Die Finanzminister der G20-Staaten treffen sich vom 17. bis 18. März in Baden-Baden. Für Ingo Mainert von Allianz Global Investors hat das Treffen einen hohen Stellenwert bei der Bewertung der Situation und des Zustands der Weltwirtschaft nach der Wahl des US-Präsidenten.
Markiert das erste Treffen der G20-Finanzminister und Notenbankchefs nach der Wahl des neuen US-Präsidenten das Ende einer 70-jährigen, von Bipolarität und Pax Americana gekennzeichnet Weltordnung? Diese Frage wird in Baden-Baden zwar nicht offiziell diskutiert werden, sie dürfte aber wie ein Geist über den Sitzungen schweben. Dieses Treffen unter der Präsidentschaft Deutschlands steht unter dem Motto „Globalisierung, aber gerecht“. Unseres Erachtens gibt es vier wichtige Themen.
Erstens Protektionismus. Nicht zuletzt aufgrund des angekündigten Umschwungs in der US-Handelspolitik ist – anders als früher – von diesem G20-Treffen kein flammendes Bekenntnis mehr zum Freihandel zu erwarten. Es spricht Bände, dass der chinesische Regierungschef Xi Jinping diesbezüglich auf einmal als Speerspitze und Hoffnungsträger gilt.
Zweitens Handelsbilanzüberschüsse. Deutschland ist aufgrund seiner hohen Überschüsse nicht mehr nur Vorwürfen aus Europa, sondern auch aus den USA ausgesetzt. Daher ist durchaus denkbar, dass es vorsichtige Signale aus Deutschland gibt, vor dem Hintergrund der Haushaltsüberschüsse die Staatsausgaben zu erhöhen, etwa im Verteidigungsbereich.
Drittens – und mit den Handelsbilanzüberschüssen zusammenhängend – Währungsmanipulation. Bei diesem Thema gilt vermutlich: Vorerst wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Da kein großes Land sämtliche Kriterien der US-Regierung für Währungsmanipulation erfüllt und Deutschland Mitglied im Euroraum ist, dürfte diese Diskussion erst einmal im Sand verlaufen. China bleibt aber auf der Tagesordnung.
Viertens Finanzmarktregulierung. Für ein „Level Playing Field“, also einheitliche Rahmenbedingungen, im internationalen Bankensektor ist eine globale Finanzmarktregulierung von entscheidender Bedeutung. Gibt es hier keinen Konsens, wird sich die Wettbewerbslage europäischer Banken im Vergleich zu ihren US-Konkurrenten nachhaltig verschlechtern. Denn die USA denken eher über eine Deregulierung nach – Stichwort: Überprüfung des Dodd-Frank Act.
Fazit: International stehen die Zeichen eher auf politischer Konfrontation und weniger auf Konsens. Perspektivisch ist in einer multipolarer gewordenen Welt die G20 als zentrale Kooperationsinstitution wichtiger denn je.
Ingo Mainert ist Chef-Anlagestratege Multi Asset Europa bei Allianz Global Investors.
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