(K)ein Rezept gegen Altersarmut

Die Garantieanforderungen müssen deshalb dringend an die Realität auf den Kapitalmärkten anpasst werden – um dem Arbeitgeber Haftungsrisiken zu nehmen und um Arbeitnehmern die Chance zu geben, auch ansprechende Erträge erwirtschaften zu können. Nur unter diesen Voraussetzungen wird die bAV in den Unternehmen die nötige Akzeptanz finden.

Keine ideale Lösung ist in diesem Zusammenhang auch das viel diskutierte Opting-out-Prinzip in der bAV, bei dem der Arbeitnehmer einer automatisch abgeschlossenen bAV widersprechen kann. Denn gerade diejenigen, die es am nötigsten hätten, werden darauf verzichten. Besser ist eine privatwirtschaftlich organisierte verpflichtende Lösung, wie sie erfolgreich in der Schweiz praktiziert wird. Zwar kämpft auch das Drei-Säulen-Modell der Schweizer mit dem Niedrigzinsumfeld.

Verpflichtende Teilnahme von Arbeitnehmern an der bAV

Doch das dortige Solidarprinzip und ein risikotoleranterer Umgang mit Kapitalanlagen zeigen Wirkung. Laut OECD erhält ein Schweizer Rentner im Vergleich zu einem Deutschen etwa 50 Prozent mehr bei ähnlicher Einzahlung. Das System fördert Eigenverantwortung und Finanzbildung. Nachhaltig kann Altersarmut nur vermieden werden, wenn möglichst viele Menschen früh regelmäßig sparen – denn wer bereits im Arbeitsleben wenig einzahlt, erhält auch wenig zurück.

Unerlässlich ist zudem eine verpflichtende Teilnahme von Arbeitnehmern an der bAV und die Möglichkeit, mit Vorsorgeprodukten eine attraktive Rendite zu erwirtschaften, was aktuell mit den gesetzlichen Garantieanforderungen kaum mehr möglich ist. Das Dauerthema Rente wird uns ganz sicher noch lange begleiten, auch über den anstehenden Wahlkampf hinaus. Doch nur mit anderen Rahmenbedingungen können wir ein wirkungsvolleres Rezept gegen Altersarmut finden.

Dr. Markus Leibundgut ist Chief Executive Officer von Swiss Life Deutschland.

Foto: Swiss Life

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