Appell von Bierbau: Die gesetzliche Rente muss durch gezielte politische Maßnahmen und durch den Ausbau der zweiten und dritten Säule – also bAV und private Altersvorsorge – stabilisiert werden. Dabei sei besonders wichtig, das Prinzip des lebenslangen Einkommens zu stärken. Bierbaum: „Niemand weiß, wie lange er lebt – genau deshalb ist die lebenslange Rente durch Versicherungen so elementar.“
Krankenversicherung: Wechselbereitschaft in die PKV steigt
Auch in der Krankenversicherung kann die ALH auf ein außergewöhnlich starkes Jahr zurückblicken. Die Hallesche Krankenversicherung, das Krankenversicherungsunternehmen der Gruppe mit Sitz in Stuttgart, erzielte 2024 ein Rekordneugeschäft. Mit 7,3 Millionen Euro an sogenanntem 100-Prozent-Neugeschäft – also einem Standardwert zur Vergleichbarkeit – wurde das höchste Neugeschäft in der Unternehmensgeschichte erreicht. Die Beitragseinnahmen stiegen um 7,6 Prozent auf 1,66 Milliarden Euro. Besonders stark wuchs die Hallesche im Bereich der Krankenvollversicherung sowie in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV).
Der Bestand in der Vollversicherung erhöhte sich um 2.000 Personen auf nunmehr 225.000 Versicherte – ein klares Signal gegen den negativen Trend, den manche Marktbeobachter für die PKV diagnostizieren. Insgesamt betreut die Hallesche rund 900.000 Kunden in allen Krankenversicherungssparten. Auch der Bruttoüberschuss stieg deutlich auf über 200 Millionen Euro – rund 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie in der Lebensversicherung fließt auch hier der größte Teil in die Rückstellungen zur Begrenzung von Beitragserhöhungen und zur Erstattung bei Leistungsfreiheit. Aktionäre gibt es nicht – alle Überschüsse kommen den Versicherten zugute.
Bei den Leistungsausgaben verzeichnete die Hallesche nach den turbulenten Jahren der Pandemie eine gewisse Normalisierung: Die Ausgaben stiegen 2024 um 4,6 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro – deutlich moderater als in den Jahren zuvor, in denen medizinische Nachholeffekte und Inflation für sprunghafte Anstiege sorgten. Dennoch sieht Christoph Bohn die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung an einem kritischen Punkt: „Die Zusatzbeiträge sind zum Jahresbeginn 2025 stark gestiegen, gleichzeitig wurden die Bemessungs- und Versicherungspflichtgrenzen angehoben. Das erschwert den Wechsel in die PKV.“
Bei der Pflegezusatzversicherung stieg die Zahl der abgeschlossenen Verträge jedoch nicht so stark, wie sie angesichts der gesellschaftlichen Herausforderung und der bestehenden Pflegelücke sollte. 2024 hatten 83.149 Personen eine Pflegezusatzversicherung bei der Hallesche abgeschlossen (+ 0,3 %; VJ: 82.938).
Besonders deutlich wurde Hallesche-Vorständin Wiltrud Pekarek bei der Frage nach der Zukunft der Pflegeversicherung: Die soziale Pflegeversicherung (SPV) befinde sich im „Patientenstatus“, so die Diagnose. Die gesetzliche Pflegeversicherung sei ursprünglich als Teilkasko-Modell mit ambulanter Ausrichtung gedacht gewesen, heute jedoch durch Leistungsausweitungen und die Einführung der Pflegegrade strukturell überlastet. Seit 2006 habe sich der Beitragssatz mehr als verdoppelt – und ein Ende der Belastung sei nicht in Sicht. Pekarek bezifferte die Kosten für die Pflege auf monatlich durchschnittlich 4.700 Euro , der durchschnittliche Eigenanteil bei stationärer Pflege liege dabei bei rund 2.500 Euro pro Monat.
Aus Sicht der Halleschen und des PKV-Verbands kann die Lösung in einem neuen, „generationengerechten“ Pflegevertrag liegen. Dieser setze auf mehr private Vorsorge, mehr Kapitaldeckung und steuerliche Förderung – sowohl privat als auch im betrieblichen Rahmen. Pekarek betonte, dass bereits mit heute verfügbaren Tarifen eine gute Pflegezusatzversicherung für unter 70 Euro monatlich möglich sei – etwa für einen 35-jährigen Kunden. Die Eigenverantwortung sei zumutbar, bezahlbar und gesellschaftlich notwendig.
Die Hallesche sieht sich bei der betrieblichen Pflegeversicherung als Pionier: Ein speziell entwickeltes Modell unterstütze Beschäftigte bei der Pflege ihrer Angehörigen, so Pekarek – etwa durch Organisation von Pflegeleistungen, Beratung und Entlastung im Berufsalltag.
Zwar steht die Nachfrage aktuell noch hinter klassischen bKV-Budgettarifen zurück, doch sei das Potenzial groß, sagte Pekarek. Ein Hemmnis sei derzeit die fehlende steuerliche Gleichstellung mit anderen Gesundheitsbenefits. Auch aus vertrieblicher Sicht – ergänzte Frank Kettnaker – sei die bPV ein strategisch wichtiges Thema: „Gerade die häusliche Pflege braucht Unterstützung. Hier könnten Arbeitgeber mit überschaubarem Aufwand viel Gutes tun“, sagte Pekarek

Pekareks Appell an die Politik war auch hier deutlich: Nicht Ideologie – etwa ein Festhalten an der Umlagefinanzierung – solle im Zentrum stehen, sondern eine pragmatische Kombination aus gesetzlicher Pflichtversicherung und freiwilliger, kapitalgedeckter Vorsorge. Nur so lasse sich der Beitragssatz in der SPV langfristig stabilisieren und der Wirtschaftsstandort Deutschland entlasten.
Der Bruttoüberschuss der Halleschen stieg deutlich auf 202 Millionen Euro (VJ: 179 Mio. Euro). Die Solvabilitätsquote lag mit 599 Prozent weiterhin auf einem sehr hohen Niveau (VJ: 623 Prozent).
Schaden-und Unfallversicherung: Wachstum trotz Schadeninflation
In der Sachversicherung hat die Alte Leipziger ein starkes Jahr hinter sich – trotz großer Herausforderungen im Markt. Die Beitragseinnahmen der Alte Leipziger Versicherung AG stiegen 2024 um mehr als 13 Prozent und überschritten erstmals die Marke von einer halben Milliarde Euro. Auch beim Neugeschäft konnte das Unternehmen ein Rekordniveau erreichen: 109 Millionen Euro an Neubeiträgen bedeuten ein historisches Hoch.
Die gebuchten Bruttobeiträge erhöhten sich um 13,7 Prozent auf 547,7 Millionen Euro. Besonders stark entwickelten sich die Wohngebäudeversicherung mit einem Plus von 31,4 Prozent auf 150,7 Millionen Euro und die Gewerbeversicherung mit einem Plus von 11,7 Prozent auf 201,2 Millionen Euro. Das Wachstum zog sich durch sämtliche Sparten, mit besonderem Schwerpunkt auf dem gewerblichen Bereich und der Wohngebäudeversicherung.
Getrübt wird die Bilanz durch einen Anstieg der Schaden-/Kostenquote; sie kletterte von 99,7 auf 106 Prozent. Das Jahresergebnis fiel mit -17,8 Millionen Euro entsprechend negativ aus (VJ: +1,1 Mio. Euro).

Laut Kai Waldmann, Vorstand Schadenversicherung, belasteten zwei Entwicklungen das Jahresergebnis spürbar: zum einen die anhaltend hohe Schadeninflation im Kraftfahrtbereich, zum anderen zahlreiche – wenngleich kleinere – Elementarschadenereignisse im Bereich Wohngebäude. Gerade bei Kfz verzeichnete die Alte Leipziger eine massive Steigerung der Schadenkosten.
Während die allgemeine Inflation über die letzten zehn Jahre bei durchschnittlich 2,4 Prozent lag, stiegen die Preise für Fahrzeugersatzteile im selben Zeitraum um rund 5,4 Prozent pro Jahr. Die Folge: ein negatives versicherungstechnisches Ergebnis in dieser Sparte, das – so Waldmann – „in der Form in den letzten Jahren nicht da war“. Laut Waldmann hat die ALH die Beiträge in der Kfz-Versicherung im Schnitt zwischen 20 bis 30 Prozent anheben müssen, im April 2025 sollen sie nochmal steigen.
Auch im Bereich Wohngebäude blieben die Belastungen hoch – vor allem durch viele kleinere, aber aufaddiert substanzielle Elementarschadenereignisse. Brisant: Keines der Ereignisse überschritt die Schwelle zur Rückversicherungsentlastung. Die Schäden mussten vollständig aus der eigenen Bilanz getragen werden. Für die Alte Leipziger ist das ein klares Warnsignal – auch im Hinblick auf die laufende politische Debatte zur Einführung einer Pflichtversicherung für Elementargefahren.
Waldmann sieht die Entwicklungen mit gemischten Gefühlen. Einerseits sei es positiv, dass die Politik das Thema endlich ernsthaft diskutiere. Andererseits dürfe eine Pflichtversicherung nicht zu einer „Entlastung der Lokalpolitik aus der Verantwortung“ führen. Denn solange neue Baugebiete weiterhin in Überschwemmungsgebieten ausgewiesen würden, sei jede Form der solidarischen Risikoübernahme durch die Versicherungswirtschaft kontraproduktiv. Es müsse klare Vorgaben zur Klimaanpassung und Raumordnung geben, wenn eine Pflichtversicherung überhaupt funktionieren solle.
Auch aus Sicht des ALH-Vertriebs spiele die Wohngebäudeversicherung eine zunehmend anspruchsvolle Rolle, sagte Waldmann. Während auf der einen Seite Makler oft auf bessere Bedingungen und höhere Leistungen pochen, steigt auf der anderen Seite der Druck durch steigende Schadenquoten – insbesondere bei Leitungswasserschäden. Diese stellen laut Waldmann inzwischen den größten Schadentreiber in der Sparte dar.
Gerade bei älteren Gebäuden sei die Versuchung groß, fällige Sanierungsmaßnahmen aufzuschieben und sich im Schadenfall auf den Versicherungsschutz zu verlassen. In der Branche werde daher bereits diskutiert, ob es künftig stärkere Selbstbeteiligungen oder sogar Ausschlüsse bei nicht instand gehaltenen Risiken geben solle. Die Alte Leipziger prüft entsprechende Maßnahmen und setzt im Neugeschäft zunehmend auf differenzierte Tarifierung und individuelle Risikoprüfung.
Trotz der Herausforderungen bleibt die Sachversicherung für die ALH-Gruppe ein strategisches Wachstumsfeld. Die Vertriebszahlen sprechen für sich, die Nachfrage im Gewerbebereich ist weiterhin hoch – und die Struktur des Unternehmens als Maklerversicherer kommt dem differenzierten Beratungsgeschäft dabei entgegen
Vertrieb der Zukunft – Hybrid, digital, persönlich
Im Vertrieb setzt die ALH-Gruppe laut Vertriebsvorstand Frank Kettnaker auf ein klares Zielbild: Zukunftsfest soll er sein – und das bedeutet, digital, effizient und serviceorientiert. Für Kettnaker steht dabei fest, dass die Zukunft des Vertriebs von jenen Versicherern gewonnen werde, die konsequent auf digitale Prozesse, standardisierte Schnittstellen und eine starke Partnerorientierung setzen – das gelte insbesondere im Maklerkanal.
Traditionell sei die ALH-Gruppe stark im unabhängigen Vermittlermarkt verankert, so Kettnaker. Über 90 Prozent des Neugeschäfts in Leben, Kranken und Sach kommen laut Kettnaker über Makler. Diese strategische Ausrichtung wurde in den letzten Jahren bewusst geschärft. So wurden unter anderem die Ausschließlichkeitsvermittler sukzessive in Mehrfachagenturen überführt – in enger Kooperation mit dem Maklerverbund VFN.
Ziel: den Vermittlern mehr Beratungsfreiheit geben und ihnen ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell ermöglichen. Denn, so Kettnaker, klassische Ausschließlichkeitsvermittler ohne Plan B – etwa bei Produktumstellungen oder Beitragsanpassungen – hätten im heutigen Markt zunehmend einen Wettbewerbsnachteil.
Ausschließlichkeit werden zu Mehrfachagenturen
Die Umstellung zeigt bereits Wirkung: Der Bestandsabrieb in der Ausschließlichkeit konnte gestoppt werden, die Produktionszahlen entwickeln sich positiv. Die überführten Agenturen profitieren von einer breiteren Produktpalette und einer neuen unternehmerischen Perspektive. Die ALH-Gruppe sieht sich damit gut aufgestellt, um auch in einem zunehmend konsolidierten Maklermarkt zu bestehen.

Ein zweites strategisches Fokusthema sind digitale Services und automatisierte Prozesse. Denn: Die Konsolidierung im Maklermarkt schreitet rasant voran. Allein im Jahr 2024 wurden durchschnittlich 1,5 Maklerbetriebe pro Tag verkauft oder übernommen. Die daraus entstehenden großen Vertriebsorganisationen haben klare Anforderungen an ihre Produktgeber – insbesondere hinsichtlich standardisierter Anbindungen und effizienter IT-Prozesse. Die ALH-Gruppe investiert deshalb massiv in BIPRO-Schnittstellen, beteiligt sich an der Open-Insurance-Initiative FIDA und kooperiert mit externen Plattformen wie für Videoberatung. Zudem setzt man auf eigene Serviceportale wie „Hallesche4U“ für Firmenkunden und die „Fin4U“-App für Endkunden – inklusive KI-basierter Funktionen und Sprachsteuerung.
Parallel dazu treibt die ALH-Gruppe auch intern die digitale Transformation voran. Mit der Berufung von Dr. Jochen Kriegmeier zum Vorstand für IT und Digitalisierung wurde das Thema strategisch auf Vorstandsebene verankert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Serviceprozessen. Erste produktive Anwendungen gibt es bereits im Inputmanagement, etwa bei der automatisierten Vorsortierung und Klassifizierung von Kundenanliegen sowie bei der medizinischen Risikoprüfung. Zudem laufen interne Pilotprojekte mit generativer KI wie ChatGPT in geschlossenen Systemen.
Doch trotz aller Digitalisierung stellt Kettnaker aber auch klar: Der Vertrieb der Zukunft ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Persönliche Beratung, individuelle Lösungen und technische Exzellenz müssen sich ergänzen. „Die ALH-Gruppe versteht sich dabei als Partner auf Augenhöhe – sowohl für große Maklerpools als auch für kleine, inhabergeführte Vermittlerbetriebe“, sagte Kettnaker.
Ausblick – Herausfordernd zuversichtlich
Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen zieht ALH-Vorstandschef Christoph Bohn für das Geschäftsjahr 2024 eine insgesamt positive Bilanz. Während die Lebensversicherung aufgrund des rückläufigen Einmalbeitragsgeschäfts etwas unter dem Vorjahresniveau lag, konnten die Kranken- und Sachversicherung deutlich zulegen. In Summe wuchs die Gruppe erneut – ein Ergebnis, das zur strategischen Ausrichtung der ALH passt: stetig, nachhaltig und mit klarer Fokussierung auf stabile Kundenbeziehungen und qualitatives Wachstum.
Zentral für den Erfolg sei, so Bohn, nicht nur die unternehmerische Disziplin, sondern auch die klare Haltung zu den großen gesellschaftlichen Fragen rund um Altersvorsorge, Pflege und Gesundheit. In diesen Bereichen sieht sich die ALH-Gruppe nicht nur als Produktgeber, sondern als Impulsgeber – mit konkreten Reformvorschlägen, die sich schnell und pragmatisch umsetzen ließen. Dazu zählen etwa steuerliche Verbesserungen für die private und betriebliche Pflege- und Altersvorsorge, dynamisierte Einkommensgrenzen bei Fördermodellen oder auch die Reform der Rentenbesteuerung in der Auszahlungsphase.
Mit Blick auf 2025 zeigt sich Bohn „herausfordernd zuversichtlich“. Neben der kontinuierlichen Investition in Digitalisierung, KI und Prozessoptimierung – wie etwa durch das neu geschaffene Ressort IT und Transformation – setzt man auf Impulse aus der Politik. Von der neuen Regierungskoalition erwartet die ALH-Gruppe Reformsignale in der Alters- und Gesundheitsvorsorge, eine Abkehr von ideologisch geprägten Umlagesystemen und ein stärkeres Bekenntnis zur Eigenverantwortung und Kapitaldeckung.
Dabei liegt der Ball aus Sicht von Bohn nicht nur bei der Politik, sondern auch bei der Bevölkerung: Wer für das Alter vorsorgen und pflegerisch abgesichert sein will, müsse handeln – und habe dazu bereits heute alle nötigen Möglichkeiten. Die Produkte und Lösungen seien vorhanden. Jetzt gehe es darum, sie intelligenter zu nutzen, gezielter zu fördern und stärker in der Breite zu verankern.
Mit einem starken Maklervertrieb, hoher Finanzkraft, kontinuierlich wachsendem Neugeschäft und klarer strategischer Linie sieht sich die ALH-Gruppe gut gerüstet, so Bohn.