In diesen Bereichen finden Sie derzeit die aussichtsreichsten Bonds?
Das aktuelle makroökonomische Umfeld – schwaches Wirtschaftswachstum und niedrige Preissteigerungsraten – ist anhaltend positiv für die Rentenmärkte. In den nächsten Monaten sollte sich dieses Bild nicht gravierend ändern. Daher dürfte die Jagd nach Rendite anhalten, was wiederum der Nachfrage nach den zuvor genannten Spread-Produkten weiteren Auftrieb geben sollte.
Wie können Fondsmanager auf eine Zinswende reagieren?
Wir erwarten, dass das Niedrigzinsumfeld noch einige Jahre anhalten wird. Daher sollten Anleger im Rentenmarktsegment einen flexiblen und aktiven Investmentansatz verfolgen. Ein aktives Management von Zinsrisiken und eine aktive Titelselektion sind der Schlüssel zum Erfolg, sprich zu Überrenditen.
Und wo liegen denn zurzeit die größten Herausforderungen?
Meiner Ansicht nach unterschätzen viele Anleger die Risiken, die von einem möglichen starken Rückgang der Liquidität in einzelnen Marktsegmenten ausgehen können. Auf den ersten Blick scheinen sich die Marktbedingungen normalisiert zu haben. Unter der Oberfläche hat es allerdings einige tektonische Verschiebungen gegeben.
Um künftig einen Nahezu-Infarkt des Finanzsystems wie im Gefolge der Pleite von Lehman-Brothers 2008 zu vermeiden, haben Regulatoren und Politiker in den letzten Jahren ihr Möglichstes getan, um die Bedeutung der Banken für die Kapitalmärkte zu verringern.
Dies bedeutet aber auch, dass der Bankensektor heute weniger als früher in der Lage ist, einem Rückgang an Liquidität in einzelnen Marktsegmenten entgegenzuwirken. Wir begegnen diesem Risiko durch eine Kombination verschiedener Strategien, die auch in volatilen Marktsituationen den Zugang zu Cash offenhalten.
Im Vergleich zum passiven Asset Management haben aktive Manager den Vorteil, dass sie selbst entscheiden können, wann sie welche Papiere verkaufen. Sie müssen also nicht der Herde und einem Marktindex folgen. Unter Umständen können sie sogar von der Situation profitieren und günstig Wertpapiere einkaufen, von denen sich andere Akteure trennen müssen.
Interview: Marc Radke
Foto: Allianz Global Investors