Diese Präferenz für liquide und vermeintlich sichere Anlagen kommt den Haushalten teuer zu stehen: Allein im letzten Jahr dürften sich die Vermögensverluste durch Inflation auf annähernd EUR 600 Mrd. summiert haben.
„Es ist ein paradoxes Sparverhalten“, sagte Michaela Grimm, Ko-Autorin des Reports. „Viele sparen mehr, weil sie einen längeren und aktiveren Lebensabend erwarten. Gleichzeitig aber lassen sie die Produkte, die eine wirksame Absicherung im Alter versprechen, Lebens- und Rentenversicherungen, links liegen. Offensichtlich scheint der Niedrigzins die Bereitschaft zu langfristigem Sparen zu untergraben. Dabei braucht die Welt nichts dringender als Langfristsparer und -investoren, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.“
Schuldenwachstum stabilisiert sich auf hohem Niveau
2018 legten die Verbindlichkeiten der Haushalte weltweit um 5,7% zu; die Zuwachsrate lag damit leicht unter dem Vorjahresniveau von 6,0%, aber deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt von 3,6%. Dank des immer noch robusten Wirtschaftswachstums blieb die globale Schuldenstandsquote (Verbindlichkeiten in Prozent des BIP) mit 65,1% jedoch weiterhin stabil; dies gilt für nahezu alle Regionen – mit einer Ausnahme: Asien (ex Japan). Hier ist allein in den letzten drei Jahren die Quote um knapp 10 Prozentpunkte nach oben geschnellt, getrieben hauptsächlich von der Entwicklung in China (+15 Prozentpunkte).
„Die Schuldendynamik in Asien und insbesondere in China ist zumindest beunruhigend“, kommentierte Patricia Pelayo Romero, Ko-Autorin des Reports. „Mit einer Schuldenstandsquote von 54% sind die chinesischen Haushalte mittlerweile ähnlich stark verschuldet wie die deutschen oder italienischen.
Anstieg der Verschuldung drückt auf das Netto-Geldvermögen
Das letzte Mal, dass wir so einen rasanten Anstieg der privaten Verschuldung beobachteten, war in den USA, Spanien und Irland kurz vor der Finanzkrise. Verglichen mit den meisten Industrieländern ist das Schuldenniveau in China zwar noch deutlich niedriger. Die Aufsichtsbehörden sollten der Entwicklung dennoch nicht tatenlos zuschauen. Lediglich auf Schulden gebautes Wachstum ist nicht nachhaltig – auch China ist nicht immun gegen eine Schuldenkrise.“
Aufgrund des starken Anstiegs der Verschuldung fielen die globalen Netto-Geldvermögen, d.h. die Differenz zwischen Brutto-Geldvermögen und Verbindlichkeiten, um 1,9% auf EUR 129,8 Billionen. Insbesondere in den Schwellenländern war der Einbruch drastisch, die Netto-Geldvermögen gingen um 5,7% zurück (Industrieländer: -1,1%).
Deutschland: Leichtes Vermögenswachstum gegen den Trend
Die Brutto-Geldvermögen der deutschen Haushalte legten 2018 gegen den Trend um 2,2% zu. Damit gehörte Deutschland nicht nur zu den wenigen europäischen Ländern, die überhaupt einen Zuwachs erzielen konnten, sondern wurde in Westeuropa auch nur von Norwegen (2,8%) übertroffen.
Von den Big Five in Europa konnte lediglich noch Großbritannien ein positives Wachstum vermelden (1,0%), Frankreich (-0,8%), Italien (-4,8%) und Spanien (-1,6%) dagegen beendeten das Jahr im Minus.
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