Für die Flaggschiff-Studie von Schroders wurden im vergangenen Jahr mehr als 23.000 Anleger an 33 Standorten weltweit befragt. Die Ergebnisse werden in drei Phasen veröffentlicht: Die erste Phase befasste sich u.a. mit dem wachsenden Anlegerinteresse an Private Assets (siehe auch hier), während in der zweiten Phase das Thema Nachhaltigkeit im Fokus stand (siehe hier). Die jetzt veröffentlichte dritte Phase konzentriert sich auf die Anlegererwartungen mit Blick auf das künftige Marktumfeld.
Die Studie ergab, dass die Anleger eine Rendite von 11,37 % erwarten, verglichen mit 11,31 % im Jahr 2021. Dies ist zwar immer noch eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, aber mit 0,06 Prozentpunkten der geringste Anstieg seit 2018.
Die durchschnittliche Wachstumsrate der Anlegererwartungen liegt seit 2017 bei 0,23 Prozentpunkten, was zeigt, dass die Renditeerwartungen angesichts steigender Inflation und Zinsen nun langsamer wachsen als zuvor.
Auch die regionalen Unterschiede bei den Renditeerwartungen waren recht ausgeprägt. Besonders optimistisch waren die Menschen in Südafrika, die mit einer Rendite von 16,05 % rechneten, was wahrscheinlich auf die unerwartet gute Entwicklung des heimischen Marktes im Jahr 2021 zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu waren Anleger in Deutschland und Österreich vorsichtiger und erwarteten eine Rendite von 9,86 % bzw. 10,46 %.
Richtungswechsel angesichts der Inflation
Interessanterweise gaben 80 % der Anleger weltweit, die sich selbst als „Experte“ einstuften, an, dass sie ihre Anlagestrategien als Reaktion auf die steigende Inflation bereits geändert hätten. Im Vergleich dazu sind es im Durchschnitt aller Befragten 55 %. In Deutschland und Österreich lag der Anteil unter allen Befragten gleich bzw. ähnlich hoch (55 % und 56 %). In Deutschland betrug der Anteil in der Gruppe der „Experten“ 76 %, in Österreich sogar 90 %.
Im Gegensatz dazu haben nur 29 % der sich selbst als „Anfänger“ bezeichnenden Anleger und 27 % jener Anleger, die ihre Anlagekompetenz als „rudimentär“ betrachten, ihre Investitionsstrategie angesichts der Inflationsproblematik geändert. In Deutschland betrug der Anteil unter den „Anfängern“ 36 %, unter denen mit rudimentären Anlagekenntnissen 21 % (Österreich: 29 % bzw. 33 %).
Vorsicht und Fokus auf Diversifizierung
Viele Anleger wollen angesichts dieser schwierigeren Aussichten Vorsicht walten lassen: 43 % werden eher mehr sparen und weniger ausgeben (Deutschland: 38 %, Österreich: 40 %). Und weitere 42 % wollen ihre Portfolios stärker diversifizieren (Deutschland: 36 %, Österreich: 39 %).
Dennoch sind 60 % der Anleger der Meinung, dass ihre Anlagen ausreichend diversifiziert sind, um die Auswirkungen eines bedeutenden Marktereignisses abzufedern. Dies gilt ebenso für Deutschland und Österreich (60 % bzw. 62 %).
Staatsanleihen und Bargeld wurden von fast einem Viertel der Befragten (24 % bzw. 23 %) als die am wenigsten attraktiven Anlageklassen genannt, da der Appetit auf Vermögenswerte, die durch höhere Zinsen infrage gestellt werden könnten, sinkt. Dies war insbesondere in Nord- und Südamerika der Fall, wo 27 % der Befragten Staatsanleihen für weniger attraktiv hielten.
Andererseits fand knapp die Hälfte der Befragten (48 %) aktiv verwaltete Fonds attraktiver, was zeigt, dass sie in schwierigen Zeiten Wert auf sachkundige Beratung legen. In Deutschland und Österreich lag der Anteil sogar noch leicht höher (53 % bzw. 50 %). Darüber hinaus wurden Private Assets von 40 % der Befragten als attraktiver angesehen (Deutschland: 42 %, Österreich: 43 %). Die jüngsten Untersuchungen von Schroders haben gezeigt, dass die Wertentwicklung von Private Assets in der Regel nicht von Wirtschaftszyklen beeinflusst wird. Rund 43 % der Anleger fanden auch digitale Assets attraktiver (Deutschland: 43 %, Österreich: 42 %).
Thematische Anlagen haben bei den Anlegern ebenfalls an Nachfrage gewonnen, wobei 57 % der Befragten Technologieanlagen bevorzugen. Darüber hinaus sind die Themen Nachhaltigkeit und Elektromobilität nach wie vor von großer Bedeutung: 52 % bzw. 46 % der Anleger halten diese für attraktiver. Sowohl in Deutschland als auch in Österreich wurden ebenso Technologieanlagen und Nachhaltigkeit am häufigsten als die Anlagethemen genannt, die an Attraktivität gewonnen haben. In Deutschland fand sich jedoch Elektromobilität an dritter Stelle, in Österreich Immobilien.
Der Ruf nach sachkundiger Beratung
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Menschen in diesen unsicheren Zeiten geneigt sein könnten, sich an Experten zu wenden, um Antworten zu finden. 39 % der Anleger weltweit würden bei steigenden Zinsen eher mit einem Finanzberater sprechen (Deutschland: 36 %, Österreich: 40 %). In Deutschland und Österreich sind es vor allem die „Experten“ und „fortgeschrittenen“ Anleger, die eine entsprechende Beratung aufsuchen (39 % bzw. 47 %).
Darüber hinaus ist die Wahrscheinlichkeit, dass Anleger, die sich selbst als fachkundiger bezeichnen, die Expertise eines aktiven Managers in Anspruch nehmen, höher als noch vor sechs Monaten. So fanden etwa 63 % der „Experten“ aktive Fonds jetzt attraktiver – in Deutschland und Österreich war der Anteil in dieser Gruppe sogar größer (65 % bzw. 67 %). Unter den „fortgeschrittenen“ Anleger waren es global gesehen 51 % und in Bezug auf Deutschland und Österreich 55 % bzw. 54 %.
Lesley-Ann Morgan, Head of Multi-Asset Strategy bei Schroders, sagte: „Wir leben in ungewöhnlichen Zeiten, in denen die Inflation in vielen Ländern den höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten erreicht hat. Es besteht die Gefahr, dass der Optimismus der Anleger in Bezug auf künftige Renditen auf den Erfahrungen der letzten Jahre beruht, in denen die Inflation unter Kontrolle und die Kreditkosten auf einem Rekordtief waren. Wir treten nun in eine neue und wohl weitaus schwierigere Phase ein.
Für manche Anleger ist das Phänomen der steigenden Zinsen und der Inflation sehr beunruhigend, und die Ergebnisse der Global Investor Study zeigen, dass Anleger mit unterschiedlichster Anlageerfahrung gerne den Rat von Experten einholen, um diese Herausforderungen zu meistern.
Gerade in Zeiten wie diesen wird das Fachwissen und die Erfahrung von aktiven Managern immer wichtiger, da Anleger ihr Anlagerisiko kontrollieren und gleichzeitig diversifizieren wollen. In diesem herausfordernden Umfeld ergab die Studie auch, dass mehr als die Hälfte der Anleger (58 %) der Meinung sind, dass sich die Wertentwicklung ihrer Anlagen direkt auf ihr psychisches Wohlbefinden auswirkt, was die entscheidende Rolle aktiver Manager und Finanzberater bei der Unterstützung der Anleger unterstreicht.“
Alexander Prawitz, Leiter der Schroder Investment Management (Europe) S.A., German Branch, ergänzte: „Viele der Kerntrends, die wir in unserer Global Investor Study auf globaler Ebene identifiziert haben, sind ebenso für Deutschland und Österreich zutreffend. Auch hierzulande schätzen Anleger eine sachkundige Investmentberatung und aktive Anlagelösungen, insbesondere in schwierigen Marktphasen. Zudem gewinnen zwei Bereiche mit hoher strategischer Wichtigkeit für Schroders auch für hiesige Anleger zunehmend an Bedeutung: Private Assets und thematische Investments. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer breiten Produktpalette und unserer umfassenden Expertise unseren Kunden weiterhin als starker Partner zur Seite stehen können, um gemeinsam jedes Marktumfeld zu bewältigen.“
Der vollständige GIS-Bericht über die Reaktion der Anleger auf die steigende Inflation ist hier abrufbar.