Altersvorsoge reloaded: „Jeder der pfiffig ist, macht sich das zunutze“

Wir haben mit Kapitalmarktthemen begonnen, nun schließen wir auch mit einem solchen, was zugleich auch ein Trendthema ist. Es geht um ELTIF 2.0: Sinnvolle Ergänzung für den Produktmix oder überflüssiges Anlagevehikel, wie fällt Ihre Bewertung aus?

Krahnenfeld: Gute Frage. Wenn man im Vertrieb unterwegs ist sagen 80 bis 90 Prozent: „Ja, super. Es erweitert mein Produktspektrum.“ Stellt man die zweite Frage „Wer macht es denn konkret, setzt es denn auch um?“ Da ist das Feedback sehr viel verhaltener. Die Herausforderungen liegen in der Umsetzung, der Handelbarkeit auch bei den Verwahrstellen. Es gibt eine Nachfrage, es gibt einen Markt. Ich sehe aber noch keinen Durchbruch. Dennoch setzen wir uns mit dem Thema intensiv auseinander.

Stenger: Die Frage ist doch, brauchen wir die Alternative Assets? Da bin ich mir offengestanden nicht so sicher.

Lehmann: Da muss ich klar widersprechen. Ich sehe nur einen massiven Angebotsdruck. Ich könnte jeden Tag hier in Frankfurt drei Termine zum Thema ELTIF vereinbaren:. Vertrieblich ist bisher allerdings kaum Resonanz zu vermelden. Als Vollsortimenter werden wir aber ELTIF anbieten, weil wir den Anspruch haben, ein Regal anzubieten, das alle Produkte umfasst. Zudem wird nach der Sommerpause die Marketingmaschine anlaufen. Damit einher wird ein gewisser Erfolg gehen, davon bin ich überzeugt.

Härtl: Die Frage muss erlaubt sein, ob ELTIF 2.0 ein Trendthema ist oder ob nicht gerade versucht wird, dieses Vehikel zum Trend zu erklären. Wahrscheinlich stimmt noch das letztere. Natürlich passt das Produkt gut in die grüne Europa-Politik der EU-Kommission. Es erschließt auch in der klassischen OGAW-Form für Privatanleger bisher nicht erwerbbare Anlageklassen, wie Private Equity und Infrastruktur. Für viele Privatinvestoren könnte aber der sehr lange Investmenthorizont in Verbindung mit den Einschränkungen bei der Anteilsrückgabe ein Grund sein den ELTIF links liegen zu lassen. Die Verkaufszahlen des ELTIF 2.0 sind deshalb in den nächsten 6 bis 12 Monaten eng zu verfolgen, um sich ein abschließendes Bild zu machen.

Nonner: Ich halte es für ein interessantes Anlagesegment mit vielen Chancen in der Beratung, weil der Anlagehorizont ein anderer ist, weil die Renditemöglichkeiten andere sind, weil es Zugang zu Märkten eröffnet, die sich Anlegerinnen und Anleger sonst oft nicht erschließen können. Aber am Ende ist die Abwicklung eben nicht einfach standardisierbar und skalierbar, sondern ELTIFs haben oft sehr unterschiedliche Abwicklungsmodalitäten Das muss ich systemseitig abbilden können, um die Produkten kosteneffizient und automatisiert abwickeln zu können. Im Kauf und bei Rückgaben. Es sind noch viele technische Details offen Standardisierung wird deshalb sehr wichtig sein.

Stenger: Wir erwarten, dass es stark in der Altersvorsorge Einzug halten wird, und zwar nicht ausschließlich, sondern in einer Mischform. Ich habe einen Grundbaustein, Core Investment Alternative, und mache über UCITS und liquide Ebenen drum herum was, und kann dann dementsprechend beide Vorteile gemeinsam in den Vordergrund schieben und vermeide die zu Recht beschriebenen Probleme auf der ELTIF-Seite. Der ELTIF ist eine europäische Standardisierung. Wir haben Alternatives jetzt so dazugebaut, dass wir in den Top 10 der Alternative-Lieferanten sind. Grundsätzlich bleibt aber die Frage, wo der ELTIF eingesetzt werden wird. Da ist die Diskussion noch nicht zu Ende.

Nonner: Da schließt sich dann auch ein wenig der Kreis. Wir hatten vorhin über Financial Education gesprochen, jetzt sprechen wir über Alternative Investments. Wenn die Leute noch nicht mal verstanden haben, was eine Aktie ist, ist das Alternative-Thema noch viel weiter weg.

Buchholz: Aber irgendwelche Trends verkaufen sich dann auch teilweise einfacher, und so ist es auch mit den Themenfonds. ELTIFs spielen häufig mehrere Themen. Dann brauche ich wirklich eine aktive Betreuung. Es ist garantiert möglich, wenn ich ein gewisses Vermögen habe, dass ein Berater sich dann auch so darum kümmert. Aber für den Durchschnittskunden ist das in der Regel nicht permanent möglich – wenn ich nur auf Themenfonds setze – da richtig dabei zu sein, also als Beimischung zur einer Anlagestrategie geeignet.

Die Diskussion leitete Frank O. Milewski, Cash.

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