„Ab 45 möchte niemand mehr spekulieren“

Im zweiten Teil des Cash.-Interviews spricht Dr. Thomas Wiesemann, Vorstand der Allianz Lebensversicherungs-AG, über die Reform der betrieblichen Altersversorgung und das Problembewusstsein in der Bevölkerung in Sachen Altersvorsorge.

"Die Babyboomer erleben erstmals bei ihren eigenen Eltern, was Pflege heißt und was es sie kostet. Sie erkennen daher die Notwendigkeit der Vorsorge."
„Ab 45 möchte niemand mehr spekulieren.“

Cash.: Die Altersvorsorge ist ja auch wieder zum Thema der Politik geworden. Wie groß ist die Verunsicherung der Verbraucher?

Wiesemann: Ich sehe keine Verunsicherung bei unseren Kunden. Die Bundesregierung unterstützt das Dreisäulenmodell, das ist richtig und wichtig. Es wird für uns essenziell sein, alle drei Säulen weiterhin zu kombinieren und die Alterssicherung in Deutschland zukunftsfest zu machen. Die jetzige Gesetzesinitiative zielt ja vor allem auf die zweite Säule ab, auf die betriebliche Altersvorsorge (bAV). Wir halten es für richtig, die bAV weiter zu stärken. Dies gilt insbesondere für die Bezieher geringerer Einkommen sowie für kleinere und mittlere Unternehmen. Insgesamt ist die bAV in Deutschland eine echte Erfolgsgeschichte, gerade wenn man mal ins Ausland schaut. Dort beneiden uns viele darum. Rund 60 Prozent der Arbeitnehmer haben in Deutschland eine bAV, wenn man Riester noch hinzunimmt, sind es sogar 70 Prozent. Jetzt kommt es darauf an, diese positive Entwicklung weiterzuführen.

Wird die geplante bAV-Reform dazu beitragen?

Es steht ja ein ganzes Maßnahmenpaket zur Diskussion. Insbesondere die steuerlichen Elemente sind aus meiner Sicht zielführend. Dies gilt zum einen für die Geringverdienerförderung und zum anderen für die Freibeträge bei der Grundsicherung. Auch den Plan, den Dotierungsrahmen im Paragrafen 3.63 Einkommenssteuergesetz zu erweitern, halte ich für sinnvoll, weil dies die Komplexität auf der Unternehmensseite verringern kann. Man wird dann möglicherweise häufiger mit nur einem Durchführungsweg auskommen können. Die geringere Komplexität hilft auch bei der weiteren Verbreitung der bAV. Bei den Plänen der Großen Koalition in Sachen Zielrente gibt es dagegen noch offene Fragen. Wichtig ist, dass bestehende Versorgungswerke hierdurch nicht beeinträchtigt werden.

Seite zwei: „Hohes Problembewusstsein

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