Europas größter Versicherer Allianz hat seinen Jahresgewinn 2012 auf 5,2 Milliarden Euro verdoppelt (2011: 2,5 Milliarden Euro). Der Umsatz stieg um 2,7 Prozent auf 106,4 Milliarden Euro. Besorgt äußerte sich Allianz SE-Chef Michael Diekmann über die „künstlich erzeugte Niedrigzinsphase“.
„Trotz der Belastungen durch den Sturm Sandy haben wir unsere Prognosen übertroffen“, teilte Vorstandschef Michael Diekmann am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Unterföhring mit.
Operatives Ergebnis übertrifft Erwartungen
Während 2011 Naturkatastrophen in Deutschland und milliardenschwere Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen zu einer Ergebnisbelastung führten, trug der Wegfall von Abschreibungen auf Kapitalanlagen zu einer deutlichen Ergebnisverbesserung bei, berichtete Allianz-Vorstand Dieter Wemmer. So stieg das operative Ergebnis um rund 21 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro von 7,9 Milliarden Euro im Vorjahr (siehe Grafik unterhalb). Das im Oktober 2012 angehobene Ziel von neun Milliarden Euro wurde damit übertroffen.
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Alle Geschäftsfelder legten im operativen Ergebnis zweistellig zu
Alle Geschäftsfelder erzielten 2012 im operativen Ergebnis zweistellige Wachstumsraten, vermeldete der Versicherer.
Die Bruttobeitragseinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung stiegen demnach um 4,7 Prozent auf 46,9 Milliarden Euro von 44,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Beitragseinnahmen hätten sich in fast allen Märkten erhöht, wobei Australien und die Region Lateinamerika eine besonders hohe Zunahme verzeichneten, so die Allianz; auch in Deutschland seien die Einnahmen erstmals nach mehreren Jahren wieder angestiegen. Das operative Ergebnis der Sparte erhöhte sich 2012 um 12,5 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro im Vergleich zu 4,2 Milliarden Euro im Vorjahr (siehe Grafik unterhalb).
In nahezu allen Märkten liege die Schaden-Kosten-Quote 2012 deutlich unter 100 Prozent, heißt es weiter. Die Schaden-Kosten-Quote der Gruppe verbesserte sich um 1,5 Prozentpunkte auf 96,3 Prozent von 97,8 Prozent 2011. Trotz der Belastungen durch den Sturm Sandy in Höhe von 450 Millionen Euro sollen Naturkatastrophen nur 1,7 Prozentpunkte zur Schadenquote 2012 beigetragen haben, im Vergleich zu 4,4 Prozentpunkten im Vorjahr.
Prämieneinnahmen im Leben- und Krankengeschäft leicht rückläufig
Die Prämieneinnahmen der Lebens- und Krankenversicherung erreichten 52,3 Milliarden Euro im Vergleich zu 52,9 Milliarden Euro im Vorjahr. Das operative Ergebnis der Sparte stieg um 22,1 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro (2011: 2,4 Milliarden Euro).
Niedrigzinsniveau bereitet Diekmann Sorge
Der Allianz-Chef betonte, dass das „künstlich geschaffene Niedrigzinsumfeld“ den Versicherten viel abverlange. So müssen diese laut Allianz-Berechnungen ein Drittel im Monat mehr sparen, um den gleichen Effekt zu erzielen, wie in einem „normalen Zinsumfeld“. Zugleich hob Diekmann hervor, dass die Lebensversicherung trotz des schwierigen Umfelds mit einer Gesamtverzinsung von „deutlich mehr als vier Prozent“ ein attraktives Produkt sei.
Allianz-Chef hofft auf Weltwirtschaft
Im Hinblick auf die Euro-Krise gab sich der Allianz-Chef optimistisch, schickte jedoch einen Appell an Politik hinterher: „Es scheint erste Zeichen in der Eurozone für eine Stabilisierung zu geben und einige Beobachter erwarten, dass die Weltwirtschaft zum Jahresende an Schwung gewinnen wird. Auf der anderen Seite dürften die Zinsen weiter auf niedrigem Niveau verharren und es bleiben Unsicherheiten – vor allem in Bezug auf die anhaltend hohen Staatsschulden und auf das unbefriedigende Wachstum in den Industrienationen“, warnte Diekmann.
Versicherer steht zu Italien-Engagement
Ein Krisenland, das wegen der anstehenden Parlamentswahl derzeit besonders im Fokus der Märkte steht, ist Italien. Die Allianz hat traditionell sehr viele Anleihen des südeuropäischen Staates im Portfolio. Als Risikofaktor betrachte man das Land aber nicht. So betonte Diekmann, dass sich seine Meinung zu Italien nicht geändert habe. Trotz hoher Verschuldung sei Italien ein „gesundes Land“.
Positiver Ausblick auf 2013
„Mit vorsichtigem Optimismus und unter dem Vorbehalt, dass Naturkatastrophen und Turbulenzen an den Kapitalmärkten das normale erwartete Maß nicht übersteigen, gehen wir für 2013 von einem operativen Ergebnis von 9,2 Milliarden Euro, plus/minus 500 Millionen Euro, aus“, fügte Diekmann hinzu. „Dies entspricht der Höhe unseres starken operativen Ergebnisses 2012, wenn man die Neudarstellung unserer Restrukturierungskosten in unserer Gewinn- und Verlustrechnung zum Jahresbeginn 2013 berücksichtigt.“
Das Eigenkapital der Allianz erhöhte sich auf 53,553 Milliarden Euro verglichen (2011: 44,915 Milliarden Euro). Zum Jahresende 2012 betrug Die Solvabilitätsquote lag zum Jahresende 2012 bei 197 Prozent und lag damit um 18 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau von 179 Prozent. Die Dividende soll erneut 4,50 Euro je Aktie betragen, das entspricht einer Ausschüttungsquote von 40 Prozent.