Alternative Risikoprämien: Zeit, mit den Mythen aufzuräumen

Für eine einfachere Definition von ARP bietet es sich möglicherweise an, das simplere Konzept des «alternativen Betas» zu nutzen. ARP-Strategien sind effektiv eine Erweiterung des faktorbasierten Investierens in unterschiedliche Faktoren und Anlageklassen – nicht nur in Aktien. Das Ziel besteht darin, Quellen zu nutzen, die historisch als Alpha bezeichnet wurden, von Fachleuten aber als «verborgenes Beta» oder Risikoprämien bezeichnet werden.

Diese Art von Beta lässt sich nicht mit Long-only-Anlageansätzen erschließen. Stattdessen werden hierzu exakt die Techniken eingesetzt, die auch größtenteils von Hedgefonds genutzt werden, unter anderem Spread-Trading (Long-Short-Positionen), die Nutzung nicht linearer Auszahlungsprofile (Optionen) und dynamische Engagements (Hebelung). Man kann ARP-Strategien auch als «liquide Diversifikatoren» bezeichnen:

Die Instrumente, in die sie investieren, weisen eine gute Liquidität auf und ihr Ertragsprofil ist auf eine geringe Korrelation mit traditionellen Vermögenswerten ausgelegt.

Mythos 3: ARP-Strategien sind eine Nische, die für die meisten Anleger ungeeignet ist

ARP – das einst hässliche Entlein des alternativen Anlageuniversums mit der unerfreulichen Aufgabe, den schönen Hedgefonds-Schwänen zu zeigen, dass ihre realisierte Performance möglicherweise nicht ganz dem Anschein entspricht – ist mittlerweile selbst zu einem schönen weißen Schwan herangewachsen.

Das Konzept fasst bei Anlegern weltweit immer fester Fuß. Vor allem, weil ARP-Strategien die Möglichkeit bieten, Performancemuster zu generieren, die bis vor Kurzem weitgehend ungenutzt blieben und nur für die versiertesten Hedgefondsmanager zugänglich waren – in einem Format, das zudem transparent, liquide und kosteneffizient ist. Dennoch muss ein Großteil des ARP-Universums erst noch eine ausreichend lange Erfolgsbilanz aufbauen, um konservative Anleger anzuziehen.

Es gestaltet sich vergleichsweise schwierig, die Größe der wachsenden ARP-«Industrie» zu definieren, da einige ARP-Angebote nach unserer Einschätzung nicht zu Recht als «reine» ARP-Strategien bezeichnet werden können. Im 4. Quartal 2018 meldete Cambridge Associates jedoch, dass das Team im Zuge seines Researchs ein Universum von 33 ARP-Strategien beobachtet, die zusammen Vermögen in Höhe von über 73 Mrd. USD verwalten. Dieses Universum ist eindeutig zu umfangreich, um es noch als Nische bezeichnen zu können!

Dr. Lars Jaeger ist Leiter der Alternative Risk Premia Sparte von GAM Systematic. Die ARP-Erfahrung des GAM Systematic Teams reicht bis ins Jahr 2004 zurück.

 

Foto: GAM

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