Altersvorsorge: Garantien seit 2000 um 60 Prozent teurer

Die klassische Altersvorsorge mit Garantierenten hat sich seit dem Jahr 2000 für die Sparer erheblich verteuert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), die am Mittwoch gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) in Berlin vorgestellt wurde.

Allein durch die Absenkung des Rechnungszinses sei der Preis für eine Garantierente um etwa 41 Prozent gestiegen, berichten die Studienmacher.

Wie die Studienmacher vorrechnen ist die Einmalprämie, die für eine lebenslange Garantierente von 100 Euro im Monat benötigt wird, in den zurückliegenden 15 Jahren um 60 Prozent angestiegen. Der Modellrechnung zufolge mussten Sparer zur Jahrtausendwende für eine lebenslang garantierte Rente in Höhe von 100 Euro monatlich etwa 18.200 Euro aufbringen.

„Altersvorsorgesparer müssen heute wesentlich größere Beträge aufbringen“

Ein Versicherungsnehmer, der heute eine solche Leibrente abschließe, müsse für die identische Leistung mehr als 29.100 Euro aufbringen (siehe erste Grafik). „Altersvorsorgesparer müssen heute also wesentlich größere Beträge aufbringen, um den späteren Ruhestand abzusichern“, fassen die Autoren zusammen.

Quelle: IVFP

Die Studie begründet den Anstieg mit zwei verschiedenen Ursachen: Zum einen gehe die negative Entwicklung für die Sparer auf die Absenkung des Rechnungszinses zurück, der vom Verlauf der Kapitalmarktzinsen abhänge. Da die Kapitalmarktzinsen seit der Finanzmarktkrise im Jahr 2007 erheblich gesunken sind, wurde der Rechnungszins in mehreren Schritten bis auf 1,25 Prozent abgesenkt (siehe zweite Grafik).

Absenkung des Rechnungszinses verteuert Garantierente um 41 Prozent

Zum anderen führten aber auch biometrische Trends, wie die Einführung der Unisex-Tarife und die Erhöhung der Lebenserwartung, zu einer Verteuerung der Garantien, so die Erklärung der Autoren. Allein durch die Absenkung des Rechnungszinses sei der Preis für eine Garantierente um etwa 41 Prozent gestiegen, heißt es.

Quelle: Statista, IVFP

„Das ist der Preis, den die Altersvorsorgesparer für die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank bezahlen“, sagt Professor Michael Hauer, Geschäftsführer des IVFP. Die Verteuerung der klassischen Garantien werfe zunehmend die Frage auf, so Hauer, welche Alternativen für die Altersvorsorge anstelle der bekannten Garantieleistungen in Frage kämen. Neue Spielräume für innovative Produktkonzepte ergibt sich den Studienmacher zufolge aus der „seit Jahren zunehmenden Lebenserwartung“.

[article_line]

So stellt Forscher Hauer fest, dass selbst nach Rentenbeginn noch „eine beträchtliche Zeitspanne“ verbleibe, in der das angesammeltes Guthaben der Sparer kapitalmarktnah angelegt werden könne, „weil Wertschwankungen über den restlichen Zeitraum ausgeglichen werden“. So würde eine 65-jährige Person in Deutschland noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von mehr als 20 Jahren besitzen – und das sei nur der statistische Durchschnitt, betonen die Autoren.

Dieser Wert habe für den Einzelnen jedoch „keine Bedeutung“. Denn lege man die Annahmen der Sterbetafel der Deutschen Aktuar­vereinigung zugrunde, würden Männer mit einer Wahrscheinlichkeit von 35 Prozent älter als 90 Jahre und mit 16 Prozent Wahrscheinlichkeit sogar älter als 95 Jahre. Unter den Frauen überlebten 53 Prozent das Alter von 90 Jahren und 29 Prozent das Alter von 95.

Wachsende Bedeutung für kapitalmarktnähere Verrentungskonzepte

Weiter ist sich Hauer sicher, dass künftig kapitalmarktnähere Verrentungskonzepte an Bedeutung gewinnen werden, „die je nach Ausprägung geringere Garantierenten mit der Chance auf deutlich höhere Rentensteigerungen als bei der konventionellen Verrentung kombinieren“.

DIA-Sprecher Klaus Morgenstern ergänzt: „Das Deutsche Institut für Altersvorsorge plädiert daher dafür, den Sparern auch bei den staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten größere Wahlfreiheit einzuräumen.“ Der Sparer solle selbst entscheiden, wie viel Beitragsgarantie und wie viel Garantierente er sich leisten wolle.

„Wer sich für die bisherige konventionelle Verrentung entscheidet, muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass er deutlich mehr Geld für die Altersvorsorge aufwenden muss“, gibt Morgenstern zu bedenken. (lk)

Foto: Shutterstock

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments