Die schweren Unwetter in Slowenien, Österreich und Italien sind die Allianz im Sommer teuer zu stehen gekommen. Insgesamt kosteten die Folgen von Naturkatastrophen den Versicherer im dritten Quartal fast 1,3 Milliarden Euro und damit knapp viermal so viel wie ein Jahr zuvor, wie er in München mitteilte. Der operative Gewinn brach dadurch um 15 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro ein. Vorstandschef Oliver Bäte sieht die Allianz aber auf Kurs, in diesem Jahr wie geplant einen operativen Gewinn zwischen 13,2 und 15,2 Milliarden Euro einzufahren. Nach den ersten neun Monaten liegt sie bei knapp elf Milliarden Euro. An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Analysten hatten für das dritte Quartal einen noch stärkeren Ergebniseinbruch erwartet.
Die Allianz hatte bei ihren Kunden im Schaden- und Unfallgeschäft bereits die Prämien angehoben, um die sich mit der Inflation verteuernden Schäden aufzufangen. Insgesamt steigerte die Sparte ihr Geschäftsvolumen im dritten Quartal währungsbereinigt und auf vergleichbarer Basis um 10,8 Prozent. Preiserhöhungen machten mit 5,3 Prozent aber fast zwei Prozentpunkte weniger aus als noch im zweiten Quartal.
Die verheerenden Überschwemmungen in Österreich, Slowenien und Kroatien sowie die Unwetter in Norditalien schlugen bei der Allianz teuer zu Buche. Der operative Gewinn im Schaden- und Unfallgeschäft brach um ein Viertel auf gut 1,4 Milliarden Euro ein. Die Schäden durch Naturkatastrophen von knapp 1,3 Milliarden Euro zehrten in der Sparte 7,3 Prozent der Einnahmen auf – und damit so viel wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Selbst nach der schweren Flutkatastrophe
in Deutschland im Juli 2021 hatte diese Quote lediglich bei 4,9 Prozent gelegen. Zwar reichten die Einnahmen aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Doch die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich im Jahresvergleich von 92,5
auf 96,2 Prozent.
Besser lief es für die Allianz in der Lebens- und Krankenversicherung. Der operative Gewinn ging zwar um rund fünf Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zurück. Dies lag jedoch vor allem an veränderten Währungskursen und Übergangseffekten infolge der neuen Rechnungslegung. Seit 2023 müssen große Versicherungsunternehmen ihre Geschäftszahlen nach den neuen Standards IFRS 17 und IFRS 9
berechnen. Die Zahlen aus dem Vorjahr wurden angepasst.
Unterdessen sammelten die Fonds der Konzerntöchter Pimco und Allianz Global Investors (AGI) zusätzliches Geld von Kunden ein. Im dritten Quartal verbuchten sie Nettomittelzuflüsse von 10,5
Milliarden Euro. Die gesamte Fondssparte hielt ihren operativen Gewinn mit 788 Millionen Euro praktisch stabil. Zwar sanken die operativen Erträge um knapp drei Prozent, allerdings sammelte die Sparte höhere erfolgsabhängige Provisionen ein.
Unter dem Strich entfiel auf die Allianz-Aktionäre im dritten Quartal ein Überschuss von gut zwei Milliarden Euro und damit fast 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Damals hatte der Konzern
einen Sondergewinn eingestrichen, weil er Vermögenswerte von AGI in den USA auf einen Geschäftspartner übertragen hatte. Der Grund dafür war allerdings ein milliardenschwerer Anlageskandal: AGI musste deshalb auf Geheiß der Behörden den Großteil ihres US-Geschäfts
abgeben. (dpa-AFX)