Mit Ausnahme Lateinamerikas hat die Zahl der Demonstrationen und Proteste 2024 in allen Weltregionen zugenommen, wie der zum Münchner Dax-Konzern gehörende Unternehmensversicherer Allianz Commercial in der neuen Ausgabe seines alljährlichen Berichts schreibt. In den am stärksten betroffenen 20 Ländern gab es demnach über 80.000 Fälle des Protests, an der Spitze Indien mit 18.600.
Dabei mitgezählt sind Kundgebungen und politische Meinungsäußerungen aller Art: friedliche und gewalttätige Demonstrationen, Streiks und andere Formen des Protests wie die Straßenblockaden von Klimaschützern. In Deutschland zählte die Allianz 4.000 Kundgebungen und sonstige politisch motivierte Ereignisse auf den Straßen des Landes, im Vergleich zu 2023 ein Anstieg um über ein Drittel. Damit lag die Bundesrepublik in der Liste der 20 Staaten mit den meisten Kundgebungen auf Platz sechs. Hinter dem Spitzenreiter Indien und vor Deutschland lagen noch die USA, Frankreich, Pakistan und Mexiko.
„Die zunehmende Unsicherheit und Frustration spiegelt sich im rasanten Zuwachs an Protesten oder Aufständen wider“, kommentierte Srdjan Todorovic, der Fachmann der Allianz Commercial für politische Gewalt. Proteste gegen Regierungen machen demnach zahlenmäßig nur einen vergleichsweise geringen Anteil aller Kundgebungen aus, können aber oft monatelang andauern. Die andauernden Proteste der Oppositionsbewegungen in der Türkei und Serbien gegen die dortigen Regierungen sind in die Auswertung noch nicht vollständig eingeflossen. In manchen Ländern sind die von politischer Unruhe, Ausschreitungen und Streiks verursachten wirtschaftlichen Folgekosten dem Versicherer zufolge höher als die von Naturkatastrophen verursachten Schäden.
In Europa sehen die Fachleute von Allianz Commercial vor allem eine wachsende Bedrohung durch Terrorismus: 67 Anschläge im vergangenen Jahr seien in etwa doppelt so viele wie im Vorjahr, schreiben die Autorinnen und Autoren des Berichts unter Berufung auf Zahlen der australischen Forschungseinrichtung „Vision of Humanity“. Eine wachsende Sorge ist nach Einschätzung der Allianz die Bedrohung Europas durch islamistische Anschläge. Doch auch die Gewalt durch Rechts- und Linksextremisten hat demnach in mehreren Ländern zugenommen, einschließlich Deutschlands.
Abgesehen davon erwartet die Allianz in Europa einen weiteren Anstieg von Sabotageversuchen gegen Infrastruktur und Unternehmen, vor allem von Seiten Russlands, Nordkoreas und des Iran. (dpa-AFX)