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Arete Ethik Invest: „Als Investment-Ethiker zählt gehobenes Geschäft, weniger Mainstream“

Oliver Fischer und Gunter Schäfer, beide Arete Ethik Invest
Foto: Arete
Oliver Fischer (links) und Gunter Schäfer, beide Arete Ethik Inves, wollen den 2021 eingeschlagenen Weg fortsetzen.t

Arete Ethik Invest ist eine unabhängige Fondsboutique mit Sitz in Zürich und gilt als Pionier für ethische Investments im DACH-Raum. Cash. sprach mit Oliver Fischer, Verwaltungsratspräsident, und Gunter Schäfer, Chief Sales, Communication und Marketing Officer, über die Arete-Fonds und den Vertrieb.

Sie sind mit vier Prime-Values-Fonds gerade im Markt. Welcher ist im Vertrieb derzeit besonders erfolgreich?
Schäfer: Das Hauptinteresse gilt dem Mischfonds Prime Values Growth, der bis zu 80 Prozent in Aktien investiert. Dieses Produkt steht im Fokus. Zeitgleich arbeiten wir auch daran, das Unternehmen Arete Ethik Invest in Deutschland bekannter zu machen, als Marke zu etablieren. Es gibt erste Gespräche beispielsweise auch mit Sparkassen, die für ihre Vermögensverwaltung beziehungsweise im Private Banking Fonds für ihre Produktkörbe begutachten, die aufgrund ihres noch nicht so großen Volumens als Schnellboot beweglicher sind als die großen bekannten Flaggschiffe. Wir können mit einigen „Dickschiffen“ mithalten, und wir gedenken in Sachen Performance nach drei Jahren auf Augenhöhe noch besser zu werden, eine Outperformance zu generieren. Neben dem Prime Values Growth gibt es auch Interesse am Prime Values Income, der bereits auf einigen Fondsauswahllisten der Versicherer zu finden ist. Aus Absicherungsgründen ist dieser Fonds aufgrund seiner geringeren Aktienquote bis 30 Prozent auch in Fondspolicen gerne gesehen – hierzu gibt es eine eigene T-Tranche, mit den von Versicherungen geforderten Merkmalen, das Feedback zu unseren Kostenquoten fällt sehr positiv aus. Beispielsweise sind beide Prime Values Fonds in der Stuttgarter Grüne Rente vertreten.

Fischer: Noch eine Ergänzung in Bezug auf die Marken- bzw. Namensbekanntheit. Wir waren über ein Jahrzehnt unter dem Dach von Hauck & Aufhäuser und man kannte uns unter Hauck & Aufhäuser Schweiz AG, etwa bei MLP, Swiss Life, tecis, Plansecur und in den Strukturvertrieben. Entsprechend sind wir in diesen Kanälen besetzt oder waren besetzt. Wir haben schon länger zu den glaubwürdigsten Adressen in Deutschland gezählt. Aber die Namensumbenennung in Arete, die damit zusammenfiel, dass das Nachhaltigkeitsthema in den letzten drei Jahren abgeebbt ist, hat uns einen relativ schweren Stand in Sachen Markenbekanntheit beschert, an der wir jetzt alle arbeiten. Hinzu kommt, dass die Fonds im Zeitraum von 2015 bis 2021 nicht gut liefen, weil der vermögensverwaltende Ansatz zu defensiv war und wir zu stark auf das Fundamentale ausgerichtet waren. Das haben wir im August 2021 grundlegend geändert und nur das aus der Vermögensverwaltung in die Fonds übernommen, was gut lief.


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Ein weiterer Fonds ist der Prime Values Equity, der aber volumenmäßig sehr klein ist. Was haben Sie damit vor?
Schäfer: Das stimmt, er hat nur sechs Millionen Euro Assets under Management, obwohl bereits im Jahr 2009 aufgelegt. Vor 18 Monaten konnte Arete Pamela Zell für das Advisory dieses Fonds gewinnen. Durch ihre Anlagestrategie ist es gelungen, seit der Verantwortungsübernahme eine im Nachhaltigkeitsbereich doch sehr beeindruckende Performance zu generieren. Nun gibt es Ideen, neue Gelder für den Fonds einzusammeln, auch, diesen umzubenennen und über die geschärfte Anlagestory auch ein erweitertes Storytelling dafür zu nutzen, ihn für Investoren spannender zu machen, ihn wachsen zu lassen. Wir sind hier noch in der Findungs- und Auferstehungsphase.

Fischer: Der Fonds wurde damals bei der Übernahme von Hauck & Aufhäuser als Greentech-Fonds, also als Themenfonds aufgelegt, lief aber nur mehr schlecht als recht. Die Performanceergebnisse waren einfach nicht gut. Der Fonds ist auch zu klein, um ihn institutionellen Investoren anzubieten. Hinzu kommt, dass wir oft gefragt wurden: „Was ist denn mit Diversity?“ Beliebtes Thema, sprich: „Wie viele Frauen arbeiten denn bei euch?“ Dann haben wir, nachdem wir mit Pamela Zell eine interessante Fondsmanagerin kennengelernt haben, ihr das Advisory des Prime Values Equity übertragen.
Schäfer: Für Versicherungsgesellschaften oder Banken kommt der Prime Values Equity aufgrund seiner Größe noch nicht in Frage. Deshalb fokussieren wir uns mit diesem Fonds aktuell auf die Makler, die urgrün unterwegs sind. Viele Makler, die unabhängig sind, vermitteln auch Universa, Bayerische, LV 1871, Continentale, Allianz und andere Gesellschaften, deren Fondsauswahllisten wir ins Auge gefasst haben. Da sind wir wiederum dran mit unseren beiden Mischfonds, deren Volumen jeweils zwischen 60 und 70 Millionen Euro liegt. Aber es ist ein langwieriger Prozess.

Welche Rolle spielt das Privatkundengeschäft bei Arete?
Fischer: Wir bei Arete fokussieren uns aufgrund der überschaubaren personellen Ressourcen auf Teilgeschäfte des Privatkundengeschäfts. So bedienen wir zahlreiche Privatkunden in der Schweiz mit individuellen Lösungen. Da wir bei Hauck & Aufhäuser angesiedelt waren, gab es dort in gewisser Weise auch Retail-Geschäft. Darüber hinaus haben wir die Thurgauer Kantonalbank neu gewinnen können, über die wir innerhalb des Kantons Privatkundengeschäft betreiben. Ganz grundsätzlich läuft unser Privatkundengeschäft eher über Multiplikatoren, also Makler und Vermittler, wie jene von MLP, Ökofinanz21 oder Plansecur, die Endkunden beraten. Allein MLP verfügt über 2.200 Berater.

Schäfer: Letztendlich brauchen wir einen gesunden und stetig erweiterbaren Vertriebs-Mix, daran arbeiten wir, pflegen bestehende und fassen neue Kontakte. Es ist viel Boden- und Aufbauarbeit, viel Netzwerken und Beziehungsmanagement sind notwendig. Wir sind eine Boutique und wir sind gerne eine solche, deren Charakter wir weiter pflegen werden. Deshalb passt es gut zu uns, eher im gehobenen Geschäft als handverlesener Bioladen unterwegs zu sein und nicht als Massensortimenter im Mainstream, wo man uns teils auch noch nicht kennt.

Letzte Frage: Das Anlagejahr 2025 ist gerade erst gestartet. Wo wird für Arete der Fokus liegen?
Schäfer: Wir werden der Investmentethik weiter treu bleiben, die Performance verbessern und vor allem 30 Jahre Prime Values feiern. Die Arete-Vermögensverwaltung für Aktien- und Mischmandate stellen wir auch bei Family Offices vor, die für Ihre Kunden diese Anlagedisziplin neben dem Fondsmantel bevorzugen. Auch Stiftungen sprechen wir an.

Fischer: In Bezug auf das Thema Performanceversprechen werden wir alles daransetzen, unseren Weg, den wir im August 2021 begonnen haben, fortzusetzen und zu liefern. Das versuchen wir sowohl über die Fonds als auch über die Vermögensverwaltung, weil wir unserem Leistungsversprechen treu bleiben möchten. In der Schweiz konnten wir für die weitere Aufbauarbeit auch den Vertriebsprofi Martin Künzler als Kollegen gewinnen, der diesen Markt beackern wird.

Interview: Frank O. Milewski, Cash.

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