Vorstandschef Oliver Bäte sieht den Konzern auf gutem Weg zu einem operativen Jahresgewinn von 11 bis 13 Milliarden Euro, wie die Allianz am Mittwoch in München mitteilte. Schon in der Mitte der Spanne hätte der Konzern seinen Höchstwert aus dem Jahr 2019 übertroffen.
An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Allianz-Aktie legte am Morgen um bis zu ein Prozent zu, lag zur Mittagszeit aber nur noch mit 0,30 Prozent im Plus und damit im Mittelfeld des Dax. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund fünf Prozent an Wert gewonnen, wird aber immer noch billiger gehandelt als vor dem Corona-Crash an den Finanzmärkten im Februar 2020. Seit dem Corona-Tief von gut 117 Euro im März 2020 hat sich der Kurs aber deutlich erholt auf aktuell rund 211 Euro.
Im ersten Quartal zeigten sich die Folgen der Pandemie zwar immer noch in den Zahlen des Konzerns. So ging der Umsatz im Vergleich zu Anfang 2020 um knapp drei Prozent auf 41,4 Milliarden Euro zurück. Währungsbereinigt und auf vergleichbarer Basis stagnierte er.
Doch der auf die Aktionäre entfallende Überschuss sprang um 83 Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Euro nach oben und übertraf die Erwartungen von Analysten deutlich. Dazu trug neben dem höheren operativen Gewinn bei, dass die Allianz weniger Abschreibungen vornehmen musste als zu Beginn der Coronakrise ein Jahr zuvor.
„Nicht das Ende der Durchsage“
Diesmal konnte der Versicherer die coronabedingten Versicherungsschäden von 300 Millionen Euro an anderer Stelle ausgleichen. So gab es im Zuge der Lockdowns unter anderem weniger Autounfälle. Zudem warf das Lebensversicherungsgeschäft mehr ab, und auch in der Fondssparte mit den Konzerntöchtern Pimco und Allianz Global Investors (AGI) lief es rund.
Im Schaden- und Unfallgeschäft steigerte die Allianz ihren operativen Gewinn im Jahresvergleich um fast die Hälfte auf 1,5 Milliarden Euro. In der Lebensversicherung ließ die Erholung an den Finanzmärkten das operative Ergebnis ähnlich stark auf 1,2 Milliarden Euro nach oben springen. Und das Fondsgeschäft warf mit 747 Millionen Euro zehn Prozent mehr ab als im ersten Quartal 2020.
Derweil schoben Anleger binnen drei Monaten fast 38 Milliarden Euro zusätzliches Geld in die Fonds von Pimco und AGI – so viel wie seit dem vierten Quartal 2017 nicht mehr. Das für Dritte verwaltete Vermögen stieg auf den Rekordwert von 1,8 Billionen Euro. Das gesamte vom Konzern verwaltete Vermögen legte auf 2,4 Billionen Euro zu. „Das ist das höchste Volumen in der Geschichte der Allianz, und ich glaube, es ist nicht das Ende der Durchsage“, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
„Die Profitabilität war nicht gut genug“
Zu einer Anhebung der Gewinnprognose wollte sich der Manager jedoch noch nicht durchringen. „Es ist noch zu früh“, sagte er mit Blick auf den Rest des Jahres. „Es kann noch viel passieren.“ Im Jahr 2019 hatte die Allianz mit knapp 11,9 Milliarden Euro den höchsten operativen Gewinn ihrer Geschichte erzielt. Im Corona-Jahr 2020 musste der Konzern zwar Federn lassen, kam aber mit einem Rückgang auf 10,75 Milliarden Euro eher glimpflich davon.
Unterdessen läuft es bei dem hauseigenen neuen Online-Versicherer Allianz Direct nicht rund. Im ersten Quartal gingen die Beitragseinnahmen deutlich zurück – in Deutschland um ein Viertel, in Italien um zehn Prozent. Lediglich in den Niederlanden habe es ein Plus von zehn Prozent gegeben, sagte Terzariol.
Der Manager erklärte die Entwicklung mit einer bewussten Entscheidung des Konzerns. Die Akquisitionskosten für die Gewinnung neue Kunden seien auf einigen Vertriebswegen zu hoch gewesen. So bezahlen Versicherer im Internet häufig hohe Provisionen an Vermittlungsportale. „Die Profitabilität war nicht gut genug“, sagte Terzariol, ohne speziell auf die Portale einzugehen. Wichtigste Konkurrentin in der Kfz-Versicherung ist die Huk Coburg, die ihren Marktanteil in den vergangenen Jahren auf Kosten der Allianz stark ausgebaut hat. (dpa-AFX)