Nach Umfragen tut ein Viertel der Bürger überhaupt nichts für die eigene Altersvorsorge. Aus der sogenannten „Generation der Erben“ –also der zwischen 30- und 60-jährigen – hoffen viele auf eine spätere Absicherung durch eine Erbschaft.
Erbschaften sehr einseitig verteilt
Hoffnungsvolle Zahlen hierfür liefert das Statistische Bundesamt, wonach 2013 über 30 Milliarden Euro vererbt wurden. Viel zu wenig, sagt die Postbank, ihre Schätzungen liegen beim knapp Zehnfachen, bei steigender Tendenz.
Allerdings rechnet nur ein Fünftel aus dieser Generation in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten mit einer Erbschaft. Nur jeder 20. Erbe rechnet im übrigen mit einem Nachlass von mehr als 300 000 Euro.
Die überwiegende Mehrheit der Deutschen geht im übrigen davon aus, dass diese Erbschaften sehr einseitig verteilt sind und wenig Ersatz für die eigene Altersvorsorge darstellen. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA).
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Ebenfalls eine Mehrheit hält die langfristige Entwicklung des Erbschaftsvolumens für unsicher, weil nachrückende Erben immer länger leben und mehr für den eigenen Konsum ausgeben. Daher werden die Erbschaften trotz der 3,1 Billionen Euro, die von 2015 bis 2024 zur Vererbung anstehen, tendenziell niedriger ausfallen.
Vorsorgebereitschaft stärken
Dass weniger vorgesorgt wird, dafür gibt es Gründe. Mit Sparen und Anlegen ist derzeit eine gute risikofreie Rendite nicht machbar. Unteren sozialen Schichten fehlen überdies die Möglichkeiten.
Das Verdrängen von Zukunftsproblemen durch die Politik und der dauernde Hinweis auf die stabile wirtschaftliche Lage hat bei vielen Bürgern auch zu einem steigenden Vertrauen in die staatliche Absicherung geführt. Eine trügerische Erwartung, wie gleichzeitig viele Menschen glauben.
Jeder Zweite macht sich nämlich Sorgen um seinen Lebensstandard im Alter. Zur Stärkung der Vorsorgebereitschaft kommt man deshalb an einigen einfachen Wahrheiten nicht vorbei. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales berichtet, dass das Sicherungsniveau vor Steuern von 48 Prozent 2014 auf nur noch 44,4 Prozent 2028 absinken wird.
Alleine mit der gesetzlichen Rentenversicherung bleibt also das deutsche System nicht tragfähig. Der Betriebsrente als zweite Säule der Alterssicherung kommt eine vermehrte Bedeutung zu, Nachholbedarf hat aber vor allem die private Altersvorsorge, mit deren Aufbau möglichst früh begonnen werden sollte.
Altersvorsorge ist ein Langzeitprojekt. Mit intelligenten Finanzplanungen für längere Perioden für Menschen, die erfreulicherweise immer älter werden und für einen sorgenfreien Lebensabend künftig mehr als heute tun müssen.
Der Autor Professor Dieter Weirich ist neben Klaus Morgenstern Vorstandssprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), einer in Berlin angesiedelten Denkfabrik zur Stärkung der privaten Vorsorge.
Foto: DIA