Verlangen nach Sicherheit
Entsprechend der Liste sozialer Probleme stehen die Sicherung der Renten (71% der Befragten) sowie die Verringerung der Unterschiede zwischen Arm und Reich (62%) auch ganz oben auf der Liste politischer Prioritäten für Deutschland (siehe Tabelle). Eine weitere Hauptpriorität ist die Schaffung bezahlbaren Wohnraums (68%) – ein Problem, das die deutschen Teilnehmer umtreibt, für Franzosen (54%) aber schon eine deutliche geringere Rolle spielt und in Italien, dem Land der Haus- und Wohnungsbesitzer, gar keine (8%). Aber bei anderen politischen Prioritäten besteht eine bemerkenswerte Einigkeit. Auch in Frankreich beispielsweise stehen Renten an erster Stelle (66%) sowie Ungleichheit an dritter (60%); in Italien ist Ungleichheit die Nummer 4 (58%) und Renten die Nummer 7 (54%). “Viele Befragten scheinen sich vor einer drohenden Rentenkrise zu fürchten”, kommentierte Arne Holzhausen, Head of Insurance and Wealth bei Allianz Research and Koautor der Studie. “Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, Nullzinsen und einer sich rasch ändernden Arbeitswelt sind diese Befürchtungen auch nicht vollkommen unbegründet. Die Rentenfrage kann allerdings nicht allein von der Regierung gelöst werden. Selbstverantwortung – eigene Vorsorgeanstrengungen – sind ebenso wichtig. Die beste Rentenpolitik ist eine, die es immer mehr Menschen ermöglicht, genau dies zu leisten.”
Manchmal erscheinen die sozialen Sorgen jedoch auch in unterschiedlichen Abstufungen: 72% der italienischen (Rang 1) und 64% der französischen Befragten (Rang 2) nennen den Abbau der Arbeitslosigkeit als Top-Priorität. Für die deutschen Teilnehmer dagegen, vor dem Hintergrund der guten Verfassung des Arbeitsmarkts, spielt dieses Problem nur eine untergeordnete Rolle (36%, Rang 15). Eine weitere bemerkenswerte Ähnlichkeit: Zuwanderung rangiert nicht mehr unter den Top 10 der politischen Prioritäten in allen drei Ländern: In Deutschland steht sie auf Rang 11 (40%), in Frankreich auf Rang 14 (40%) und in Italien auf Rang 12 (35%). Auch Klimaschutz spielt im nationalen Kontext keine überragende Bedeutung: In Deutschland und Frankreich jeweils auf Rang 5 (57% bzw. 54%) und in Italien gar nur auf Rang 8 (46%).
Klimaverantwortung
Das Bild ändert sich allerdings, wenn nach den Prioritäten für die neue EU-Kommission gefragt wird (siehe Tabelle). 56% der deutschen Befragten nennen dann Klimaschutz als die Nummer-1-Priorität, gefolgt von Ungleichheit (49%) und sozialer Sicherheit (49%). Auch Zuwanderung erhält im europäischen Kontext eine größere Bedeutung, sie erscheint auf Rang 4 (43%). Die Liste der französischen Befragten liest sich ähnlich – Klimaschutz vor Ungleichheit und Zuwanderung – ebenso wie die der italienischen Befragten, die allerdings Wirtschaftswachstum auf die Top-Position setzen, aber wiederum gefolgt von Zuwanderung, Ungleichheit und Klimaschutz. „Schaut man sich die Erwartungen an die nächste EU-Kommission an, ergibt sich ein ziemlich klares Mandat“, kommentierte Ludovic Subran. „Sie sollte sich auf über-nationale Probleme wie Klimaschutz und Zuwanderung fokussieren, die nationalen Regierungen dagegen eher auf die sozialen Belange. Das wäre eine klare Arbeitsteilung und ein Rezept, Europa wieder voranzubringen.“
Die Befragten hegen nicht nur hohe Erwartungen gegenüber der Politik, sondern auch gegenüber der Wirtschaft. 68% der deutschen Befragten erwarten, dass Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen; bei der Verantwortung fürs Klima steigt die Zahl auf 73%. Die französischen und italienischen Befragten sind ähnlich fordernd: 53% (Frankreich) bzw. 58% (Italien) fordern soziale, 62% (Frankreich) bzw. 70% (Italien) fordern klimapolitische Verantwortung ein. Gleichzeitig sagen aber nur 13% der deutschen Befragten, dass die Unternehmen ihre Pflichten bereits erfüllten, gegenüber 61%, die mehr erwarten. Das Bild ist ähnlich in Frankreich (20% vs 64%) und in Italien (16% vs 69%). Dies ist ein ernüchterndes Ergebnis und ein Weckruf an alle, sich verstärkt für die Schaffung einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft zu engagieren. Die Allianz stellt sich dieser Verantwortung und handelt entsprechend: Allianz ist Gründungsmitglied der “UN-convened Net-Zero Asset Owner Alliance“, einer Gruppe der weltweit größten Pensionsfonds und Versicherer, die sich auf ein CO2-neutrales Investmentportfolio bis 2050 verpflichtet hat.