Laut einer Studie des Versicherungskonzerns Allianz SE muss die kommende Rentnergeneration mehr Verantwortung für die eigene Altersvorsorge übernehmen. Zudem müssen sich demnach die Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer erhöhen. Nur so könne im Alter ein angemessenes Einkommen erreicht werden.
„Damit zukünftige Ruheständler ein Alterseinkommen in vergleichbarer Höhe mit dem der heutigen Rentner erzielen, müssen sie ihr Sparverhalten und ihre Arbeitseinstellung ändern. Jeder Einzelne muss mehr Verantwortung für ein angemessenes Einkommen im Alter übernehmen und seine Altersvorsorge überdenken“, sagt Jay Ralph, Vorstandsmitglied der Allianz SE, zuständig für Asset Management.
Laut der Studie „Allianz Demographic Pulse“ vollziehe sich nach zehn Jahren Rentenreformen in Westeuropa und der Einführung neuer Altersvorsorge-Systeme in Osteuropa und Asien ein Strukturwandel bei den Alterseinkommen. Es wachsen demnach nicht allein die Anteile privater und betrieblicher Renten, sondern auch die Bedeutung privater Vermögen und der Erwerbstätigkeit als Pensionseinkommen nehmen zu. Es sei aber noch nicht abzusehen, ob diese Zuwächse ausreichen, um die Abstriche bei der staatlichen Rente auszugleichen.
Anteil der 60- bis 64-Jährigen im Erwerbsleben gestiegen
Zudem werde der Strukturwandel im Rentensystem in Deutschland durch Schuldenkrise, starke und häufige Schwankungen an den Finanzmärkten sowie durch das Niedrigzinsumfeld substantiell herausgefordert, so die Studie. Diese Entwicklungen hätten die Möglichkeiten einer kapitalgedeckten Altersvorsorge eingeschränkt.
Mittlerweile üben demnach Arbeitnehmer ihren Beruf nicht nur deshalb länger aus, weil das Renteneintrittsalter angehoben wurde, sondern weil ihre Einnahmen aus kapitalgedeckten Rentenplänen krisenbedingt niedriger als erwartet ausfallen und sie länger als vorgesehen für das Alter sparen müssen. Infolgedessen habe sich in Europa, Asien und den USA die Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen über die letzten zehn Jahre erhöht. In Europa war der Zuwachs in Deutschland und in den Niederlanden mit einer satten Verdoppelung der Studie zufolge besonders hoch.
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Bedeutung der gesetzlichen Rentenimmt ab
Die zahlreichen Rentenreformen in westlichen Ländern vor zehn bis 15 Jahren hatten einen Rückgang des Rentenniveaus bei der gesetzlichen Vorsorge zur Folge, so die Studie. Berechnungen für 16 OECD Länder zeigen demnach, dass es in Staaten mit besonders weitreichenden Reformen im Durchschnitt Leistungskürzungen um 22 Prozent für Männer und um 25 Prozent für Frauen gab.
Gleichzeitig seien allerdings Maßnahmen eingeleitet worden, um die betriebliche und private Altersvorsorge zu fördern. Zukünftig werden moderne Rentensysteme daher auf verschiedenen Säulen ruhen, prognostiziert die Allianz-Studie. Das Alterseinkommen werde nicht allein aus der staatlichen Rentenversicherung kommen, sondern auch aus Erwerbstätigkeit und Einkünften aus privaten Pensionsvermögen.
Mehr sparen und Beschäftigungschancen verbessern
Nach mehr als zehn Jahren Rentenreformen habe sich die Altersvorsorgestruktur in fast allen Ländern, die in der Allianz-Studie untersucht wurden, geändert, besonders deutlich dort, wo der Prozess früh angestoßen wurde. Fast durchgehend sei der Anteil am Alterseinkommen aus der gesetzlichen Rente zurück gegangen. In Schweden, Deutschland oder Frankreich wurden diese Einbußen demnach durch Alterseinkommenszuwächse aus Vermögen oder privater Altersvorsorge ausgeglichen.
Ob diese Zuwächse jedoch in der tatsächlichen Ruhestandsphase ausreichen werden, um Kürzungen bei der staatlichen Rente vollständig aufzufangen, bleibt der Studie zufolge offen. „Eine der zukünftigen Herausforderungen ist es, die Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer zu verbessern. 65 Prozent der Beschäftigten in Europa möchten die Möglichkeit erhalten, im Alter teils von Erwerbsarbeit und teils von Renteneinkommen zu leben“, sagt Ralph.
Die Menschen müssten sich an die neue Renten-Wirklichkeit gewöhnen. Dabei sei mehr sparen wichtig. Das Sparen könnte demnach beispielsweise dadurch gefördert werden, dass vermehrt von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werde, Altersvorsorge-Beiträge direkt vom Gehalt abzubuchen und in einen Rentenplan einzuzahlen. (jb)
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