Alte Leipziger-Hallesche: Erwartungen übertroffen

Foto: Alte Leipziger
Hauptsitz der Alten Leipziger Lebensversicherung in Oberursel bei Frankfurt a. M.

Ein Neugeschäft mit Rekordergebnis und die laufenen Beiträge deutlich besser als der Markt. Die Alte Leipziger Hallesche Gruppe (ALH) ist mit einem sehr guten Ergebnis aus dem anspruchsvollen Corona-Geschäftsjahr 2020 herausgegangen. Für den 1. April kündigte der Konzern ein Novum an, einen Pflegetarif für die bKV.

„Trotz der Pandemie konnte die ALH Gruppe 2020 die Umsätze des wirtschaftlich hervorragenden Vorjahres bestätigten oder sogar noch übertreffen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Christoph Bohn beim virtuellen Jahrespressegespräch.

Quelle: ALH

Dazu trugen die sehr guten Produkte und Dienstleistungen bei, außerdem hätten sich Vertriebspartner und Mitarbeiter schnell und flexibel auf völlig veränderte Arbeitsbedingungen eingestellt.

„Für die Kundenberatung und den digitalen Vertragsabschluss, etwa bei Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU), stellte die Alte Leipziger ihren Vermittlern erprobte Tools zur Verfügung. Corona-bedingte Belastungen konnten aufgefangen werden.“

Die Pandemie hat sich auf die einzelnen Geschäftsfelder der Alte Leipziger Leben unterschiedlich ausgewirkt: In der Betrieblichen Altersvorsorge (bAV) war nach Bohns Aussage eine Zurückhaltung bei den Unternehmen zu verspüren. Ganz anders bei Berufsunfähigkeitsversicherungen. Hier verbuchte der Lebensversicherer ein Plus von 40 Prozent. Auch in der bKV stieg die Nachfrage signifikant. Laut Bohn gab es hier – trotz beziehungsweise gerade wegen der Corona-Pandemie – ein Plus von 23 Prozent.

Alte Leipziger Leben über dem Markt

Die Beitragseinnahmen der Alte Leipziger Leben erhöhten sich im Vergleich zur Branche (+0,4 Prozent) mit 3,8 Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro überdurchschnittlich. Davon entfiel ein sehr hoher Anteil, nämlich 1,9 Milliarden Euro, auf laufende Beiträge und 843 Millionen Euro auf Einmalbeiträge. Das Neugeschäft hat zum zweiten Mal die Milliarden-Euro-Grenze übersprungen. Es klettert mit einem Plus von 2,1 Prozent von 1.034 Millionen auf auf 1.056 Millionen Euro.

Den größten Anteil am laufenden Neugeschäft haben fondsgebundene Rentenversicherungen mit 39,5 Prozent, insbesondere das Fondgeschäft mit garantierten Rentenfaktor, betont Dr. Jürgen Bierbaum, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der ALH.

Klassische Rentenversicherungen haben nach Bierbaums Aussagen im Privatkundengeschäft nur noch einen Anteil von acht Prozent, was die auch marktweit zu beobachtende Verschiebung zu Produkten mit reduzierten Garantien widerspiegele. Auf Kollektiv- und BU-Produkte entfallen rund 49 Prozent des Neugeschäfts.

Bierbaum mahnte angesichts der zum 1. Januar 2022 neuerliche Absenkung des Garantiezinses zu einer Reform der Riester-Rente und einer Abkehr von Beitragserhalt. Falls nicht, sei Riester tot. Bei der Alte Leipziger Leben sei mittlerweile eine Riester-Delle zu sehen.

Deutlicher Zuführungen zur Zinszusatzreserve

Die Kapitalanlagen erhöhten sich um 4,5 Prozent auf 26,1 Milliarden Euro. Der Aufwand für die Zinszusatzreserve stieg aufgrund des nochmals niedrigeren Zinsniveaus.

Hierfür musste mit 328 Millionen Euro mehr aufgewendet werden als im Vorjahr (2019: 279 Millionen Euro). Zu ihrer Finanzierung wurden, wie im Vorjahr, außerordentliche Kapitalerträge realisiert, so dass die Nettoverzinsung mit 3,51 Prozent auf einem ähnlichen Niveau lag wie 2019 (3,49 Prozent).

Der Rohüberschuss vor Steuern sank aufgrund der höheren Zuführungen zur ZZR auf 278 Millionen Euro (2019: 332 Millionen Euro). Das ist zum einen auf die deutlich höhere Dotierung der Zinszusatzreserve zurückzuführen. Zum anderen wurden aufgrund der Entwicklung an den Kapitalmärkten im Frühjahr 2020 vorübergehend Aktienverkäufe und Absicherungen vorgenommen.

Das Eigenkapital konnte erneut erhöht werden, und zwar von 970 Millionen um 3,7 Prozent auf erstmals mehr als eine Milliarde Euro (1.006 Millonen Euro). Die Solvabilitätsquote (ohne Nutzung von Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung) lag zum Stichtag 31. Dezember 2020 stabil bei guten 300 Prozent. Und zwar ohne Übergangsmaßnahmen, wie Bohn betonte.

Betriebliche Krankenversicherung mit plus 23 Prozent

Die Beiträge der Hallesche Krankenversicherung stiegen um 3,6 Prozent auf rund 1,32 Milliarden Euro. Ein deutliches Wachstum konnte in der Krankenzusatzversicherung, insbesondere innerhalb des strategischen Geschäftsfelds Betriebliche Krankenversicherung mit einem Plus von 23 Prozent, generiert werden. Die Zahl der versicherten Personen in der Voll- und Zusatzversicherung wuchs deutlich – auf 811.923 (2019: 757.175)

Die Aufwendungen für Versicherungsfälle erhöhten sich um 0,6 Prozent auf 850 Millionen Euro. Höhere Kosten im Gesundheitsbereich infolge der Covid-19 Pandemie wurden nach Angabe der Hallesche Vorstandin Wiltrud Pekarek durch geringere Ausgaben in anderen Bereichen ausgeglichen. Die Verwaltungskostenquote blieb stabil bei 2,6 Prozent, die Abschlusskostenquote erhöhte sich von 8,1 auf 8,6 Prozent.

Die Nettoverzinsung in der Hallesche liegt mit 2,9 Prozent geringfügig unter dem Vorjahreswert (2019: Drei Prozent). Der Bruttoüberschuss von 198 Millionen Euro soll zu 81 Prozent in die Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen fließen. Der Rest in das Eigenkapital. Die Solvabilitätsquote der Hallesche lag bei 588 Prozent (Vorjahr: 680 Prozent).

Leichtes Plus im Sachbereich

Der Sach- und Unfallversicherer erzielte 2020 ein Beitragsaufkommen von 383,3 Millionen Euro, ein Plus von 2,4 Prozent gegenüber 2019. Die Nettoschadenquote verringerte sich deutlich, von 69,4 auf 66,3 Prozent. In der Folge sank die Schaden-/Kostenquote (Netto-Combined Ratio) gegenüber dem Vorjahr deutlich um 3,2 Prozentpunkte auf 98,3 Prozent. Es wird also wieder Geld verdienst in der Schadensparte.

Der Jahresüberschuss vor Steuern lag 2020 bei 8,4 Millionen Euro. Die Erneuerung der Privatkundentarife wurde 2020 fortgesetzt. Nach der Hausratversicherung wurde die Privathaftpflicht komplett überarbeitet und modernisiert, unter anderem durch ein Cyber-Paket.

Das Gewerbegeschäft verzeichnete erneut ein sehr gutes Wachstum von 6,6 Prozent. Der Anteil gewerblicher Versicherungen am gesamten Beitragsvolumen liegt inzwischen bei 34,3 Prozent.

Deutlicher Anstieg bei Baufinanzierungen

Die Alte Leipziger Bauspar AG verzeichnete im Geschäftsjahr 2020 ein über Plan liegendes Bauspar-Neugeschäft von 813 Millionen Euro (+ 1,7 Prozent) und konnte sich damit positiv vom Trend des Marktes abheben. Wesentliche Gründe waren das sehr gute Produkt- und Serviceangebot sowie die Aktivierung neuer Vertriebspartner. Im Baufinanzierungsgeschäft stieg das Finanzierungsvolumen zum Vorjahr um 30 Prozent auf insgesamt 138 Millionen Euro an.

Das Volumen der von der Alte Leipziger Trust verwalteten Assets under Managementstellte sich Ende 2020 auf 2,7 Milliarden Euro, davon entfielen auf die neun Publikumsfonds 737 Millionen Euro. In die hauseigenen Fondsprodukte flossen im vergangenen Jahr über die Vertriebskanäle der ALH Gruppe Bruttomittel in Höhe von 121 Millionen Euro zu, Drittfonds wurden in Höhe von 82 Millionen Euro abgesetzt.

Zum 1. April kommt ein Pflegetarif für die bKV

„Das erste Quartal ist sehr, sehr gut angelaufen“, betonte Bohn im der digitalen Pressekonferenz. Insbesondere die Berufsunfähigkteitsversicherungen und die Entgeltumwandlungen. Aber auch in der PKV liege man über dem Vorjahr, so Bohn,.

Laut Bohn wolle man die auf Solidität und langfristige Risikotragfähigkeit ausgerichtete Geschäftspolitik fortsetzen, um die Absicherung der vertraglich vereinbarten Garantien sicher zu stellen.

Neue Produkte sollen vertriebliche Impulse setzen, etwa die vor kurzem eingeführte Rente AL_DuoSmart für die betriebliche Altersversorgung. Das Produkt, eine Kombination aus Anlagen im Sicherungsvermögen und in Fonds, beteiligt Kunden damit stärker an ertragsorientierten Investitionen und deren Wertentwicklung.

Bei der Hallesche steht in der betrieblichen Krankenversicherung der Go Live eines Pflegetarifs zum 1. April kurz bevor. Die Hallesche hat den Anspruch, Innovationsführer in diesem Marktsegment zu bleiben, sagte Vertriebsvorstand Frank Kettnaker im Rahmen des Pressesgesprächs. Laut Kettnakers Aussage ist „FEELcare“ ein absolutes Novum im Markt.

Die Hallesche habe bei den von ihr erfundenen Vorsorgegutscheine und der neu konzipierte Budgettarif (FEELfree) sehr schnell zahlreiche Nachahmer gefunden. „Es wird viel kopiert. Aber ich kann nur hoffen, dass dort auch sauber gerechnet wird“, kommentierte Kettnaker die Angebote einiger Wettbewerber.

Im April ist deshalb Marktstart eines neuen Pflege-Angebots. Die begonnene Ausrichtung zum Gesundheitspartner ihrer Kunden setzt die Hallesche fort. Mit neuen Gesundheitsservices wie der besonderen Betreuung von Schlaganfallpatienten, mit dem Ausbau der Service-App „hallesch4u“ und mit innovativen Produkten wie „Hi.Germany“ für Fachkräfte aus dem Ausland entwickelt sich die Hallesche strategisch weiter. Die Vollversicherung mit attraktiven Produkten und ausgezeichneter Beitragsstabilität bleibt ein bedeutendes Geschäftsfeld

Als besonderer Herausforderunge bezeichnete Vorstandsvorsitzender Bohn das Thema Nachhaltigkeit. Die ALH Gruppe beschäftigte sich seit vier Jahren sehr intensiv mit Themen der Nachhaltigkeit. Jeder Vorstand verfolge das die Ziel mit Nachdruck, betonte Bohn.

„Nachhaltigkeit wird uns über Jahre beschäftigen“

Im Handlungsfeld „Nachhaltige Kapitalanlage“ seien 2020 die „Prinzipien für verantwortliches Investieren“ (Principles for Responsible Investment, PRI) unterzeichnet worden. Damit verpflichtete sich die Gruppe dazu, Nachhaltigkeitskriterien im Investmentprozess nachweisbar zu berücksichtigen.

Die Kapitalanlagen stellen laut Bohn aufgrund ihres Volumens (31.12.2020: insgesamt 45,3 Milliarden Euro) einen wichtigen Hebel für ein spürbares Nachhaltigkeits-Engagement dar. Zudem trete der Konzern bei der Aktienanlage als „aktiver Investor“ auf: Um Nachhaltigkeitsziele mit mehr Nachdruck bei den investierten Unternehmen durchzusetzen, bündelte die Gruppe ihre Interessen mit anderen Investoren.

„Immer mehr Kunden lassen nachhaltige Kriterien in ihre Anlageentscheidung einfließen. Deshalb bietet ihnen die Alte Leipziger für die Altersvorsorge mit Versicherungen, in denen die Beiträge in Fonds angelegt werden, inzwischen 30 nachhaltige Fonds an, die sich an ESG-Kriterien ausrichten“, sagte Bohn. Die ALH Gruppe plane für 2021, ihr Nachhaltigkeitsengagement durch eine anerkannte Rating-Agentur bewerten und zertifizieren zu lassen. „Nachhaltigkeit ist ein Mega-Thema, dass uns über Jahre beschäftigen wird“, so das Fazit des Vorstandsvorsitzenden.

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