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Franklin Templeton: „Altersvorsorge ist für uns ein absolutes Wachstumsfeld“

Foto: Franklin Templeton
Martin Stenger, Franklin Templeton

Martin Stenger ist Director Sales – Business Development Insurance & Retirement Solutions für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Franklin Templeton International Services. Mit ihm sprach ich über die Altersvorsorge unter einer neuen Bundesregierung, die Chancen für den Vertrieb durch die Digitale Rentenübersicht und die Positionierung von Franklin Templeton im Altersvorsorgesegment. Das Gespräch fand vor dem Ausbruch der Zollstreitigkeiten statt.


Wo steht Deutschland in Sachen Altersvorsorge im internationalen Vergleich?
Stenger: Wir sind das einzige Land, das in den Top-Ten der Pensionsfonds weltweit nicht auftaucht, also kapitalmarktnahe Ausrichtung von Vorsorge. Dort findet man Norwegen, USA, Kanada, und selbst die Niederlande – obwohl das Land nicht groß ist – ist mit einem Pensionsfonds von 500 Milliarden Euro vertreten. Früher hätte man gefragt: Wo ist Behle? Jetzt müssen wir fragen: Wo ist Deutschland in der Nutzung des Kapitalmarkts? Der Druck müsste eigentlich auch für eine Folgeregierung hoch genug sein, weiterzumachen. Jetzt ist nur die Frage: Wer sitzt künftig im Bundesfinanzministerium?
Viele haben sich sicherlich schon gedanklich mit dem Altersvorsorgedepot beschäftigt. Wo liegen dabei die Vorteile verglichen mit den Konzepten, die von CDU und SPD favorisiert werden?
Stenger: Das vorgeschlagene AV-Depot war in seiner Förderung und Darstellung sehr leicht verständlich aufgebaut. Man hat aus der Zeit der Riester-Produkte gelernt. Hier war klar, welche Förderung bekomme ich für wie viel Eigenleistung in Geld. Auch die Flexibilisierung im Umgang mit dem angesparten Geld wurde berücksichtigt. Hier gab es keinen Zwang zum Wechsel mehr. Dies sollte dem Kunden oder auch Bürger freigestellt werden. Ebenso war es in seiner angedachten Konstruktion auch für ein jüngeres Publikum durchaus attraktiv. Es bleibt spannend, wie viel Reformschwung aus der Fokusgruppe in der neuen Regierung noch vorhanden ist.


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Stichwort Digitale Rentenübersicht (DRÜ). Das Projekt läuft seit Anfang des Jahres jetzt offiziell und verpflichtend. Was hören Sie dazu?
Stenger: Es läuft in der Tat, aber es wird auch noch eine Marketingwelle seitens der Gesetzlichen Rentenversicherung geben. Für mich ist es eigentlich der perfekte Ausgangspunkt für eine solide, saubere Beratung. Und sie sorgt für Transparenz bei den eigenen Finanzen. Denn eine aktuelle Studie unter Rentnern hat erhebliche Wissenslücken zutage gefördert, wenn es um die Themen Steuern und KV-Beiträge geht, die von Rentnern gezahlt werden. Hier schafft die DRÜ auch ein klares Bild.

Was fehlt aus Ihrer Sicht in der DRÜ noch?
Stenger: Es fehlt aus meiner Sicht lediglich die Betrachtung vor und nach Steuern bzw. die Berücksichtigung der Beiträge zur Krankenversicherung im Alter. Man könnte auch darüber nachdenken, die selbstgenutzte Immobilie und deren Mietersparnis im Alter hier mit zu berücksichtigen. Grundsätzlich ist die Einführung der DRÜ aber sehr zu begrüßen. Ich kann nur jedem Vermittler raten, auf dieser Basis eine Beratung zu beginnen bzw. aufzubauen.

Schauen wir einmal auf Franklin Templeton. Welche Rolle spielt die Altersvorsorge?
Stenger: Für uns ist es ein absolutes Wachstumsfeld. Unsere Zukäufe wie zum Beispiel Putnam, das hochspezialisiert auf Lebenszyklusmodelle in unterschiedlichen Ausprägungen ist, hat das noch einmal unterstrichen. Insbesondere beim begleiteten Entsparen, werden wir uns sehr stark einbringen und Druck bei den Deutschen herausnehmen. Mit 67 muss das Sparen, darf es vermutlich auch gar nicht, enden. Es braucht intelligente Konzepte, die das Entsparen und das gleichzeitige Weitersparen ermöglichen. Dafür brauchte es auf der Asset-Management-Seite Spezialisten wie uns. Da darf man mit uns rechnen. Das ist ein sehr spannendes Themenfeld.

Wie ist Franklin Templeton beim Thema ELTIF 2.0 positioniert?
Stenger: Ich halte Alternative Investments für ein starkes Thema. Ob es in Form von ELTIFs sein muss, weiß ich indes nicht. Ich spreche viel mit Versicherern. Da gibt es auch andere gestalterische Möglichkeiten. Aber es ist grundsätzlich ein Thema, das absolut zu begrüßen ist.

Stichwort Fondspolicen: weiterhin ein Wachstumsmarkt?
Stenger: Ich habe Anfang des Jahres auf einer Jahresauftakttagung bereits gesagt, die Fondspolice ist eigentlich der Gewinner des Ampel-Aus: Denn es ist sowohl das AV-Depot auf der Strecke geblieben als auch Betriebsrentenstärkungsgesetz und Generationenkapital. Es ist nichts mehr gekommen, was in irgendeiner Form das Thema Rente oder Vorsorge tangiert. Und das hat den Druck auf den privaten Bürger „Ich muss was tun“ immens erhöht, wenn es so bliebe. Die nächste Regierung wird vielleicht da irgendwas machen. Aber Status-quo heißt: Du brauchst ganz schön Schwung in deiner privaten Altersvorsorge.

Letzte Frage: Was ist von Franklin Templeton für dieses Jahr zu erwarten? Worauf kann sich der Vertrieb freuen?
Stenger: Im neuen Jahr dürfen Sie von uns neben weiteren tollen ETFs auch den Einzug von Alternative Investments in den Vorsorgebereich erwarten. Außerdem dürfen wir Putnam als weiteres Mitglied der Franklin Templeton Familie auf dem deutschen Markt vorstellen. Putnam ist unter anderem spezialisiert auf Retirement Produkte wie Target Date Roll down oder auch LifeCycle Produkte. Damit ist Franklin Templeton im Bereich der Altersvorsorge hervorragend aufgestellt.

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